
Während des Ersten Weltkriegs herrschte in Zürich akuter Wohnungsmangel. Als Reaktion darauf entstand die Wohnsiedlung Zurlinden – das erste Projekt nach einem städtischen Architekturwettbewerb. Das von Robert Bischoff und Hermann Weideli entwickelte Konzept wurde wegweisend für den Wohnungsbau der 1920er-Jahre und bietet bis heute attraktiven Wohnraum an zentraler Lage.
Die vier- und fünfgeschossigen Doppelhäuser zeichnen sich durch repräsentative Strassenfassaden mit horizontaler Betonung aus. Durchgehende Sockel, Gurte und Dachgesimse prägen das Erscheinungsbild. Charakteristisch sind die monumentalen Kunststeineinfassungen der Hauseingänge, die als Akzente in der jeweiligen Hausmitte wirken.
Die Innenhoffassaden sind sachlich und schlicht gestaltet, mit einheitlich hellem Putz und sich abhebenden dunkleren Fensterläden. Die fünf Eckhäuser und die höheren Bauten entlang der Badenerstrasse reagieren auf ihre besondere städtebauliche Lage. Bei der Gesamtsanierung 2006/07 wurde die historische Bausubstanz respektvoll modernisiert.
Die Siedlung umfasst 178 Wohnungen verschiedener Grössen, vom kompakten 2-Zimmer-Apartment mit 42 Quadratmetern bis zur grosszügigen 5,5-Zimmer-Wohnung mit 138 Quadratmetern. Der Grundtyp ist die 3-Zimmer-Wohnung, bei der alle Räume über einen zentralen Vorplatz erschlossen und teilweise direkt miteinander verbunden sind.
Die vielfältig nutzbaren Grundrisse und grosszügigen Raumabmessungen sorgen für hohe Wohnqualität. 15 Wohnungen sind behindertengerecht ausgebaut, davon zehn mit Lifterschliessung. Ein Kindergarten und ein Gewerberaum ergänzen das Nutzungsangebot. Seit der Sanierung 1962/63 verfügt jede Wohnung über ein eigenes Bad.
Vielfältige Grünräume prägen die Wohnsiedlung und schaffen Begegnungsorte mit Oasencharakter. In den geschützten Innenhöfen finden vor allem der Kindergarten und der Kinderhort ideale Spielflächen. Die benachbarte Fritschiwiese ist ein beliebter Treffpunkt über das Quartier hinaus. Der angrenzende Friedhof Sihlfeld mit seiner geometrischen Gestaltung ergänzt das grüne Umfeld und lädt zu stillen Momenten ein.
Die zentrale Lage in der Nähe des Albisriederplatz ermöglicht schnelle Verbindungen in die Innenstadt. Zwei Tramlinien an der Badenerstrasse und eine Busstation an der Aemtlerstrasse gewährleisten optimale Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Sihlfeldquartier profitiert von einer ausgewogenen Mischung aus Wohnungen, Läden und Kleingewerbe – eine lebendige Stadtstruktur, die sich über Jahrzehnte entwickelt hat.
Die Gesamtsanierung 2006/07 brachte die Wohnsiedlung auf zeitgemässen Standard. Der Ersatz der Einzelofenheizung durch eine Zentralheizung und die Installation eines raumsparenden Leitungssystems zwischen Küche und Bad steigerten die Energieeffizienz. Der zweckmässige Wohnungsausbau legt Wert auf Funktionalität und Einfachheit – ein Kühlschrank ist von den Mietenden selbst anzuschaffen.
Die robuste Bauweise und die flexible Grundrissgestaltung ermöglichen langfristige und nachhaltige Nutzungen. Die gelungene Kombination von Wohnraum und Grünflächen schafft einen wertvollen Lebensraum im städtischen Rahmen.
- Baujahr 1918–1919
- Architektur Robert Bischoff und Hermann Weideli
- Instandsetzung Einbau von wohnungseigenen Bädern (1962–1963), Instandsetzung der Fassade (1966–1970), Fensterersatz in Wohnungen (1977–1979), Gesamtsanierung (2006–2007)
- Architektur Stücheli Architekten AG
- Raumprogramm 178 Wohnungen, 1 Kindergarten, 1 Gewerberaum, 4 Autoabstellplätze im Freien, 4 Mofa-Abstellplätze
- Mietzinse Kostenmiete (freitragend)
- Adresse Badenerstrasse 291–295, Fritschistrasse 2–9, 11–19, Zentralstrasse 163–167, Zypressenstrasse 40 8003 Zürich