
Die bisherige Entwicklung Schwamendingens orientierte sich an den Grundsätzen der Gartenstadt. Hauptziel für die Zukunft ist, dass Schwamendingen ein attraktives Wohnquartier im Grünen bleibt.
Im Leitbild Schwamendingen werden Prinzipien für die Erneuerung und Verdichtung formuliert. Es bildet eine wichtige Grundlage für die Umsetzung von Bauvorhaben und ist ein ergänzendes Instrument zur Bau- und Zonenordnung.
Schwamendingen hatte schon immer unter «übergeordneten Verkehrsmassnahmen» zu leiden. Die diversen Ausbauten der Ausfallstrassen machten den Kreis 12 immer mehr zum Transitraum, zum Beispiel der Ausbau der Autobahn 1981, der Tramtunnel 1986 oder die Anflugschneise des Flughafens über Hirzenbach seit 2003.
Eine weitere Herausforderung besteht in der demografischen und sozialräumlichen Entwicklung: Es dominieren mittlere und tiefere soziale Schichten, hohe Sozialhilfequote, hoher Anteil an (sehr) junger und alter Bevölkerung. Junge Familien, oft mit Migrationshintergrund, lösen die alteingesessene Schweizer Bevölkerung ab, die in der Boomphase zwischen 1940 und 1970 zugezogen war.
Die BZO 1999 erlaubt gegenüber dem heutigen baulichen Bestand beträchtlich mehr Ausnützung der Grundstücke. Es ist deshalb in den nächsten Jahren mit einer grossflächigen Veränderung zu rechnen, wobei der Charakter der Gartenstadt möglichst erhalten bleiben soll.
Der Charakter der Gartenstadt soll bei der Weiterentwicklung und Erneuerung von Schwamendingen erhalten bleiben. Bei der Planung und Projektierung von Arealen, Bauten und öffentlichen Freiräumen stehen folgende Ziele im Vordergrund:
- Schwamendingen verfügt über ein solides städtebauliches Konzept nach den Grundsätzen der Gartenstadt, das sich sinnvoll weiterentwickeln soll. Im Leitbild Schwamendingen werden Prinzipien für die Erneuerung und Verdichtung formuliert. Es bildet eine wichtige Grundlage für die Umsetzung von Bauvorhaben und ist ein ergänzendes Instrument zur Bau- und Zonenordnung.
- Wettbewerbsverfahren und Studienaufträge sichern eine qualitätsvolle Erneuerung. Die Umsetzung umfangreicher Neubauprojekte erfolgt, wenn möglich, etappenweise.
- Mit öffentlichen Projekten werden die Anbindung und die Gestaltung öffentlicher Räume erhöht; die Lebensqualität steigt.
- Schwamendingen verfügt über einen sehr hohen Anteil an genossenschaftlichem Wohnungsbau. Genossenschaften tragen zu einer konstanten und kontinuierlichen Entwicklung bei, da sie über längere Zeiträume planen und bauen und günstigeren Wohnraum anbieten als private Bauträgerschaften. Die gute Vernetzung der beteiligten Bauträger über den Zusammenschluss netz 12 bzw. pro zürich 12 dient dem wertvollen Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Engagement für das Quartier.
Schwamendingen war bis in die 1940er Jahre ein kleines Bauerndorf. Mit der Entwicklung der Industrie wurde es als Pendlergemeinde zum Wohngebiet.
Schwamendingen war Wohngebiet für die Arbeitenden in den Fabriken an der Limmat (Textilindustrie) und im frühen 20. Jahrhundert in der Oerlikoner Grossindustrie, die zu dieser Zeit ihre Blütezeit erlebte. 1901 führte die erste Strassenbahn von Oerlikon nach Schwamendingen.
Schwamendingen wehrte sich gegen die Bahnlinie, die schliesslich durch den Weiler Oerlikon führte und zum Motor der Industrialisierung wurde. Die Industrie siedelte sich daraufhin in Oerlikon an und nicht im damals grösseren und reicheren Schwamendingen.
Die Eingemeindung 1934 galt als Erlösung von der sich abzeichnenden Verarmung. Eine starke bauliche Entwicklung blieb aber aus. Diese setzte im grossen Umfang erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein und kann als wahrer Bauboom bezeichnet werden.
Der ländliche Vorort wurde zum modernen Wohngebiet. Dieser Wandel spiegelt sich eindrücklich in der Bevölkerungsentwicklung: 1941 wohnten 3'200 Menschen in Schwamendingen, 1950 waren es 14'000, 1960 stieg die Zahl auf 33'000 an und 2010 zählte das Gebiet 28'000 EinwohnerInnen.
Die rasante Entwicklung vom Bauerndorf zum Stadtteil verlief keineswegs zufällig. Die Idee für die Stadtplanung durch Stadtbaumeister Albert Heinrich Steiner wurde in detaillierten Überbauungsplänen festgelegt (Steinerplan).
Die Subventionen durch die Stadt Zürich ermöglichten eine gerichtete und gesteuerte Planung und Umsetzung mit grossen Siedlungseinheiten, wenig Hauptstrassen und einer feinmaschigen Durchwegung der Wohngebiete.
Während in den 1940er und 1950er Jahren vor allem die Wohnbaugenossenschaften die zentralen Träger der baulichen Entwicklung waren, waren es gegen Ende der 1950er Jahre und in den 1960er Jahren zunehmend auch private Bauträgerschaften.
Die Anlehnung an die Idee der Gartenstadt, gegliedert durch öffentliche Grünzüge und Einrichtungen, bot einen Kontrast zur urbanen Dichte der Innenstadt. Gleichzeitig wurde die Einheitlichkeit bzw. die monotone Architektur der über das grosse Gebiet verteilten klassischen Mehrfamilienhäuser kritisiert.
Der Ruf nach Akzentsetzung und weiterer Verdichtung führte zu ersten Hochhausbauten Mitte der 1950er Jahre im Quartier Hirzenbach.
Das städtebauliche Konzept aus dem Jahr 1948 verlieh Schwamendingen sein markantes Gesicht.
Die Wohnvorstadt mit mehrheitlich genossenschaftlichen Siedlungen bietet auch heute noch attraktiven Wohnraum für Familien. Private Gärten, gemeinschaftliche, grosszügige Freiräume, aber auch zahlreiche Schulhäuser innerhalb parkartiger Grünanlagen tragen zur Qualität des Wohn- und Lebensraums bei.
Der Charakter der Gartenstadt soll bei der Weiterentwicklung möglichst erhalten bleiben. Die Stadt hat deshalb in einem städtebaulichen Leitbild gemeinsam mit Fachleuten und GrundeigentümerInnen Grundsätze für die Entwicklung Schwamendingens erarbeitet.