Im Sport wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen erfahren Menschen Rassismus. Sie werden unter anderem aufgrund ihrer äusserlichen oder kulturellen Merkmale, ihrer Sprache, ihrer tatsächlichen oder der ihnen zugeschriebenen Herkunft oder religiösen Zugehörigkeit als «anders» und «fremd» abgewertet. Im Sport zeigt sich dieser individuelle Rassismus in rassistischen Übergriffen, Ausschluss und Beleidigungen auf dem Spielfeld, in Fangesängen auf der Tribüne und in zwischenmenschlichen Interaktionen im Sportalltag. Die damit verbundenen Rassismuserfahrungen sind für betroffene Menschen zermürbend und sie nehmen die Freude am Sport und an sportlicher Leistung. Rassismus geschieht nicht nur bei böser Absicht, sondern auch unbeabsichtigte Äusserungen können rassistische Wirkung haben.
Rassismus ist bis heute im Sport verankert – indem Menschen of Color ausgegrenzt und benachteiligt werden. Manche dieser rassistischen Vorstellungen erscheinen auf den ersten Blick «positiv», z. B. die Annahme, Schwarze Menschen seien «von Natur aus» athletisch. Diese Vorstellung geht zurück auf koloniale Strukturen im Sport, die die Erfolge weisser Sportler*innen mit Trainingsqualität und Tradition begründen, jene von Schwarzen hingegen mit Genetik. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass diese rassistischen Vorstellungen auch heute noch beeinflussen, wie junge Sportler*innen gefördert werden und für welche Spielpositionen sie als geeignet gelten.
Menschen machen Rassismuserfahrungen aus unterschiedlichen Gründen und in unterschiedlicher Weise. Neben antischwarzen und antimuslimischen Rassismus gibt es weitere Formen von Rassismus. Sport antirassistisch zu gestalten bedeutet, diese Unterschiede anzuerkennen und zu berücksichtigen.
Rassistische Diskriminierungen sind häufig mit anderen Formen von Diskriminierung verbunden. Im Sport zeigt sich beispielsweise sehr deutlich der enge Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Weiblichkeitsvorstellungen und der Norm des Weiss-Seins. Im Turnsport der Frauen entsprachen lange Zeit ausschliesslich weisse Athletinnen den geforderten Schönheitsidealen. Schwarze Turnerinnen kamen kaum oder gar nicht vor. Dass bei den Olympischen Spielen 2024 drei Schwarze Athletinnen auf dem Podium standen, war ein Novum.
Etwas anders gelagert ist der Rassismus, den Mädchen und Frauen muslimischen Glaubens im Sport erfahren. Vor dem Hintergrund westlich geprägter, Vorstellungen und Klischees wird ihnen häufig ein Interesse am Sport abgesprochen und ihnen wird zugeschrieben, sie dürften aufgrund ihres Glaubens nicht sportlich aktiv sein. Dabei gerät aus dem Blick, dass zahlreiche Muslima auch im Hochleistungssport erfolgreich sind und der Sport für Athletinnen, die z. B. mit Hijab oder in Räumen nur für Frauen Sport treiben wollen, häufig nicht die passenden Regeln und Rahmenbedingungen schafft.

Im Sport engagierte Menschen, wie u. a. Kursleitende, Trainer*innen und aktive Vereinsmitglieder, können durch ihre Haltung und ihr Handeln dazu beitragen, Sportangebote antirassistisch zu gestalten.
Um Rassismus im Sport zu erkennen und antirassistisch handeln zu können, müssen alle am Sport beteiligten Menschen anerkennen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die aufgrund ihrer Geschichte durch rassistische Normen und Vorstellungen geprägt ist. Vor allem weisse Menschen können diesen Normen und Vorstellungen begegnen, indem sie dem Thema Rassismus im Sport mit Offenheit begegnen und mit der Bereitschaft, ihre eigenen rassistischen Denkmuster aktiv zu verlernen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, sich das eigene Weiss-Sein und die damit verbundenen Privilegien bewusst zu machen und zu verstehen, wie und in welchen Formen, Rassismus im Sport auftaucht.
