Vor Bauvorhaben kommt es vor, dass die bisherige Nutzung des Gebäudes frühzeitig aufgegeben wird. Dann eröffnen sich Möglichkeiten, die Räumlichkeiten bis zum Baubeginn zwischenzunutzen.
Zwischennutzungen verhindern nicht nur, dass Flächen leer stehen. Sie schaffen dank preisgünstiger Mieten Nischen für Experimente und sorgen für kreative und innovative Freiräume.
In den Büros, Ateliers, Geschäftsräumen oder Gastroflächen verkehrt ein vielfältiges Publikum. Häufig wird es dank der Zwischennutzung mit einem neuen Ort vertraut. Die Bekanntheit kann für die spätere feste Nutzung ein Vorteil sein.
Der begrenzten Nutzungsdauer und dem einfachen Ausbau der Räumlichkeiten steht ein günstiger Mietzins gegenüber. Entsprechend ist die Nachfrage nach Zwischennutzungen gross.
Bei der Vergabe von Flächen im Rahmen von Zwischennutzungen legt die Stadt bei der Ausschreibung bestimmte Nutzungsziele fest. Sie berücksichtigen die jeweilige Lage und die Möglichkeiten des Gebäudes. Die Palette an Zwischennutzungen soll möglichst breit sein.
Zentrale Vergabekriterien sind:
- Vereinbarkeit von Konzept mit der Nutzungsdauer
- Nutzungsart (insbesondere soziale, kulturelle und gewerbliche Nutzungen)
- Nutzungshäufigkeit (die Räume müssen stark ausgelastet sein)
Die Stadt bietet zwischengenutzte Flächen möglichst günstig an. Sie vermeidet es aber, die Mieterschaft zu subventionieren. Das heisst: Die Stadt zieht keinen Gewinn aus der Vermietung.
Der Mietzins setzt sich aus Herrichtungskosten, Kosten für Reparatur- und Unterhaltsarbeiten sowie Betriebskosten zusammen. Weitere Aufwände, die der Stadtverwaltung infolge der Zwischennutzung entstehen, werden nicht weiterverrechnet.
Die Stadt schreibt Zwischennutzungen öffentlich aus. Das Angebot deckt unterschiedliche Bedürfnisse ab:
Die Raumbörse der Stadt Zürich schreibt Flächen für kurzfristige Zwischennutzungen und für Stunden- und Tagesnutzung aus.
Längerfristige Zwischennutzungen schreibt Liegenschaften Stadt Zürich zusammen mit den regulären Dauermieten aus.
Der Gebäudekomplex beim Bahnhof Hardbrücke war früher der Sitz der Zentralwäscherei Zürich (ZWZ), seit 2019 wird er vielfältig zwischengenutzt: für kulturelle und soziale Veranstaltungen, für Atelier-, Büro- und Werkräume, eine Sporthalle und für einen Start-up-Incubator. Die Zwischennutzung dauert bis mindestens 2026. Unterdessen entwickelt die Stadt Zürich ein Konzept für die langfristige Nutzung des 20 000 Quadratmeter grossen Areals.
Das Geerenweg-Areal neben dem Bahnhof Altstetten war eine der letzten ungenutzten Brachen auf dem Zürcher Stadtgebiet. 2018 entstand auf dem Grundstück die temporäre Siedlung FOGO für Asylsuchende und Studierende sowie für Kleingewerbe und Kulturschaffende. Gastronomie und Urban Gardening ergänzen das Angebot. Daneben befindet sich ein Durchgangsplatz für Fahrende. Die Zwischennutzung des 9800 Quadratmeter grossen Areals läuft bis 2038.
Mit dem Bevölkerungs- und dem Aufgabenwachstum braucht die Stadtverwaltung in Zukunft voraussichtlich mehr Arbeitsplätze. Dazu erwirbt sie geeignete Geschäftsflächen – etwa das Bürogebäude «Airgate» in Seebach im Jahr 2015. Bis die flexiblen, verkehrsgünstig gelegenen Büroflächen für städtische Zwecke benötigt werden, vermietet die Stadt sie zu Marktkonditionen an Dritte. Ein anderes Beispiel ist das Siemens-Areal in Albisrieden, das teilweise städtischen Nutzungen dient (OIZ) und teilweise vermietet ist.
Hauptsächlich ausserhalb der Stadtgrenzen besitzt die Stadt Zürich Liegenschaften, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben nicht mehr benötigt. Dazu zählt etwa das frühere Alterszentrum Rosengarten in Uster, in dem die Stadt Uster seit 2023 Asyl- und Schutzsuchende unterbringt. Ein anderes Beispiel ist das Gebäude an der Frankentalerstrasse 55 in Höngg. Nach dem Wegzug der Suchtbehandlung Frankental (heute: Suchtfachklinik Zürich) ist ein neues, langfristiges Nutzungskonzept für die denkmalgeschützte Villa gefragt. Bis dieses vorliegt, mietet ein Verein die Räumlichkeiten für Wohn-, Praxis-, Büro- und Seminarzwecke.
Der Kanton Zürich übergab der Raumbörse der Stadt Zürich mehrere Liegenschaften zur Zwischennutzung. So die Gebäude am Sihlquai 125, 131 und 133 beim Limmatplatz, wo sich ab 2015 ein Angebotsmix aus der Kreativ-, Kultur-, Bildungs- und Sozialwirtschaft etablierte. Die Raumbörse ist auch für die Zwischennutzung des Zeughaus 4, das früher von der Kantonspolizei genutzt wurde, verantwortlich. Bis zur Sanierung kommen im denkmalgeschützten Gebäude kulturelle, soziale, gewerbliche und kunstbezogene Nutzungen zum Zug.
«Frau Gerolds Garten» beim Bahnhof Hardbrücke hat sich dank Restaurant, Bar und Stadtgarten zum beliebten Treffpunkt entwickelt. Grün Stadt Zürich unterstützt das Projekt seit 2012 mit Urban-Gardening-Know-how. Ein anderer Grundeigentümer suchte mithilfe der Raumbörse der Stadt Zürich Zwischennutzungen für seine Flächen in der Manegg.