Grundlagen und Methoden
Gemeinsam finden wir individuelle Möglichkeiten des Umgangs mit der Abhängigkeit und fördern Entscheidungen auf dem Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.
Worauf die Angebote der Suchtfachklinik Zürich basieren
Wir legen unser Augenmerk auf die spezifischen Lebenssituationen der Betroffenen und ihre persönlichen Geschichten. Dabei vertrauen wir auf psychiatrische, psychotherapeutische, allgemeinmedizinische und agogische Methoden, die wir in massgeschneiderte Konzepten einbinden.
Behandlungsgrundlagen
Eine solide Basis für neue Perspektiven
Eine Suchtbehandlung ist stets zutiefst individuell und berücksichtigt die spezifische Situation der Betroffenen. Diese individuellen Elemente bauen aber auf grundlegenden Überzeugungen und Überlegungen auf, die sich ihrerseits an der Haltung einer zeitgemässen Suchtarbeit orientieren.
Das Zusammenwirken von verschiedenen Faktoren
Abhängigkeitserkrankungen ergeben sich in der Regel infolge des Zusammenspiels von mehreren Faktoren:
- Biologische Faktoren, zum Beispiel genetische/epigenetische, biochemische, physiologische oder hirnorganische Faktoren
- Psychologische Elemente, zum Beispiel individuelle Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozesse auf rationaler und emotionaler Ebene, Persönlichkeitsmerkmale, Bindungs- und Lernerfahrungen, Motivation
- Persönliches Umfeld wie Familie, Gemeinschaft und Gesellschaft (psychosoziale Faktoren)
Die beste Wirksamkeit ist daher von Behandlungsansätzen zu erwarten, welche das Zusammenwirken von (neuro)biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren berücksichtigen. Der Fokus sollte nicht einseitig auf dem Suchtverhalten liegen, sondern Interventionen für die individuellen medizinischen, persönlichen, familiären, sozialen und sozioökonomischen Problemen bereitstellen.
Die verschiedenen Formen der Abhängigkeit
Die Suchtfachklinik Zürich hat einen Leistungsauftrag für die Behandlung von Substanzabhängigkeiten. Sie bezieht jedoch die Möglichkeit einer Komorbidität mit Verhaltenssüchten in die Abklärungsphase mit ein und behandelt diese im Sinne einer Dual-Focus-Therapie parallel zur Substanzabhängigkeit. Ebenso soll im Laufe der Behandlung das Risiko einer Suchtverlagerung – von einer Substanz zur einer anderen oder von einer substanzgebundenen zu einer substanzungebundenen Abhängigkeit – laufend überprüft und nach Möglichkeit verhindert werden.
Unter den sogenannten Verhaltenssüchten finden sich pathologische (Glücks-)Spiele, diverse Medienabhängigkeiten (Internet, Handy, TV, Computerspiele), Arbeitssucht (Workaholism, Work Addiction), Kaufsucht/Kaufzwang (heute häufig in Zusammenhang mit Internet), Hypersexualität/Sexsucht, das Messie-Syndrom und exzessives Sporttreiben.
Abhängigkeit und psychische Störungen
Eine Komorbidität mit psychischen Störungen wird im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung unter Personen mit Abhängigkeitsproblemen vermehrt diagnostiziert. Häufig treten Angststörungen, Depressionen, Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Borderline- und andere Persönlichkeitsstörungen sowie ADHS im Erwachsenenalter auf. Etwas seltener findet man andere affektive Störungen (bipolare Störung, Manie, Dysthymie), Psychosen (drogeninduzierte Psychosen wie auch Schizophrenien), Zwänge oder kognitive Beeinträchtigungen und hirnorganische Schädigungen, zum Beispiel infolge übermässigen Alkoholkonsums. Die Behandlung von Menschen mit Doppeldiagnosen ist aufgrund ihrer spezifischen Struktur – in Bezug auf Konzept, Prozesse und die personelle Besetzung – eine Besonderheit und eine Stärke der Suchtfachklinik. Die Dual-Focus-Therapie bildet die Grundlage der psychotherapeutischen Arbeit. Die Schwerpunkte und die Abfolge der Interventionen werden laufend mit den Patient*innen festgelegt, evaluiert und angepasst.
