Die Wohnsiedlung Nordstrasse in Wipkingen entstand in den Jahren 1918 und 1920 als Antwort auf die damalige Wohnungsnot. Ursprünglich als Provisorium gedacht, entwickelte sie sich zu einem prägenden Beispiel kommunalen Wohnungsbaus. Heute stehen die «Schindelhäuser» unter Denkmalschutz und gewähren dank jüngeren Anpassungen zeitgemässen Wohnkomfort.
Die Siedlung besteht aus 25 dreigeschossigen Häusern, die ursprünglich in Fachwerkbauweise errichtet wurden. Aufgrund von Baumängeln wurden die Fassaden bereits 1922 mit Schindeln aus Faserzement («Eternit») verkleidet, was den Gebäuden ihren eigenen Charakter verlieh und die Bezeichnung «Schindelhäuser» einbrachte. Die klare, funktionale Gestaltung der Architekten Pfleghard und Häfeli legt Wert auf gute Belichtung und eine harmonische Einbindung in die sanfte Hanglage.
In den 1970er-Jahren stand der Abriss der Siedlung zur Debatte. Das geplante Neubauprojekt «Trottenhof» stiess jedoch auf den Widerstand der Bewohnenden und des Quartiers, die sich gegen die höheren Mieten wehrten. Die behutsame Sanierung zwischen 2009 und 2012 verband den historischen Charakter mit heutigem Wohnkomfort: Während Fenster, Dächer und Fassaden erneuert wurden, blieben prägende Elemente wie Holztäfer, Holzriemenböden und die charakteristische grüne Farbe der Fensterläden erhalten.
Die «Schindelhäuser» bieten 146 2- und 3-Zimmer-Wohnungen mit Flächen von 45 bis 63 Quadratmetern. Ursprünglich spartanisch ausgestattet, verfügen die Wohnungen heute über eine zeitgemässe, aber weiterhin schlichte Grundausstattung: eine kleine Küche, bei der der Kühlschrank selbst beschafft werden muss, sowie ein einfaches Bad. Neben den Wohnungen beherbergt die Anlage einen Kindergarten, einen Kinderhort sowie Räume für soziale und gemeinschaftliche Zwecke.
Die Aussenanlage mit grossen, altgewachsenen Bäumen trägt zur Lebensqualität bei und fördert den sozialen Austausch der Bewohnerschaft, die über keine privaten Balkone verfügt. Einst mit Nutzgärten zur Selbstversorgung ausgestattet, dient der Freiraum heute als Erholungsort und Treffpunkt. Gemeinschaftseinrichtungen wie ein Kindergarten und -hort unterstreichen die soziale Ausrichtung der Wohnsiedlung.
Der Röschibachplatz auf der anderen Seite der Rosengartenstrasse ist ein belebter und beliebter Treffpunkt, der über das Quartier hinausstrahlt. Die Wohnsiedlung ist gut ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Die Bushaltestellen Rosengartenbrücke und Wipkingerplatz sind fussläufig erreichbar. Es bestehen Anbindungen in alle Richtungen, ebenso wie zu Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten im Quartier.
Die sanfte Modernisierung verbrauchte nur wenig graue Energie, – also die Energie, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung von Baumaterialien benötigt wird –, da der Bestand weitgehend erhalten blieb und der Eingriff minimal war. Die ursprünglichen Einzelöfen wurden durch eine zentrale Holz-Pellet-Heizung ersetzt, die für gleichmässige Wärme sorgt und die Umweltbilanz deutlich verbessert.
- Baujahr 1918, 1919–1920 (2 Etappen)
- Architektur Pfleghard & Häfeli
- Instandsetzung Einbau Wohnungsduschen (1989–1990, ca. 50 % der Wohnungen); Umbau von 4 Wohnungen in Kindergarten / Hort (2009–2012)
- Architektur Schäublin Architekten AG und Kurt Odermatt Architekt
- Raumprogramm 146 Wohnungen, Kindergarten, Kindertagesstätte / Hort
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend)
- Adresse Nordstrasse 289–303, Dorfstrasse 24–32, Kleinerstrasse 3 und 6, Trottenstrasse 6–21, Waidstrasse 18 und 20, 8037 Zürich