Versteckt am Rand von Zürich-Altstetten liegt ein Wohnort, den wenige erwarten – und gerade daraus seine Qualität gewinnt: die Wohnsiedlung Würzgraben. Eingebettet zwischen Gewerbebauten, der Limmat und der Europabrücke entfaltet sie ihren eigenen, besonderen Charme. Wer hier lebt, wohnt am Wasser, gegenüber der Werdinsel und einem Stück Stadtgeschichte unter den Füssen.
1965 tauchte das Projekt im Grünau-Quartier erstmals im städtischen Jahresbericht auf – als «Dienstwohnungen für das Personal der Kläranlage Werdhölzli und der Müllabfuhr südlich des Würzgrabens/Fischerweg». Die Architekten Hafner und Räber aus Zürich übernahmen den Entwurf. 1968 stimmte die Bevölkerung dem Baukredit zu.
Entstanden sind zwei klare, robuste Wohnhäuser mit abgestufter Höhe. Zur Limmat hin sind sie eher geschlossen, mit schmalen Fenstern als Schutz vor dem lebhaften Fischerweg. Die Südwestseite öffnet sich mit grossen Eckbalkonen, die für Licht und Lebendigkeit sorgen.
Bei der Renovation 2004 erhielten die Häuser grössere Balkone und eine neue Aussendämmung. Frische Farbtöne – Grüngelb, Himbeerrot und Orange – setzen seither lebendige Akzente an Eingängen und in Treppenhäusern.
Die 30 Wohnungen in den beiden Häusern haben alle 3,5- oder 4,5-Zimmer und sind zwischen 71 und 90 Quadratmeter gross. Ursprünglich als Dienstwohnungen gedacht, stehen sie heute allen offen – sofern die städtischen Mietbedingungen erfüllt sind. Die Nachfrage ist hoch – bei der Renovation 2004 blieben trotz Baulärm und höheren Mieten fast alle Bewohnenden.
Alle Wohnungen sind nach zwei Seiten orientiert und verfügen über einen Balkon. Wohnzimmer und Küche sind getrennt, sodass die Räume flexibel genutzt werden können, etwa das Wohnzimmer als Schlafzimmer oder die Küche auch als Essbereich. So eignen sich die Wohnungen für verschiedene Lebensmodelle und Familienformen.
Das Herzstück der Siedlung liegt zwischen den Häusern: eine Wiesenfläche mit Büschen, die den Grünstreifen entlang der Limmat fortsetzt. Hier stehen Bäume, Sitzgruppen und Spielgeräte, die gemeinsam mit den Kindern der Siedlung ausgesucht wurden. Eine Steinskulptur von Josef Wyss ergänzt die Wohnanlage.
Trotz ihrer Randlage ist die Wohnsiedlung Würzgraben gut erschlossen. Die Tramlinie 17 bringt Bewohnende ab der nahegelegenen Haltestelle Tüffenwies in gut 10 bis 15 Minuten direkt zum Escher-Wyss-Platz und ins Stadtzentrum. Auch der S-Bahnhof Altstetten ist rasch erreichbar.
Die Umgebung bietet alles für den Alltag: Im Quartierzentrum gibt es ein vielfältiges Einkaufsangebot. In der Nachbarschaft liegen das Schulhaus Grünau, das Schulhaus am Wasser sowie die Sportanlage Hardhof mit Tennisplätzen und Finnenbahn. Eine Fussgängerbrücke führt zur beliebten Werdinsel.
Die Siedlung zeigt beispielhaft, wie behutsame Erneuerung gelingen kann. Statt auf Abriss setzte man 2004 auf eine Gesamtsanierung – mit Respekt vor dem zeittypischen Charakter der Gebäude. Eine artenreiche Wiese, Sonnenkollektoren, verbesserte Wärmedämmung und die Aufwertung bestehender Strukturen machen die Siedlung fit für die Zukunft. Seit 2024 ist sie zudem an den Wärmeverbund Altstetten angeschlossen.
- Baujahr 1968–1970
- Architektur Hafner und Räber
- Künstlerische Gestaltung Josef Wyss
- Gesamterneuerung Küchen, Bäder, Leitungsnetz, Gebäudehülle, Balkone erweitert, Photovoltaikanlage (2004)
- Projekt Philipp Stuebi, Nader Taghavi, Andreas Ilg, Andreas Camenzind, Bauplanung Gretener
- Raumprogramm 30 Wohnungen, 17 Autoabstellplätze im Freien, öffentliche E-Ladestation
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend und subventioniert)
- Adresse Meierwiesenstrasse 2–12, 8064 Zürich