
Nach einer politischen Diskussion um die Projektträgerschaft entschied sich die Stadt Zürich 1998 für einen innovativen Entwicklungsansatz: In einem Gesamtleistungswettbewerb – ein Verfahren, bei dem Planung und Ausführung gemeinsam ausgeschrieben werden – mussten die teilnehmenden Arbeitsgemeinschaften nicht nur ein Projekt entwickeln, sondern gleichzeitig einen Festpreis für das gesamte Projekt offerieren. Diese Kombination aus Architekturwettbewerb und öffentlicher Ausschreibung zielte darauf ab, eine kostengünstige Wohnüberbauung mit hohem Wohnwert zu ermöglichen.
Drei längliche, parallel angeordnete Gebäude prägen das Erscheinungsbild der Wohnsiedlung. Die 84 Meter langen Wohnhäuser sind mit einer Gebäudebreite von nur 8,5 Metern schlank gehalten. Die Fassaden aus Faserzementplatten («Eternit») weisen Farbtöne zwischen Anthrazit und Graublau auf. Bunte Fensterstoren – eine künstlerische Arbeit – beleben die Fassaden zum Hof- und Strassenraum und verändern je nach Nutzung durch die Bewohnenden das Erscheinungsbild. Die südwestliche Zeile ist um zwei Stockwerke niedriger als die anderen beiden, was allen Wohnungen ausreichend Besonnung sichert.
Das Wohnungsangebot umfasst 2- bis 5,5-Zimmer-Wohnungen. Die grössten Wohnungen im Erdgeschoss verfügen über private Gartensitzplätze. In den oberen Etagen sind pro Geschoss drei verschiedene Wohnungstypen vorhanden. Diese Mischung fördert eine soziale Durchmischung und verhindert eine monotone Belegung der Gebäude.
Die Wohnungen erstrecken sich über die gesamte Breite des Gebäudes und verfügen über Fenster an Nord- und Südfassade. Die grosszügigen Wohn- und Essbereiche gehen fliessend ineinander über, grosse Fensterfronten schaffen eine helle, offene Atmosphäre. Die Wohnungen mit mehr als drei Zimmern besitzen ein separates WC.
Als 2001 die Erstvermietung der Wohnungen bevorstand, vermarktete die Stadt die Wohnungen erstmals über das Internet. Zwei Drittel der Einheiten konnten über die Website vermietet werden. «Der Internetauftritt www.stiglen.ch», heisst es im städtischen Geschäftsbericht 2001, «führte während zweier Monate die Hitliste innerhalb der städtischen Website an und hatte die häufigsten Anwendersitzungen.»
Der zentrale Gemeinschaftshof liegt über der Tiefgarage. Für Kinder bietet der Innenhof einen sicheren Spielraum abseits der Strassen. Pergolen mit integrierten Velounterständen trennen den öffentlichen Hofbereich von den privaten Aussensitzplätzen. Die Siedlung verfügt über einen Kindergarten, einen Kinderhort und einen Gemeinschaftsraum. Im Untergeschoss befinden sich gemeinsame Waschküchen und wohnungseigene Abstellräume.
Die Wohnsiedlung ist trotz Autobahnnähe gut vom Verkehrslärm abgeschirmt – durch eine Lärmschutzwand und die dahinterliegende Sport- und Freizeitanlage als zusätzlichen Puffer. Die Busstation Birch-/Glattalstrasse verbindet die Siedlung mit der Tramstation Seebach, wo sich verschiedene Einkaufsmöglichkeiten befinden. In unmittelbarer Nähe liegen diverse Sport- und Freizeitanlagen: die Sportanlage Eichrain, Tennisplätze, ein Freibad sowie das Gemeinschaftszentrum Seebach. Zu Fuss erreichbar ist zudem das weitläufige Naherholungsgebiet am Katzensee.
Die kompakte Bauweise und die Südausrichtung der Wohnräume maximieren die Energieeffizienz, indem sie natürliche Sonnenwärme nutzen und die Heizkosten senken. Die gestaffelte Gebäudehöhe sorgt für eine optimale Besonnung der Siedlung. Die Kombination aus Kalksandstein-Mauerwerk, Betonsäulen und isolierter Holzfassade sorgt für eine hohe Langlebigkeit. Die Heizenergie stammt aus dem Fernwärmenetz der Stadt Zürich, der Strom wird durch eine Photovoltaikanlage erzeugt.
- Baujahr 2000–2001
- Architektur Arge Metron AG, Ortobau AG
- Künstlerische Gestaltung Agatha Zobrist, Theres Waeckerlin
- Raumprogramm 70 Wohnungen, Kindergarten, Kinderhort, Gemeinschaftsraum, Tiefgarage für 70 Autos, 7 Motorradplätze
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend)
- Adresse Stiglenstrasse 40–50, 8052 Zürich