
Eine Kellererweiterung gab 2007 den Anlass für eine Ausgrabung im Hinterhof der Liegenschaft Rennweg 35. Die 20 Meter lange und 5 Meter breite Fläche erfasste den letzten Rest an unberührtem Terrain zwischen Rennweg, Kuttelgasse und Bahnhofstrasse. Gegraben wurde in eine Tiefe von 4 Metern.
Als wichtiges Resultat konnte ein keltischer Siedlungshorizont des 1. Jahrhunderts v. Chr. mit Steinpflästerung und Resten von Holzbauten gefasst werden. Das Fundmaterial umfasste Fragmente von Weinamphoren aus Italien sowie von Tüpfelplatten, die bei der Herstellung von Münzen verwendet wurden. In römischer Zeit und im Mittelalter war das Areal nicht mehr überbaut. Es wurde als Grünfläche oder Hinterhof genutzt. Im 19. Jahrhundert befand sich hier ein Ziergarten mit Weiher.
Bei der Ausgrabung wurden zwei Fragmente von sogenannten Tüpfelplatten aus keltischer Zeit gefunden.
Tüpfelplatten sind flache Keramikobjekte mit regelmässigen, etwa fingerbeerengrossen Vertiefungen. Die Forschung geht davon aus, dass die Tüpfelplatten von den Kelten zur Herstellung von Geld verwendet wurden. Anhaftende Metallreste weisen jedenfalls nach, dass in den Vertiefungen kleine Metallmengen geschmolzen wurden. Aus den so gewonnenen Metallrohlingen, den Schrötlingen, wurden mithilfe von Stempeln Münzen geprägt.
Die beiden unscheinbaren, aber geldgeschichtlich bedeutsamen Funde lassen darauf schliessen, dass das keltische Turicum des 1. Jahrhunderts v. Chr. über eine eigene Münzprägestätte verfügte.
Münzen wurden nicht nur geprägt, sondern auch gegossen. Zu den eigenständigen Entwicklungen der keltischen Münzherstellung gehörten die Potins, gegossene Münzen aus stark zinnhaltiger Bronze, darunter solche vom «Zürcher Typ». Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den am Rennweg gefundenen Tüpfelplatten und den Potinmünzen vom Zürcher Typ besteht nicht. Wurden die Potins aus Buntmetall gegossen, fanden die Tüpfelplatten beim Herstellungsprozess zur Prägung von Silber-, je nach dem auch Goldmünzen Verwendung.