
Mitte der 1950er-Jahre beauftragte die Stadt Zürich die Baugesellschaft Luggweg, auf zwei städtischen Grundstücken in Altstetten preisgünstige Wohnungen zu bauen – insgesamt 276. Davon wurden 128 Wohnungen im Baurecht an die Baugenossenschaft der Strassenbahner übertragen, während 148 Wohnungen entlang der Luggwegstrasse im Besitz der Stadt blieben. Um die Mietpreise weiter zu senken, gewährte die Stadt eine zusätzliche Abschreibung, wodurch die Mieten um 14 Prozent reduziert werden konnten. Parallel zur Wohnsiedlung wurde auch ein Kindergarten errichtet.
Die Siedlung ist bereits von Weitem gut erkennbar: Zwei achtgeschossige Häuser mit markanten Laubengängen – überdachten, jedoch nicht vollständig geschlossenen Passagen entlang der Gebäudefassade – prägen das Erscheinungsbild und dienen als Orientierungspunkte im Quartier. Dazwischen reihen sich niedrigere, dreigeschossige Doppelhäuser entlang der Strasse. Auf der gegenüberliegenden Seite bilden Häuserzeilen zusammen mit Garagen und einem Kindergarten kleinere, hofartige Räume. Die Anlage wurde nach Plänen von Karl Egender – dem Architekten des Hallenstadions und des Warenhauses Globus – sowie Wilhelm Müller errichtet.
Die Erneuerung von 2014 bis 2016 erhielt die Qualitäten der Wohnsiedlung und passte sie behutsam den heutigen Anforderungen an. Die hohen Gebäude erhielten grössere Balkone mit gläsernen Brüstungen. Dadurch wirken sie heute moderner und offener. Die niedrigeren Häuser hingegen wurden zurückhaltender saniert, um den ursprünglichen Charakter zu erhalten. Typische Gestaltungselemente wie die Vordächer über den Eingängen und die dekorativen Fenstergitter blieben erhalten – sie erzählen weiterhin die Geschichte der Siedlung.
Im Rahmen der Sanierung wurden Wohnungen zusammengelegt, um das Angebot für Familien zu verbessern. Dabei entstanden zusätzliche 4,5- und 5,5-Zimmer-Wohnungen. Auch kleinere Einheiten wurden angepasst: Aus 1-Zimmer-Wohnungen wurden 2,5-Zimmer-Wohnungen.
Die Wohnungen sind zwar kompakt und einfach ausgestattet, wirken aber sehr wohnlich. Dafür sorgen eine durchdachte Raumaufteilung und wertige Materialien: Steingut im Eingangsbereich, Fliesen in Bad und Küche, Linoleum in den Schlafzimmern und Parkett im Wohnzimmer. Diese Materialkombination verleiht den Räumen eine warme und lebendige Atmosphäre.
Trotz umfassender Modernisierung bleiben die Wohnungen bezahlbar – ein zentrales Ziel der Sanierung. Der durchschnittliche Mietpreis liegt bei 164 Franken pro Quadratmeter und Jahr (Stand 2025).
Ein besonderer Wert der Siedlung liegt im alten Baumbestand, der nicht nur Schatten spendet, sondern auch wesentlich zur wohnlichen Atmosphäre beiträgt. Entlang der westlichen Grundstücksgrenze verläuft der renaturierte Albisrieder Dorfbach und begleitet einen beliebten Fussweg zum Gemeinschaftszentrum Bachwiesen und zum Schulhaus Altstetterstrasse.
Die Aussenanlagen wurden behutsam erneuert: Spielplätze neugestaltet, Wege instandgesetzt und zusätzliche Fahrradboxen aufgestellt. Altbewährte Einrichtungen wie Wäschetrockenplätze und Teppichklopfstangen blieben erhalten – sie werden weiterhin gerne genutzt und fördern das nachbarschaftliche Miteinander. Die Sitzplätze der Erdgeschosswohnungen wurden neu abgegrenzt, um mehr Privatsphäre zu schaffen.
Die Fluktuation unter der Mieterschaft ist gering. Viele leben seit Jahrzehnten in der Siedlung, einige sogar seit ihrer Kindheit. Die Bewohnerschaft ist vielfältig und das Zusammenleben von einer freundschaftlichen Atmosphäre geprägt. Die Sanierung erfolgte etappenweise, sodass es vielen Mieterinnen und Mietern möglich war, innerhalb der Siedlung umzuziehen und im vertrauten Umfeld zu bleiben.
Die Lage der Siedlung bietet viele Vorteile. Die Schulwege sind kurz: zum Schulhaus Altstetterstrasse (Primarschule) und zum Schulhaus Kappeli (Oberstufe) sind es nur wenige Minuten zu Fuss. Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungen und Restaurants im Zentrum von Altstetten zwischen Lindenplatz und Bahnhof sind gut erreichbar.
Für Freizeit und Erholung sorgen der nahe gelegene Bachwiesenpark, das Gemeinschaftszentrum Bachwiesen und die Anlage des Familiengartenvereins Altstetten-Albisrieden. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist mit Tram- und Busstationen an der Grimselstrasse und der Busstation Rautistrasse ausgezeichnet.
Die Sanierung der Siedlung ist ein Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit. Anstatt die Gebäude abzureissen und neu zu bauen, wurde der Bestand sorgfältig erhalten und gezielt modernisiert. Dieser ressourcenschonende Ansatz schützt nicht nur die Umwelt, sondern erhält auch die gewachsene Identität des Ortes.
Im Zuge der Erneuerung wurden die Gebäude energetisch verbessert, ohne den Anspruch auf bezahlbaren Wohnraum aus den Augen zu verlieren. Ein weiterer Schritt zur Klimaverträglichkeit erfolgt 2026: Die bestehende Gasheizung wird durch einen Anschluss an den Fernwärmeverbund Altstetten ersetzt – damit können die Wohnungen künftig fossilfrei beheizt werden.
- Baujahr 1959–1960
- Architektur Karl Egender, Wilhelm Müller
- Instandsetzung 2013–2016
- Architektur Meletta Strebel Architekten, Luzern / Zürich
- Raumprogramm 121 Wohnungen, Kindertagesstätte / Hort
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend, subventioniert)
- Adresse Luggwegstrasse 109–130, 8048 Zürich