Wenn Sie, liebe Lesende, von wildfremden Menschen zauberhaft angelächelt werden wollen, dann gibt es dafür viele Wege. Sicher zum Ziel führt: Im Strassenraum mit den Menschen kommunizieren.

Ich erhalte selten entzückendere Lächeln, als wenn ich unterwegs auf dem Velo weit vorausschaue und Zufussgehenden mit Handzeichen anzeige, dass sie die Strasse queren können. Freude und Überraschung zaubern ein Lächeln aufs Gesicht.

Manchmal rufe ich «Gesundheit», wenn am Strassenrand eine Person niesst. Oder wünsche «en Guete», wenn ich auf dem Weg ins Büro am Schanzengraben vorbeifahre und jemand auf einer Bank sein Essen geniesst.

Natürlich zeige auch ich, wenn Autofahrende anhalten oder das Tempo drosseln, damit ich die Strasse queren oder in den Verkehr einfädeln kann (Danke!), ein Lächeln. Schaffe ich aber auch nicht immer.

Letzten Mittwoch fuhr ich von der Gemeinderatsitzung mit dem Velo heim. Unterwegs habe ich drei oder vier solcher Lächeln erhalten. Da der Redaktionsschluss dieser Kolumne mit hohem Tempo nahte, entschied ich noch auf dem Sattel, darüber zu schreiben.

In Gedanken war ich wohl bereits am Texten, als es an einer Kreuzung grün wurde und ich sah, wie ein Paar den Fussgängerstreifen bei rot querte. Beim schnellen Überlegen, ob ich vor oder hinter ihnen durchfahren sollte, hatte ich wahrscheinlich nicht grad ein Smile im Gesicht. Beim Kreuzen erkannten wir uns: Eine Gemeinderätin. Wir winkten uns fröhlich zu.

Und Sie? Wann haben sie im Strassenraum das letzte Mal vorausschauend agiert, einer fremden Person den Vortritt gelassen und dafür ein Lächeln erhalten? Oder ein Lächeln verteilt?

PS. Ich bin der Meinung, dass der Regierungsrat für die Sans-Papiers eine Lösung finden sollte.

Daniel Leupi 
Vorsteher des Finanzdepartements