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Publikation

April 2017

Persönlich-Kolumne: Stiura

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich
Daniel Leupi, Vorsteher des Finanzdepartements
Daniel Leupi, Vorsteher des Finanzdepartements
April 2017

Persönlich-Kolumne: Stiura

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich

Frist, die: Gemäss US-Staatsmann Benjamin Franklin sind auf Erden nur zwei Dinge sicher: Tod und Steuern. Während wir über das Erstere nur spekulieren können, haben die Letzteren ein klares Datum: Am 31. März war die Steuererklärung fällig. Ein Vorgang, den die einen routiniert abwickeln, andere hingegen wochenlang vor sich herschieben und der ihnen tüchtig auf den Magen schlägt.

Fristerstreckung, die: Dieser Stress müsste gar nicht sein. Man kann ganz einfach eine Fristverlängerung beantragen, was übrigens mehr als 50 Prozent machen.

Liquidität, die: Wenn alle ihre Steuererklärung pünktlich abliefern und viele dann noch gleich einzahlen würden, dann müsste die Stadt Zürich im Zeitalter der Negativzinsen paradoxerweise aufpassen, nicht zu viel Geld auf den Konti zu haben.

Begriff, der: Das Wort stammt vom althochdeutschen «stiura» ab, was stützender Pfahl bedeutet. Bereits ab 900 ist das Wort als Begriff für die «rechtlich begründete, regelmässige Geldabgabe an die Obrigkeit» belegt. Eine Stütze für die Staatstätigkeit sind Steuern auch heute noch.

Briefkasten, der: Vor dem Verwaltungszentrum Werd steht ein voluminöser Briefkasten nur für den Einwurf von Steuererklärungen. In der Spitzensaison werfen dort rund 200 Leute pro Tag ihre Erklärung ein. Sie sparen so Porto und einen Arbeitstag.

Steuersparen, das: Eine ganze Branche lebt davon. Im Internet findet man gar das Bonmot, der Steuerspartrieb sei bei vielen Menschen ausgeprägter als der Sexualtrieb… Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es auch Menschen, die gerne Steuern bezahlen, weil sie die Gegenleistungen zu schätzen wissen. Selbst Milliardäre haben sich schon so geäussert.

Ehrlichkeit, die: Die Steuerehrlichkeit ist hierzulande rekordhoch. Damit dies so bleibt, muss dreierlei erfüllt sein: Keine zu hohe Steuerlast. Das Gefühl, einen guten Gegenwert zu erhalten. Und das Vertrauen, dass die Steuerlasten zwischen arm und reich und zwischen Unternehmen und Privaten gerecht verteilt sind. Dies soll so bleiben.

Daniel Leupi
Vorsteher des Finanzdepartements