
Wo heute Menschen wohnen, spielen, lachen und manchmal auch streiten, lag vor gut hundert Jahren noch landwirtschaftlich genutztes Gelände, durchzogen von wenigen Feldwegen. 1918, inmitten einer schweren Wohnungsnot, entschloss sich die Stadt Zürich, das Gebiet durch Kauf und Tausch für den Bau einer kommunalen Siedlung zu sichern. Trotz Arbeitskonflikten und schwieriger Rahmenbedingungen standen die 72 Wohnungen bereits nach einem Jahr Bauzeit bereit. Am 1. Oktober 1920 zogen die ersten Bewohnenden ein – der Beginn einer Siedlungsgeschichte, die bis heute fortgeschrieben wird.
Architekt Friedrich Wilhelm Fissler realisierte mit der viergeschossigen, strassenbegleitenden Bebauung im Blockrandprinzip ein Beispiel konsequenter Zurückhaltung. Besonders ins Auge fallen die beiden fünfgeschossigen Häuser am Hardplatz: Ihre halbrunden Balkone verleihen der Platzseite eine markante, zugleich elegante Präsenz.
Die Stärke der Architektur liegt in ihrer schlichten Klarheit. Zwei steinerne Gesimsbänder gliedern die Fassaden in Sockel-, Mittel- und Dachzone. Die Hauseingänge sind mit Steineinfassungen hervorgehoben – dezente Details, die genügen. Die Klarheit der Gestaltung verleiht der Siedlung eine ruhige, wohnliche Atmosphäre.
Die Sanierungen in den Jahren 1978–79 und 2008–2010 ergänzten den Bestand umsichtig: Neue Fenster, eine Zentralheizung und vorgestellte Balkone erweitern die ursprüngliche Substanz gezielt, ohne ihren Charakter zu verändern.
Die 72 Wohnungen reichen von kompakten 1,5-Zimmer- bis zu grosszügigen 4,5-Zimmer-Wohnungen. Der Grossteil besteht aus 3-Zimmer-Wohnungen – ein Wohnungszuschnitt, der sich bis heute als ideal für Paare und kleine Familien bewährt hat.
Ursprünglich waren die Badezimmer im Keller untergebracht, und geheizt wurde mit Kachelöfen. Erst im Zuge der Gesamtsanierung 1978–79 erhielten alle Wohnungen ein eigenes Bad sowie den Anschluss an eine Zentralheizung. Damit wurden die einfachen Arbeiterwohnungen einen heutigen Wohnstandard angepasst.
Ein zentrales Merkmal der Siedlung ist der heute geschützte Innenhof. Er entstand 2010, als eine benachbarte Neubebauung die zuvor offene Baulücke zur verkehrsreichen Hardstrasse schloss und so für wirksamen Lärmschutz sorgte. Zusätzlich wurde die Aufenthaltsqualität erhöht, indem die zuvor im Hof abgestellten Autos in einer neu gebauten Tiefgarage verschwanden. Die Stadt Zürich ermöglichte dem Nachbareigentümer den Bau der Tiefgarage und sicherte sich im Gegenzug das Nutzungsrecht an 16 Parkplätzen.
Mit der gesteigerten Aufenthaltsqualität erhielten alle Wohnungen grosszügige Vorstellbalkone – bei 50 als Ersatz für die bisherigen kleinen «Putzbalkone», bei den übrigen als erstmalige Ergänzung. Sehr zur Zufriedenheit der Mieterschaft erweitern diese «Freiluftzimmer» den privaten Wohnbereich und ergänzen den gemeinschaftlich genutzten Hof.
Die Wohnlage ist urban geprägt und bestens erschlossen. Direkt am Hardplatz gelegen, profitieren die Bewohnenden von der unmittelbaren Anbindung an Tram- und Buslinien; der Bahnhof Hardbrücke mit regionalen und überregionalen Verbindungen ist in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar.
Rund um den nahegelegenen Albisriederplatz findet sich ein reiches Einkaufsangebot – von Grossverteilern über Fachgeschäfte bis zu Quartierläden. Schulen, Sport- und Freizeitanlagen sowie Grünräume wie der Bullingerhof, die Fritschiwiese oder die «Bäcki» ergänzen das städtische Wohnumfeld auf ideale Weise.
Die Siedlung überzeugt durch ihre nachhaltige Nutzung: Mit durchschnittlich 30 Quadratmetern pro Person liegt der Flächenverbrauch deutlich unter dem städtischen Mittel von 40 Quadratmetern. Statt auf Abriss und Neubau setzte die Stadt Zürich auf den Erhalt und die sorgfältige Modernisierung der Bausubstanz. Dabei wurden gezielt Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz umgesetzt – etwa der Einbau neuer Fenster und die Umstellung auf eine zentrale Heizungsanlage, die heute ans Fernwärmenetz von ewz angeschlossen ist.
- Baujahr 1919–1920
- Architektur Friedrich Wilhelm Fissler
- Umgebungsgestaltung Willi Neukom
- Instandsetzungen Gesamtsanierung (1978–79), Projekt: Otto Rotach; Fenster, Balkonanbauten, Aussenraum, Beteiligung an Tiefgarage (2008–10), Projekt: Peter Christen, Popey GmbH
- Raumprogramm 72 Wohnungen, 4 Mansardenzimmer, 14 [b57mn1] Auto-/ 6 Motorradplätze in Tiefgarage
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend)
- Adresse Hardplatz 5–6, Hirzelstrasse 2–10, Sihlfeldstrasse 173–175, 8004 Zürich