Individuelle Wege und Ziele
Recovery betont die Bedeutung der individuellen Lebenswege von Menschen und damit einhergehend die individuelle Festlegung von Zielen. Sie orientiert sich an zehn Prinzipien:
- Selbstbestimmung
- Individualisierung und Personenzentrierung
- Selbstbefähigung
- Holistischer Zugang
- Nicht-Linearität des Genesungsprozesses
- Ressourcenorientierung
- Unterstützung durch nahestehende Menschen
- Respekt
- Selbstverantwortung
- Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Die Behandlung zielt nicht unbedingt auf eine vollständige Genesung und Symptomfreiheit ab, sondern schafft die Grundlagen für Entscheidungen und unterstützt die Patient*innen darin, ein sinnhaftes, befriedigendes und zielgerichtetes Leben zu führen und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden. Dabei wird anerkannt, dass die Recovery-Ergebnisse persönlich und individuell sind und über den Gesundheitsfokus hinausgehen, indem sie soziale Einbindung und Lebensqualität miteinschliessen.
Genderspezifisch behandeln
Auf der strukturellen Ebene hat die Suchtfachklinik die Gendersensibilität entsprechend den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und des Bundesamtes für Gesundheit BAG in ihrem Konzept, den Prozessen und im Qualitätsmanagement implementiert. Die Infrastruktur wahrt und respektiert die Intimsphäre von Patient*innen, beispielsweise in Form von geschlechtergetrennten sanitären Einrichtungen und Einzelzimmern. Es stehen genderspezifische Angebote zur Verfügung, darunter die entsprechende Gruppentherapie sowie Workshops zu männer- und frauenspezifischen Themen. Wir gewährleisten ein gendersensibles Bezugspersonensystem. Es bestehen geschlechterspezifische medizinische Angebote, zum Beispiel die Gynäkologie. Durch Schulungen wird die Fachlichkeit der Mitarbeitenden bezüglich Genderwissen und Genderkompetenz laufend erweitert.
Wissenschaftlich fundiert und extern vernetzt
Die angebotenen medizinischen und psychotherapeutischen Therapien sind evidenzbasiert und stützen sich auf modernste wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Suchtfachklinik ist mit den verschiedenen spezialisierten Einrichtungen für Abhängigkeitserkrankungen in Zürich sowie den psychiatrischen Kliniken des Kanton Zürich eng verbunden.
Integrativ und interprofessionell
In der Wahl der therapeutischen Interventionen und Methoden verfolgt die Suchtfachklinik einen holistischen Ansatz. Unter Berücksichtigung des bio-psycho-sozialen Modells der Abhängigkeit und der Recovery-Prinzipien ist die Suchtfachklinik bemüht, möglichst vielfältige Angebote in Bezug auf die diversen Lebensfelder der Patient*innen zur Verfügung zu stellen. Der ganzheitliche Ansatz ist nur über ein System der engen und zielgerichteten interprofessionellen Zusammenarbeit umsetzbar.
Individualisiert und zielorientiert
Die Mitarbeitenden der Suchtfachklinik leben eine patientenzentrierte Grundhaltung. Die gesamte Planung der Behandlung und die Festlegung der Schwerpunkte erfolgt am Ende einer ersten anamnesisch-diagnostischen Phase gleich nach Eintritt. Die kurz- und langfristigen Ziele werden gemeinsam festgelegt und richten sich nach dem individuellen Ressourcen- und Defizitprofil der Patient*innen. Die Interventionen sollen den Bedürfnissen und der Ansprechbarkeit des Einzelnen gerecht werden – ein «one size fits all»-Modell ist in der Suchtbehandlung nicht relevant.
