Es gibt keine verfügbaren Messungen, die exakt aufzeigen, wie viele Treibhausgase zum Beispiel in der Stadt Zürich durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre gelangen. Um möglichst verlässliche Informationen über die Treibhausgasemissionen zu erhalten, werden daher Klimabilanzen berechnet. Sie zeigen auf, durch welche Aktivitäten wie viele Treibhausgase emittiert werden. Zur besseren Übersicht sind die Treibhausgasemissionen Bereichen zugeordnet (Gebäude, Mobilität, Entsorgung etc.).
Am Beispiel der direkten Treibhausgasemissionen aus der Wärmeerzeugung auf Stadtgebiet wird hier gezeigt, welche Schritte bei der Bilanzierung erfolgen.
1. Aktivitäten erheben
Im ersten Schritt wird erhoben, welche Aktivitäten die klimaschädlichen Emissionen verursachen. Diese Aktivitäten werden dann mit geeigneten Daten aus Messungen, Modellen oder Schätzungen quantifiziert.
Am Beispiel der Wärmerzeugung: Wie viel Energie von welchem Energieträger wird in Zürich für das Heizen benötigt? Die Daten sollten möglichst genau und spezifisch für die Stadt Zürich sein. Bei Gas und Fernwärme sind genaue Absatzzahlen bekannt, für andere Energieträger können die Verbräuche anhand der Anzahl, der Betriebsdauer und der Leistung der Heizungen auf Stadtgebiet berechnet werden.
2. Emissionsfaktoren bestimmen
Emissionsfaktoren geben an, wie viele Treibhausgasemissionen pro Aktivität entstehen, wie viele CO2-Äquivalente also beispielsweise pro Kilowattstunde Erdgas zum Heizen verursacht werden. Emissionsfaktoren sind auf Basis von wissenschaftlichen und industriebezogenen Daten hergeleitet und aus Datenbanken abrufbar, die für Ökobilanzen verwendet werden.
3. Emissionen berechnen und summieren
Aktivitäten multipliziert mit den jeweiligen Emissionsfaktoren ergeben die Treibhausgasemissionen.
Im Beispiel: 2023 wurden zum Heizen von Gebäuden im Stadtgebiet von Zürich rund 1900 GWh Erdgas (inkl. Biogas Import) verbraucht, was etwa 330 000 t CO2eq direkte Emissionen verursachte.
Die Zuverlässigkeit von Klimabilanzen hängt davon ab, wie genau und vollständig die verwendeten Daten zu den Aktivitäten und Emissionsfaktoren sind. Die Bilanzierung von direkten Emissionen ist meist präziser als jene von indirekten Emissionen. Denn bei indirekten Emissionen ist es komplexer, Aktivitäten (z. B. die Anzahl gekaufter Handys auf Stadtgebiet) und zugehörige Emissionsfaktoren (z. B. Emissionen pro Handy) zu erheben.
Klimabilanzen von weit zurückliegenden Jahren, etwa zum Jahr 1990, weisen grössere Unsicherheiten auf als aktuelle Klimabilanzen. Daten aus der Vergangenheit sind oft lückenhaft und sind anders aufgebaut und erhoben als Daten aus der Gegenwart. Es sind daher teilweise Anpassungen nötig, um möglichst vergleichbare und verlässliche Daten für das Jahr 1990 zu erhalten.
Die Klimabilanzen der Stadt Zürich bieten das derzeit bestmögliche Bild der Treibhausgasemissionen. Das Bild wird sich in den nächsten Jahren weiter schärfen und verfeinern, wenn neue Daten hinzukommen.