
Unten an der Schmiede Wiedikon ist das städtische Leben lebhaft – doch nur wenige Schritte bergauf, auf dem Rebhügel, wirkt die Welt ganz anders. Vogelgezwitscher überdeckt den Lärm der Stadt, Bäume wachsen über die Dächer hinaus, und zwischen den Häusern liegen grüne, ruhige Höfe. Was heute wie ein idyllisches Wohnquartier wirkt, wurde 1918/19 in einer Zeit grosser Not gebaut. Als vierte städtische Wohnsiedlung Zürichs sollte sie damals helfen, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen und soziale Probleme zu lindern.
Die Siedlung Rebhügel folgt einem klaren Plan: Entlang der umliegenden Strassen stehen dreistöckige Häuser, die zwei grosse, an den Ecken offene Höfe bilden. Schmale Vorgärten sorgen für Abstand zur Strasse und bringen zusätzliches Grün ins Quartier. Auffällig ist, dass fast alle Häuser nach dem gleichen Muster gebaut wurden – mit einer Ausnahme: Das Haus am Berneggweg 10 hebt sich durch seine besondere Form hervor und betont die Mittelachse eines der Höfe.
Bei der Renovation 1981/82 wurde der ursprüngliche Fassadenschmuck durch einen kräftigen Rosaton ersetzt. Die markanten Dächer und die regelmässigen Fensterreihen verleihen der Siedlung bis heute ein ruhiges, selbstverständliches Aussehen.
Früher bestand die Siedlung aus gleichartigen 2- und 3-Zimmer-Wohnungen. Bei der grossen Renovation Anfang der 1980er-Jahre wurden die Grundrisse neugestaltet und an moderne Wohnbedürfnisse angepasst. So entstanden unterschiedlich grosse Wohnungen – von 1 bis 4,5 Zimmern –, die für Singles, Paare und Familien geeignet sind.
Die Küchen wurden erweitert und bieten heute Platz für einen Esstisch. Alle Wohnungen erhielten neue Bäder und eine Zentralheizung. Besonders wichtig war die Ausrichtung der Räume: Die Wohnbereiche liegen meist zur Sonne hin – nach Osten, Süden oder Westen – und blicken in die begrünten Innenhöfe. Praktisch alle Wohnungen wurden mit Balkonen ausgestattet, die geschützte Sitzplätze bieten und den Blick ins Grüne freigeben.
Alle Wohnungstypen verfügen über grosszügige, praktisch organisierte Eingangsbereiche sowie eine klare Gliederung in allgemeine und private Räume – insbesondere in den 4-Zimmer-Wohnungen, die sich ideal für Familien eignen. Die abschliessbaren, grosszügigen Küchen bilden einen zentralen Ort des Wohnalltags. In den grösseren Wohnungen sind Badezimmer und Toiletten getrennt, was den Alltag von Familien erleichtert und die Privatsphäre erhöht. Sämtliche Nasszellen sind zudem mit Fenstern ausgestattet.
Was die Rebhügel-Siedlung besonders macht, sind ihre weitläufigen Grünflächen. Ursprünglich als Gärten zur Selbstversorgung nach dem Ersten Weltkrieg angelegt, sind sie heute eine parkähnliche Landschaft mit Wiesen, alten Bäumen und Sträuchern. Einige der grossen Linden und Ahornbäume stammen noch aus der Erstellungszeit der Siedlung.
Für Kinder gibt es Spiel- und Sportgeräte, Erwachsene finden Sitzbänke und Grillplätze zum Verweilen. Diese gemeinsam genutzten Bereiche fördern das Miteinander im Quartier und schaffen Treffpunkte – eine wertvolle Qualität in einer dicht bebauten Stadt.
Die Siedlung liegt ruhig und dennoch zentral. In der Nähe gibt es alles, was man im Alltag braucht: Einkaufsmöglichkeiten vom Goldbrunnenplatz bis zur Schmiede Wiedikon, sowie einen Kindergarten und zwei Schulen mit Spiel- und Sportplätzen.
Dank mehrerer Tram- und Buslinien ist die Siedlung sehr gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Eigene Autoparkplätze gibt es nicht – das passt zum Konzept eines ruhigen und nachhaltigen Wohnens.
Die Siedlung blickt auf eine lange Geschichte zurück und zeigt, wie vorausschauende Stadtplanung aussehen kann. Vor über 100 Jahren wurde sie gebaut, um der damaligen Wohnungsnot zu begegnen – und ist dank gezielter Verbesserungen bis heute sehr beliebt. Die umfassende Renovation in den Jahren 1981/82 passte die Gebäude an die damaligen Energiestandards an und verlängerte ihre Lebensdauer deutlich.
Die Siedlung verbindet Bauen und Natur auf gelungene Weise. Die grossen, grünen Innenhöfe ähneln kleinen Parks. Sie fördern die Artenvielfalt, verbessern die Luft und das Klima im Quartier und bieten Lebensraum für viele Vogelarten und Kleintiere.
- Baujahr 1918–1919
- Architektur Gebrüder Adolf und Heinrich Bräm
- Instandsetzung Totalsanierung, Wohnungszusammenlegung, Anbringung von Balkonen (1981–1982)
- Raumprogramm 129 Wohnungen
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend)
- Adresse Berneggweg 8–26, Goldbrunnenstrasse 38–47, Haldenstrasse 90–94, Kirchbühlweg 1–9, Meiliweg 7–25, 8055 Zürich