
Leutschenbach bleibt ein Arbeitsplatzgebiet mit öffentlichen Einrichtungen und Anlagen. Der Wohnanteil stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an.
Aktuelle Bauvorhaben lassen vermuten, dass sich die Erhöhung des Wohnanteils gegenüber den Dienstleistungs- und gewerblich-industriellen Nutzungen aufgrund der heutigen Marktlage fortsetzen wird.
Dies führt auch zu einer Veränderung der Sozialstruktur und zieht Investitionen der öffentlichen Hand in die Quartier-Infrastruktur nach sich. Es ist erklärtes Ziel, die GrundeigentümerInnen an diesen Investitionen zu beteiligen.
Das Leitbild Leutschenbach stützt sich auf die Synthese der Testplanung Leutschenbach-Mitte 2009/2010. Es setzt den städtebaulichen Rahmen, ordnet die Freiräume und Nutzungen an und liefert Anhaltspunkte zur Gestaltung. Die Publikation ergänzt und präzisiert die rechtsgültige Bau- und Zonenordnung BZO.
Zur Klärung der städtebaulichen und nutzungsbezogenen Rahmenbedingungen für die Gebietsentwicklung wurde 2009/2010 eine Testplanung durchgeführt.
Ins Verfahren integriert waren neben zahlreichen städtischen Dienstabteilungen als Nutzer der städtischen Grundstücke auch private GrundeigentümerInnen, die SRG SSR idée suisse sowie die Stadt Opfikon. Die Erkenntnisse wurden im Synthesebericht zusammengefasst.
Die Grundsätze zu Städtebau, Freiraum, Nutzungen und Verkehr sind im «Entwicklungskonzept Leutschenbach 2000» festgehalten.
Die Revision der Richt- und Nutzungsplanung (BZO) der Stadt Zürich, das Projekt Glattalbahn sowie private Bauvorhaben hatten zuvor die Chance eröffnet, Vorstellungen über die Entwicklung Leutschenbachs zu formulieren und diese schrittweise umzusetzen.
Die Stadt führte daraufhin eine kooperative Entwicklungsplanung durch. In einem offenen Verfahren wurden in Zusammenarbeit mit interdisziplinären Planungsteams strategische Ziele und Visionen für das Gebiet entwickelt.
Bis vor einigen Jahren wirkte Leutschenbach trotz guter Lage zwischen City und Flughafen, den vielen Arbeitsplätzen und den hier ansässigen Institutionen und Firmen etwas peripher. Der Stadtraum wies erhebliche Defizite auf, die Vernetzung im Quartier und zu den umliegenden Gebieten war wenig entwickelt.
Die Geschichtsschreibung des Leutschenbach-Quartiers beginnt im Jahr 1212, in welchem die Lokalität Binz erstmals urkundlich erwähnt wird. Die Binz war seit spätestens dem frühen 14. Jahrhundert Standort der Binzmühle und des Binzhofs. Die Binzmühle gehörte der Fraumünsterabtei in Zürich und arbeitete für die Dörfer Oerlikon und Seebach. Diese Zentralität der Gegend am Leutschenbach blieb bestehen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Binzmühle den Betrieb einstellen musste.

Gewerbebetriebe prägen das Quartier
1934 wurde Leutschenbach als Teil Seebachs in die Stadt Zürich eingemeindet. Eine neue Etappe in der Geschichte Leutschenbachs begann 1855/56, als es durch die Gleise der Eisenbahnlinien nach Winterthur und Bülach von seiner Umgebung abgetrennt wurde: Es wurde zum Randgebiet.
Eine erste grossflächige Bebauung begann um 1920 und setzte sich bis zirka 1960 in Form von Kleinhäusern mit Garten entlang der westlichen Bahnlinie fort. Ab den 1940er-Jahren zogen Fabrik- und Gewerbebetriebe aus den umliegenden Quartieren auf das Gelände.
Die Bebauung beschleunigte sich, als die Stadt 1955 für die Thurgauerstrasse den südlichen Bahndamm durchbrach. Es folgten weitere Gewerbebetriebe und die drei grossen Infrastrukturbauten Autobus-Garage, Fernsehstudio und Kehrichtverbrennungsanlage.
Die Heterogenität von Bebauung und Nutzung ist heute ein charakteristisches Merkmal des Quartiers. Mit der Nähe zum Bahnhof Oerlikon und zum Flughafen, der sehr guten Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz und der Ansiedlung von Büro- und Geschäftsbauten auch in den angrenzenden Gebieten entwickelt sich das Quartier zu einem wichtigen Bestandteil von ganz Zürich Nord und der Glattalstadt.
Im Namen Leutschenbach steckt der zürichdeutsche Ausdruck «leutsche» oder «umeleutsche». Er bedeutet «umherstreichen» oder «umherirren» und bezieht sich vielleicht auf hier umherstreichende Wölfe – oder auf den umherirrenden Bach, der oft das Flussbett wechselte.

