Angehörige
Die Unterstützung eines kranken Familienmitglieds kostet viel Kraft. Wir wollen Ihnen dabei helfen, eine Abhängigkeit zu verstehen und Ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen realistisch einzuschätzen.
Sucht betrifft uns alle
Auch dann, wenn nur einer der Beziehungspartner*innen oder eines der Familienmitglieder ein Suchtverhalten aufweist, wirkt sich die Abhängigkeitserkrankung auf alle aus.
Der regelmässige Konsum verändert die Persönlichkeit des*der Betroffenen, führt zu Konflikten, Verlustängsten, enttäuschten Erwartungen, finanziellen Sorgen und teilweise gar zu Gewalt.
Kontakt & Anmeldung
Ein Familienmitglied zeigt ein ausgeprägtes Suchtverhalten?
Sprechen Sie offen und teilen Sie der betroffenen Person Ihre Sorgen mit – in der Regel lohnt es sich, nicht allzu lange damit zu warten. Empfehlen Sie ihr ein Beratungsgespräch in unserer Klinik oder einer Suchtberatungsstelle, um die Situation neutral zu betrachten und eine fachliche Empfehlung zu erhalten.
Vielleicht ist es Ihnen ein Anliegen, am Gespräch teilzunehmen. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen und Vorwürfe, bleiben Sie in Bezug auf Ihre Erwartungen und Grenzen aber klar und standhaft.
Für jede Abhängigkeitsproblematik gibt es eine geeignete Behandlungsform. Angehörige und Lebenspartner*innen können während und nach einem Aufenthalt einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung oder zur Aufrechterhaltung der Abstinenz leisten.
Die ersten Symptome eines Entzugs setzen, je nach Substanz, kurze Zeit nach dem letzten Konsum ein. Einerseits reagiert der Körper, zum Beispiel mit Schwitzen, starker Unruhe, Muskelschmerzen, Zittern, Schlaflosigkeit, Tiefenschlaf oder grippeähnlichen Symptomen. Diese sind besonders ausgeprägt beim Abbau von Heroin und Methadon, wie auch im Alkohol- und Benzodiazepinentzug. Andererseits ergeben sich psychische Symptome. Je nach konsumierten Substanzen kommt es zu starken Stimmungsschwankungen, depressiven Zuständen und Antriebslosigkeit oder Ängsten. Auch starker Konsumdrang (Craving), Reizbarkeit bis zur Aggression und Gewaltneigung, psychotische Zustände (Halluzinationen), Delir oder epileptische Anfälle können auftreten. Im akuten und unbehandelten Zustand kann es zu Selbstverletzungen kommen und Betroffene können zur Bedrohung für sich und andere werden. Während die körperlichen Entzugssymptome rasch wieder abklingen, können die psychischen Folgen noch Wochen bis Monate nach dem letzten Konsum anhalten, besonders typisch bei Kokain, Amphetaminen und Metamphetaminen. Von «kalten Entzügen» im privaten Umfeld raten wir dringend ab.
Um vor allem die körperlichen Entzugsbeschwerden zu verhindern oder mindestens stark zu lindern, werden in der Behandlung spezifische Medikamente eingesetzt. Bei Polytoxikomanie, also dem gleichzeitigen Konsum mehrerer Substanzen, muss die Entzugsbehandlung genau geplant und laufend ärztlich überprüft werden. Dabei wird die Reihenfolge festgelegt, in welcher die einzelnen Substanzen abgebaut werden. Parallel dazu tragen die Ohrakupunktur, pflanzliche Mittel, Aromatherapie, Entspannungsbäder, Achtsamkeitsmeditationen und therapeutische Gespräche mit Fachleuten dazu bei, die Motivation aufrecht zu erhalten und die Ziele des Aufenthalts zu erreichen.
Nach dem Entzug fokussiert die Entwöhnungsbehandlung auf die Ursachen und Zusammenhänge der Abhängigkeit mit der eigenen Lebensgeschichte, der aktuellen Lebenssituation und allfälligen zusätzlichen körperlichen oder psychischen Erkrankungen. Die intensive Psychotherapie verfolgt den Zweck, ein Verständnis für die persönlichen Merkmale der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Konsummuster aufzubauen, ohne Schuldzuweisungen und ohne Scham. Durch die richtigen Strategien und den gestärkten Selbstwert sollen künftige Krisen möglichst ohne Substanzkonsum gemeistert werden können. Das Wochenprogramm setzt sich aus vielen Einzel- und Gruppensitzungen, individuellen Aufgaben und therapeutischen Übungen zusammen. Unsere Ateliers und körperliche Aktivierungsmöglichkeiten, sowie tägliche Entspannungs- und Achtsamkeitsangebote unterstützen das Wohlbefinden in Körper und Geist. Für alle Fragen und Probleme im sozialen und Arbeitsbereich können individuelle Beratungen beim Klinik-Sozialdienst und dem Fachbereich für berufliche Integration in Anspruch genommen werden. Das Wochenende kann dazu genutzt werden, Angehörige zu besuchen, die eigenen elterlichen Pflichten wahrzunehmen und erste Schritte der sozialen Wiedereingliederung zu gehen.
Für Freund*innen oder Angehörige von Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung kann die Situation oftmals zu Ohnmacht und Überforderung führen. Umso wichtiger ist es in diesem Zusammenhang, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Suchtfachklinik Zürich, aber auch Suchtberatungsstellen oder Hausärzt*innen bieten Unterstützung und stehen Ihnen beratend und koordinierend zur Seite.
Detaillierte Informationen finden Sie in der Rubrik Betroffene.