Die Limmatufer in Zürich-Wipkingen haben sich über Jahrzehnte zu einem äusserst belebten Bade- und Kulturgebiet entwickelt. Zwischen den zwei Badeanstalten Unterer und Oberer Letten liegt das Areal Kraftwerk Letten. Ein Teil des historischen und schützenswerten Gebäudeensembles wird heute nicht mehr für die Energieversorgung genutzt. In das ehemalige Kesselhaus an der Wasserwerkstrasse 107 soll daher eine Schulschwimmanlage für die umliegenden Schulen eingebaut und das Gebäude insgesamt instandgesetzt werden. Auch dem freiwilligen Schulsport oder Vereinen soll die Anlage ausserhalb der Unterrichtszeiten zur Verfügung stehen.
Das Leitbild Limmatraum hält fest, das Gebiet als urbane Brache mittel- bis langfristig zu erhalten und als einzigartiges Bade-, Sport- und Kulturufer mit informellem und temporärem Charakter zu stärken.
- Bauherrschaft Stadt Zürich
- Eigentümervertretung Immobilien Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung Amt für Hochbauten
- Generalplanung und Architektur ARGE pool Architekten /
baumanagement-wild gmbh, Zürich / Winterthur - Landschaftsarchitektur égü Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
- Bauingenieurwesen Dr. Deuring + Oehninger AG, Winterthur
- Auswahlverfahren Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren nach SIA 142 mit 10 Teams (einstufig, anonym), April 2025
- Projektstand Vorprojekt
Das Amt für Hochbauten hat einen Architekturwettbewerb für den Einbau der Schulschwimmanlage und Instandsetzung des Kesselhaus Letten durchgeführt. Mit dem Siegerprojekt von pool Architekten wird das industrielle Ambiente des historischen Kesselhauses gestärkt. Im westlichen Gebäudeteil wird eine Stahl-Holz-Konstruktion hineingestellt. Dort sind die Garderoben, Duschen und WCs untergebracht. Im ehemaligen Kesselhaus wird die Schwimmhalle eingebaut. Der schützenswerte Raum bleibt dadurch erfahrbar, profitiert von Tageslicht und der Blick ist frei auf das Dachtragwerk und die historische Dachuntersicht.
Durch das Weiterbauen am Bestand, den Einsatz von «Re-Use» (Wiederverwendung von Bauteilen) und «Design for Disassembly» (Trennung von Bauteilen) leistet das Projekt einen Beitrag zum kreislauforientierten Bauen. Für die Konstruktion sollen beispielsweise wiederverwendete Stahlträger zum Einsatz kommen. Die Energieerzeugung soll über erneuerbare Energien sichergestellt werden. Die Dachflächen werden mit Photovoltaik-Elementen belegt. Somit bleibt das Kesselhaus als kleines Solar-Kraftwerk auf dem Areal erhalten.
Der angrenzende Freiraum und ein neuer Platz hin zur Limmat werden über eine bestehende Rampe und Treppenstufen verbunden und mit unversiegelten Flächen und zusätzlichen Bäumen zur Hitzeminderung ergänzt. Dank einem Eingang oben am Kloster-Fahr-Weg und einem auf der unteren Platzebene wird nicht nur die Einbindung in den terrassierten Kontext verbessert, sondern werden auch betriebliche Engpässe elegant umschifft. Das alte Kesselhaus behält seinen rauen, industriellen Charakter. Das Projekt bietet jedoch auch das Potenzial, dass die neue Schwimmhalle mit ihren Terrassen als neuer «mittlerer Letten» einen Beitrag zum Stadtleben leisten kann. Aktuell wird das Bauprojekt detailliert ausgearbeitet.
Ende des 18. Jahrhunderts liessen sich erste grosse Manufakturbetriebe am Limmatufer nieder, womit sich vor den Toren der Stadt Zürich ein frühindustrielles Gewerbegebiet mit Trocknungstürmen, Färbereien und Kattundruckereien bildete. Mit dem Bau des Pumpwerks Letten 1873-75 griff die städtische Infrastruktur nach Wipkingen aus, bevor die Gemeinde 1893 offiziell Teil der Stadt Zürich wurde. Das Wasserwerk Letten war Ausdruck der Modernisierung der Stadt, die den Bau ihres Wasser- und Kanalisationsnetzes und bald auch die Elektrifizierung der Strassenbeleuchtung vorantrieb. Mit dem Bau des Wasserwerks wurde die systematische Planung des Industriequartiers eingeleitet.
Stadtbaumeister Arnold Geiser gestaltete das Maschinenhaus des Wasserwerks 1876-78 einfach und sachlich mit wenig Zierelementen. Nach der Gründung der Elektrizitätswerke Zürich folgte 1891 die Erweiterung des Maschinenhauses an der Wasserwerkstrasse 105 (Burrischopf). 1897/98 wurde das Kesselhaus für die Dampfmaschinen angebaut. Das Gebäudeensemble wurde in der Folge mehrmals umgebaut, ergänzt und erweitert. Die Bauwerke an der Flussfront sind ein Beispiel des frühen Schweizer Kraftwerkbaus und sind im städtischen Inventar für schützenswerte Bauten und Anlagen aufgeführt.
Zur Qualitätssicherung von Neubauten setzt die Stadt Zürich auf den Architekturwettbewerb. Umfassende Informationen zum Wettbewerbsverfahren finden Sie im Jurybericht.