- Erweitern Sie gemeinsam mit Menschen in Ihren Sportvereinen/Sportorganisationen, Ihr Wissen über Rassismus im Sport und über Möglichkeiten, Rassismus im Sport zu begegnen. Wie können Sie sich als Einzelperson und als Verein klar gegen Rassismus positionieren? Was können Sie gegen Rassismus tun?
- Organisieren Sie für Mitglieder, Trainer*innen und Funktionär*innen in Ihrem Verein/Ihrer Organisation Workshops zum Thema Anti-Rassismus. Professionelle Unterstützung und der gemeinsame Austausch helfen dabei, Handlungsfähigkeit im Umgang mit Rassismus im Sport zu entwickeln.
Sportvereine und Sportanbieter*innen können ihre Haltung gegen Rassismus deutlich kommunizieren und damit unmissverständlich klarmachen, dass rassistisches Verhalten nicht geduldet wird. Sie können ausserdem zeigen, dass es ihnen wichtig ist, Menschen mit Rassismuserfahrungen auf allen Ebenen des Vereins/der Organisation einzubeziehen.
- Machen Sie in der Ankündigung Ihres Sportangebots und/oder auf Ihrer Vereinswebseite deutlich, dass alle Menschen willkommen sind und dass Sie eine klare Haltung gegen Rassismus und andere Formen von Diskriminierung haben.
- Machen Sie die antirassistische und anti diskriminierende Haltung Ihres Vereins/Ihrer Organisation sichtbar, z.B. durch Infomaterialien, Poster und Ausgänge zum Thema.
- Falls Sie in Infomaterialien oder zum Vermitteln einer Sportart Schaubilder, Fotos oder Technik-Videos einsetzen, achten Sie darauf, dass Sie Menschen mit unterschiedlichen äusserlichen Erscheinungsbildern in Aktion zeigen. Es ist wichtig, dass Vielfalt sichtbar wird (auch in Bezug auf Behinderungen, Geschlechter, Alterskategorien etc.).
- Machen Sie in Ihrem Verein/Ihrer Organisation klar, dass alle Mitglieder willkommen sind, Funktionsaufgaben und Ämter zu übernehmen. Bieten Sie Unterstützung an und ermutigen Sie Menschen.
Wer sportliche Aktivitäten anleitet, ist im Rahmen des Kurses/Trainings dafür verantwortlich, für alle Beteiligten einen sicheren, diskriminierungsfreien Raum zu gewährleisten. Die Art und Weise, wie Kursleitende und Trainer*innen auf Grenzüberschreitungen und verletzende Äusserungen reagieren, bestimmt die Atmosphäre und die geltenden Regeln des Miteinanders.
- Kommunizieren Sie deutlich, dass Sie von den Teilnehmenden gegenseitigen Respekt und Fairness erwarten (z. B. keine sexistischen, homo-, trans- und behindertenfeindlichen, rassistischen oder sonst diskriminierende Sprüche).
- Intervenieren Sie sofort, wenn eine teilnehmende Person verbal oder nonverbal diskriminiert, beleidigt, unfair behandelt oder abgewertet wird. Weisen Sie die diskriminierend handelnde Person ruhig auf ihr Fehlverhalten hin. Wählen Sie dabei eine klare, gewaltfreie Sprache.
- Es ist wichtig, Diskriminierung auch dann zu begegnen, wenn nicht direkt von der Diskriminierung betroffene Menschen vor Ort sind. Sprüche wie «Das war aber ein schwuler Pass», «Bist du behindert?» oder «Du wirfst wie ein Mädchen» sind auch dann diskriminierend, wenn kein schwuler Sportler, kein Mensch mit einer Behinderung oder Mädchen und Frauen anwesend sind.
- Reagieren Sie, je nach Situation, vor/mit der ganzen Gruppe oder suchen Sie klärende Einzelgespräche nach dem Kurs oder Training. Dokumentieren Sie den Vorfall und melden Sie ihn, sollte die diskriminierend handelnde Person ihr Verhalten nicht ändern.
- Bemühen Sie sich, in Konfliktsituationen zwischen Teilnehmenden offen und gerecht zu vermitteln und mögliche Sanktionen mit Augenmass zu treffen. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen, wie eine solche Situation in Zukunft vermieden werden kann. Dies stärkt längerfristig das gegenseitige Vertrauen.