Im Rahmen der kooperativen Entwicklungsplanung 2000 legten Stadt und Private Grundsätze für die Nutzung und Bebauung Leutschenbachs fest. Diese bildeten die Basis für die Anpassung der Bau- und Zonenordnung. Der grösste Teil des Gebiets Leutschenbach ist rechtskräftig zoniert.
Leutschenbach bleibt ein Stadtteil, in dem auch in Zukunft vorwiegend gearbeitet wird. Wohnungen und Quartierinfrastruktur werden künftig die Gewerbe- und Dienstleistungsnutzungen ergänzen. Angestrebt wird eine vielfältige Mischnutzung mit vielfältigen sozialen Treffpunkten. Der Bericht zur Quartierversorgung untersuchte die Bedürfnisse der Bevölkerung, die Potentiale des Gebiets und den Handlungsbedarf unter diesen Aspekten.
Die bestehenden Erschliessungsachsen und grossmassstäblichen Überbauungen geben die städtebauliche Grundstruktur vor. Bauliche Ergänzungen führen – zusammen mit Eingriffen in die Aussenräume – zu einer stadträumlichen Aufwertung. Zur Sicherung der städtebaulichen und architektonischen Qualität werden qualifizierte Konkurrenzverfahren durchgeführt.
Das Freiraumkonzept für Leutschenbach setzt die festgelegten Grundsätze und Ziele planerisch um. Der Autoverkehr wird kanalisiert und ein feinmaschiges Fuss- und Velowegnetz verbindet die Haltestellen des öffentlichen Verkehrs mit den Grünräumen und Bauten.
Leutschenbach verfügt über hochwertige und eng vernetzte Freiräume. Die bestehenden, prägenden Landschaftselemente wurden mit neuen öffentlichen Parkanlagen und Wegen ergänzt. Als lokale Elemente hat die Stadt den Leutschenbach, den Riedgraben, den Katzenbach und und den Binzmühlebach 2008 umgestaltet. Im Nahbereich von Wohn- und Arbeitsplätzen befinden sich kleine Aufenthaltsbereiche auf Privatgrund.

Die Parkanlagen Leutschenpark als grünes Herz und Andreaspark als direkte Verbindung zum Bahnhof Oerlikon sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Auch die vom Durchgangsverkehr befreite Leutschenbachstrasse mit einer Allee ist eine Verbindungsachse für den Langsamverkehr. Erhalten bleiben die markanten Alleen in der Hagenholz- und Thurgauerstrasse.
Ökologie & Vernetzung
In Leutschenbach gibt es heute eine interessante, vielfältige Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen. Die Lebensräume entlang den SBB-Linien und der Gewässer sind gut miteinander vernetzt und spielen für die grossräumige Biotopvernetzung eine wichtige Rolle.
Stadt und Private tragen dem Rechnung. Bei der baulichen Entwicklung wird im Sinne der Nachhaltigkeit so wenig Boden wie möglich versiegelt und der ökologische Ausgleich sichergestellt. Wildwachsende Pflanzen und freilebende Tiere müssen auch ausserhalb geschützter Lebensräume natürliche Lebensbedingungen vorfinden.
Durch die neuen Haltestellen der Tramlinien 10, 11 und 12 ist Leutschenbach mit dem öffentlichen Verkehr sehr gut erschlossen. Bei der Inbetriebnahme der Glattalbahn wurde das Busnetz leicht angepasst. Im Jahr 2008 wurde die Buslinie 781 aus der Leutschenbach- in die Hagenholzstrasse verlegt und verkehrt seither via Glattpark- und Hagenholzstrasse zum Bahnhof Oerlikon.

Der Autoverkehr wird auf den drei Hauptachsen Thurgauer-, Hagenholz- und Glattparkstrasse kanalisiert. Letztere entstand im Rahmen der Glattalbahn als Verlängerung der Aubruggstrasse an der Grenze zwischen Zürich und Opfikon.
Gleichzeitig wurde die Leutschenbachstrasse zu einem Boulevard umgestaltet und dient heute hauptsächlich zur Erschliessung der angrenzenden Liegenschaften und als quartierinterne Fuss- und Veloverbindung. Sie bildet als identitätsstiftendes Element zusammen mit dem Leutschenpark das Rückgrat des Quartiers.
Die Nutzungsverdichtung entlang der Hagenholzstrasse und die damit einhergehende Mobilitätsnachfrage führen in der Hagenholzstrasse längerfristig zu einer angebotsorientierten Verkehrssteuerung. Die Grundstückszufahrten werden in vorgegebenen Knoten konzentriert. Auf eine rückwärtige Erschliessung der Bauten wurde zu Gunsten der Fuss- und Veloverkehrsachse Andreasstrasse bzw. des Andreasparks bewusst verzichtet.
Ein feinmaschiges Fuss- und Velowegnetz, an vielen Stellen begleitet durch die freigelegten Bachläufe, verbindet die Haltestellen des öffentlichen Verkehrs mit Grünräumen, Geschäftshäusern, Wohnungen und Schulhaus. Dieses wichtige Wegenetz stellt nicht nur die gebietsinterne Durchlässigkeit sicher, sondern auch die Anbindung an die benachbarten Stadtteile.