
Das Haus Rosengasse 7 wird – wie viele andere Gebäude der Zürcher Altstadt – im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt. Die ältesten Elemente des Hauses reichen ins 13. Jahrhundert zurück.
Der Kernbau des 13. Jahrhunderts bestand aus einem gemauerten Erdgeschoss und einem oder zwei Obergeschossen aus Fachwerk. Erschlossen wurde das Erdgeschoss über ein Rundbogenportal in der Ostfassade gegen den Hirschenplatz, wo sich auch zwei Lichtschlitze befanden (vgl. Grafik: violett).
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurden die beiden Fachwerkobergeschosse in Stein erneuert. Das neue Dach erreichte bereits annähernd die heutige Firsthöhe; es war vermutlich ein recht grosses, gegen Süden geneigtes Pultdach (Grafik: blau). Um 1641/42 wurde das Dach angehoben und ein drittes Obergeschoss in Fachwerktechnik auf den mittelalterlichen Steinbau gesetzt (Grafik: grün). Nach Abbruch der benachbarten baufälligen Liegenschaft wurde der frei gewordene Raum für ein Waschhaus und als Abstellplatz genutzt, bis um 1843 die Rosengasse 7 erweitert wurde. Sie erhielt auf der Seite gegen den Hirschenplatz einen zweigeschossigen Zinnenanbau mit einem Brotladen und einer Wohnung. Die ehemalige Ostfassade des Hauses wurde damit zur Binnenmauer innerhalb des Ladens. Erst beim Umbau von 2006/07 sind die vermauerten Öffnungen aus dem 13. Jahrhundert wieder freigelegt und das Rundbogenportal sowie einer der beiden Lichtschlitze restauriert worden. Sein oberstes Geschoss erhielt das Haus um 1853, als ein Satteldach mit Quergiebel das Pultdach ablöste (Grafik: gelb). Damit erreichte das Gebäude äusserlich jene Form und Ausmasse, in welchen es sich heute präsentiert.
Im östlichen Kellerteil kam ein rund 80 bis 90 Zentimeter tiefer, gemörtelter Schacht zum Vorschein. Seine Machart und die stark komprimierte, mit Mörtel dünn abgebundene Sohle lassen vermuten, dass es sich um die Überreste einer Trotte, also einer Presse für Weintrauben oder andere Früchte, handelt. Im Schacht war der Basisstein der Presse eingelassen, wodurch im niederen Keller etwas Raumhöhe gewonnen werden konnte. Vermutlich stammt der Schacht aus dem Spätmittelalter, als die Liegenschaft sich im Besitz des Heiliggeist-Spitals befand. Es gibt aus dieser Zeit in den schriftlichen und archäologischen Quellen Hinweise auf mehrere «Spitalerkeller» in der unmittelbaren Umgebung. Damit sind Wirtschaftsräume des Spitals gemeint, in denen sich unter anderem solche Trotten befanden.
Unmittelbar beim vermauerten Hocheingang in der ehemaligen Ostfassade aus dem 14. Jahrhundert entdeckte die Stadtarchäologie zwei sekundär verbaute St. Urban-Backsteine.
Auf dem grösseren der beiden Steine, einem Bogenkeilstein, sind zwei Stempelmotive zu sehen: Die vordere Längsseite zeigt ein Flechtband, auf der Schmal- und auf der abgewinkelten Seite findet sich insgesamt dreimal derselbe Stempel mit zwei sich verschlingenden Drachen. Auf dem kleineren Stein präsentiert sich ein Rahmenwerk mit Blättern und zwei Sphingen, wobei der Sphingen-Stempel an mittelalterliche orientalische Stoffmuster erinnert.
Bereits in den 1950er Jahren sind an der Weingasse 7 ein Spitzbogenfenster und an der Spiegelgasse 11 ein Portal aus St. Urban-Backsteinen gefunden worden. Im Unterschied zu den Funden an der Rosengasse 7 sind diese an ihrem originalen Standort entdeckt worden.
St. Urban-Backsteine sind spezielle Backsteine, die ihren Namen dem Herstellungsort im Kanton Luzern verdanken. Die Mönche des Zisterzienserklosters St. Urban produzierten von 1232 bis ins erste Viertel des 14. Jahrhunderts Bodenfliesen, Grabplatten, Backsteinstufen und Backsteinwerkstücke, die für Tür- und Fenstergewände, Gewölberippen, Gesimse oder Kreuzgangarkaden verwendet wurden. Die Backsteine zeichnen sich durch ihre grossen Formate und durch wunderschöne Stempel aus, die in den ungebrannten Ton eingedrückt wurden.
Inzwischen belegen Untersuchungen, dass die massiven Backsteinwerkstücke auch in Tochterwerkstätten oder sogar in unabhängigen Produktionszentren hergestellt worden sind. Auch die Backsteine aus Zürich sind an einem anderen, bisher unbekannten Ort produziert worden.
Petra Ohnsorg, Vom Keller zum Dachgeschoss. Ausgrabung und Bauuntersuchung an der Rosengasse 7, in: Bericht Archäologie und Denkmalpflege 2006–2008, S. 28–31.