Während auf den grossen Bühnen König Fussball das Geschehen beherrschte, feierten wir in Zürich, ganz unabhängig von Sieg oder Niederlage, 125 Jahre Grossstadt. Höhepunkt und Abschluss der Feierlichkeiten war das Fest auf dem Münsterhof, wo wir als Stadtrat für das leibliche Wohl der Gäste sorgten – oder uns zumindest Mühe gaben, dies zu tun. Ob wir dem Fachpersonal eher Hilfe oder Hindernis waren, bleibe dahingestellt. Sicher ist: Der Einsatz als Wurst-Grilleur hat Spass gemacht.

Bereits am Vormittag hatten zahlreiche Abteilungen der Stadtverwaltung ihre Türen und Tore geöffnet, um der Bevölkerung Einblick in ihre Arbeit zu geben. Trotz des anfänglich schlechten Wetters nutzten viele Interessierte diese Möglichkeit und fanden am Abend den Weg auf den Festplatz. Und mit dem Himmel heiterte sich die Stimmung erst recht auf. Zu den Einheimischen gesellten sich Touristinnen und Touristen, die uns ähnlich wie an den Brunnen mit dem Trinkwasser ungläubig anschauten, als sie von uns gratis eine Stärkung erhielten. Für einmal waren es nicht die hohen Preise, die sie ins Staunen versetzten.

In der politischen Geschichte der Stadt Zürich war das Jahr 1893 ein Meilenstein. Elf bisher selbständige Nachbargemeinden wagten den Schritt, sich mit uns zu vereinigen. Dadurch vervierfachte sich die Bevölkerung, und die Gemeindeversammlung wurde durch ein Parlament abgelöst. Es war gleichsam die Geburt der heutigen demokratischen Ordnung in der Stadt, und es scheint, dass man solche Ereignisse – also wenn es um die Wurst geht – bei uns mit einer Wurst feiert. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen schon jetzt einen guten Appetit am Nationalfeiertag!   

Michael Baumer
Vorsteher Departement der Industriellen Betriebe