
Die Wohnsiedlung hatte einen schwierigen Start: Zunächst war das Sydefädeli-Areal Gegenstand heftiger Debatten, da drei konkurrierende Volksinitiativen um seine künftige Nutzung rangen. Als die Siedlung gebaut war, erwies sie sich als schwer vermietbar – die Stadt Zürich war, heute kaum vorstellbar, in den 1980er-Jahren als Wohnort wenig attraktiv, und viele Menschen zogen weg. Die Stadt musste anfangs mit Mietanreizen werben. Dass sich die Siedlung in den folgenden Jahren zu einem begehrten Wohnort entwickelte, lag nicht nur an ihrer sonnenverwöhnten Lage.
Die Wohnsiedlung Sydefädeli wurde von der Architektengemeinschaft Lorenz Moser Partner AG entworfen und zwischen 1981 und 1983 realisiert. Die Gebäude sind in Zeilen angeordnet und leicht versetzt, sodass sich terrassierte Freiräume ergeben. Die markante Architektur der Überbauung steht sinnbildlich für die städtische Wohnbaupolitik jener Zeit.
Aufgrund der Hanglage stellte das Bauvorhaben besondere Herausforderungen: Um dem starken Bergdruck – dem Druck des Erdreichs auf die Fundamente – entgegenzuwirken und das Gelände zu sichern, wurde die Tiefgarage quer zum Hang als stützendes Element integriert.
Das «Sydefädeli» bietet eine breite Palette an Wohnungen: von 1,5- bis hin zu 5,5-Zimmer-Einheiten. Die versetzte Anordnung der Gebäude führt zu vielfältigen und individuellen Grundrissen für verschiedene Haushaltformen. Viele Wohnungen profitieren von optimaler Belichtung und geschützten Aussenräumen. Besonders in den oberen Etagen geniessen die Bewohnenden eine beeindruckende Aussicht auf die Stadt. Ein Gesundheitszentrum für das Alter ist Teil der Überbauung und direkt mit den Alterswohnungen und dem Quartier-Altenzentrum verbunden. Ergänzt wird das Angebot durch Bastel- und Lagerräume sowie eine Tiefgarage.
Die Siedlung funktioniert wie ein kleines Quartier innerhalb des Quartiers. Das Gesundheitszentrum für das Alter fördert mit Restaurant und Cafeteria die soziale Durchmischung und den Austausch zwischen den Generationen. Sowohl im Innen- als auch im Aussenraum laden Begegnungsorte zum Austausch ein. Die vielfältige Bewohnerschaft – von jungen Familien bis hin zu älteren Menschen – stärkt das nachbarschaftliche Miteinander. Die Granitplastik von Piero Maspoli und der in Stein gemeisselte Schriftzug «Jeder Mensch lügt» regen nicht nur unter den Bewohnenden zu Diskussionen an.
Die Lage ist gut an den öffentlichen Verkehr angeschlossen: Die Tramhaltestelle Waidfussweg bietet eine direkte Anbindung an das Stadtzentrum. Einkaufsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe sind begrenzt; eine gute Versorgung bietet jedoch das Quartierzentrum von Wipkingen. Schulen und Kindergärten hingegen sind schnell erreichbar. Das Quartier Zürich-West auf der gegenüberliegenden Seite der Limmat ist bekannt für seinen rauen Charme und seine spannenden Kontraste. Die Limmat selbst ist nur wenige Gehminuten entfernt und ein beliebter Ort für Spaziergänge und Joggingrunden.
Derzeit wird die Siedlung mit einer Gasheizung betrieben. Die Umstellung auf eine nachhaltige Lösung ist für 2029 geplant und erfolgt im Rahmen der städtischen Initiative, bis 2035 alle fossilen Heizsysteme durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Die Anordnung der Gebäude optimiert die Besonnung der Wohnungen und trägt zur Reduktion des Energiebedarfs bei. Die vielfältige Bewohnerschaft schafft ein stabiles soziales Gefüge, das Generationen verbindet und sozialer Isolation vorbeugt.
- Baujahr 1981–1983
- Architektur Lorenz Moser Partner AG
- Künstlerische Gestaltung Piero Maspoli, Ernst Schuhmacher
- Raumprogramm 66 Wohnungen, 13 Bastel/Lagerräume, 1 Hauswerkstatt und 2 Abstellplätze für Geräte, Tiefgarage mit 45 Auto- und 6 Motorradplätzen, 8 gedeckte Mofaplätze
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend, subventioniert)
- Adresse Hönggerstrasse 131–141, Im Sydefädeli 40 und 42, 8037 Zürich