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Praxisnahe Forschung für das Tierwohl

News

22. Dezember 2022

Schussapparat mit dem Namen «BigBovid»
Tiergerechtes Schlachten: Der «BigBovid» betäubt Grosstiere schnell und zuverlässig. Für den Gebrauch ist ein Waffenerwerbsschein erforderlich.

In der Schweiz ist das Schlachten genauestens gesetzlich geregelt. Das Tierwohl ist dabei ein wichtiger Aspekt. Der Veterinärdienst der Stadt Zürich ist verantwortlich. Er sorgt für gute Bedingungen für die Tiere am Schlachthof. Oberstes Gebot dabei ist, dass die Tiere vor dem eigentlichen Schlachtvorgang schnell betäubt werden, d.h. bewusstlos und unempfindlich gegenüber Schmerz sind. Eine solche Betäubung erfolgt bei Grosstieren wie Rindvieh in der Regel mit einem gezielten Bolzenschuss ins Gehirn.

Bei grossen, kräftigen Stieren, die lebend bis zu 1500 kg auf die Waage bringen und eine sehr dicke Schädeldecke besitzen, oder bei Wasserbüffeln, die ein ausgedehntes Stirnhöhlensystem haben, reicht die Durchschlagskraft und Eindringtiefe der herkömmlichen Bolzenschussgeräte allerdings nicht immer für eine zuverlässige Betäubung aus. In solchen Fällen muss mit einem Reserveschussapparat nachbetäubt werden.

Tierwohl und Sicherheit stehen im Zentrum

«Einen längeren Bolzen zu verwenden, funktioniert nicht, da er sich im Tierkopf verkeilen könnte», erklärt Clemens Bauer, Leiter Veterinärdienste der Stadt Zürich. «Und hydraulische Bolzenschussapparate mit höherer Durchschlagskraft sind für kleine Schlachtbetriebe nicht finanzierbar».

Um dieses Problem in den Griff zu bekommen, hat sich eine interdisziplinäre Forschungsgruppe der Universität Zürich zusammen mit einem Büchsenmacher auf die Suche nach einer tiergerechten Lösung gemacht. Das Ergebnis ist ein Schussapparat, der einem Bolzenschussapparat in Form und Handhabung gleicht, aber wie ein Revolver einen Lauf besitzt und ein Projektil abgibt. Dazu Clemens Bauer: «Wichtig war uns, dass das Tier optimal betäubt wird und sich der Schussapparat wie gewohnt handhaben lässt. Zudem darf das Projektil nicht wieder aus dem Tier austreten und das Personal gefährden».

«Forschung und Praxis verbinden»

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie wurde der Schussapparat mit dem Namen «BigBovid» nach Vorlauftests schliesslich bei regulären Schlachtungen direkt an schweren Rindern angewendet und evaluiert. Hierfür wurden die abgetrennten Rinderköpfe jeweils mit einem Computertomographen untersucht, um in den knöchernen Schädel hineinzusehen und die Eindringtiefe des Projektils zu analysieren.

Clemens Bauer erinnert sich gerne an die anregende Zusammenarbeit: «Alle Beteiligten waren top motiviert. Die spannende und sehr effiziente Mischung aus wissenschaftlicher Forschung und praxisnaher Anwendung bereitete mir grosse Freude und führte schliesslich zu einer überzeugenden Lösung für das Tierwohl.»