Was ein Aufenthalt bewirken soll
Das Spektrum an Zielen in der Suchtbehandlung ist primär abhängig vom Auftrag und der Aufenthaltsdauer. Bei Aufenthalten von wenigen Tagen in der Entzugsstation im Rahmen einer Krisenintervention stehen Interventionen, die das Überleben sichern, schadensbegrenzende Massnahmen (Harm Reduction) und die generelle Stabilisierung des körperlichen und psychischen Zustandes im Vordergrund. Aufenthalte von mehreren Wochen in der Entzugsstation fokussieren automatisch auf Massnahmen zur Konsumreduktion und Rückfallprophylaxe und beziehen soziale Integrationsziele wie Existenzsicherung, Wohnen, Arbeit und Überwindung der sozialen Isolation mit ein. Im Rahmen der Entwöhnungsbehandlung können langfristige persönliche Ziele verfolgt werden. Über die Aktivierung eigener Ressourcen sollen das Selbstwertgefühl und die Selbstverantwortung gestärkt werden. Im sozialtherapeutischen Setting – stationär wie auch teilstationär – sind die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit (sofern diese nicht irreversibel beeinträchtigt ist) und die berufliche Integration von besonderer Bedeutung.
Einheitliche Strukturen
Zur Gewährleistung einer optimalen Behandlungskette sind das Therapiekonzept und die Prozesse in ihrer Grundstruktur in jeder Behandlungsphase einheitlich. Die Fachbereiche arbeiten Setting-übergreifend und die Patient*innen werden über die gesamte Zeitdauer ihres Aufenthaltes vom gleichen Team an Bezugspersonen (Ärzt*in, Psychotherapeut*in, Sozialarbeiter*in) begleitet. Diese Struktur trägt zum Wohlbefinden der Patient*innen bei und stärkt die Vertrauensbildung sowie die Chancen für längere Bindungserfahrungen. Zudem ist sie effizient, da kein Informationsverlust durch Bezugspersonenwechsel entsteht, und garantiert dem externen Umfeld (Familie, Behörden) gleichbleibende Kontaktpersonen. Ebenso wichtig ist der Gedanke der Behandlungskette bei der Übernahme von Patient*innen aus externen therapeutischen Settings wie Substitutionsbehandlungen, Kliniken oder sozialtherapeutische Einrichtungen sowie bei der Überweisung an Nachbehandelnde bei Abschluss des Aufenthaltes.
Die unterschiedlichen Aspekte der Sucht
Es wird im Wesentlichen zwischen folgenden Ebenen unterschieden:
- Somatische Ebene:
körperliche Beschwerden, allgemeiner Gesundheitszustand, Selbstfürsorge
- Störungsbezogene Ebene:
Abhängigkeitserkrankung(en) und allfällige Komorbiditäten, Selbstfürsorge
- Psychische und Persönlichkeits-Ebene:
psychische Entwicklung, Biografie, Bindungsfähigkeit/Beziehungsmuster, Spiritualität
- Soziale Ebene:
Familie, Partnerschaft, Freundeskreis, soziales Umfeld, kulturelle Zugehörigkeit, Einbettung/Isolation
- Berufliche Ebene:
Arbeitssituation, Berufsausbildung, Arbeitsfähigkeit
- Sozioökonomische Ebene:
Existenzsicherung, Schulden
- Rechtliche Situation:
laufende Verfahren, rechtliche Massnahmen, Aufenthaltsbewilligung
Voraussetzungen für einen Eintritt
In die Suchtfachklinik Zürich eintreten können Männer und Frauen im Alter ab 18 Jahren, deren Hauptdiagnose eine Abhängigkeit nach ICD-10 für die Substanzen F11 bis F19 ist. Der Eintritt muss freiwillig erfolgen, durch Selbstzuweisung oder Zuweisung durch eine*n Ärzt*in oder durch die Strafvollzugsbehörde im Rahmen einer stationären Massnahme. Zu den weiteren Aufnahmeindikationen zählen komorbide psychische Störungen und somatische Krankheiten, die aufgrund ihres Ausprägungsgrades die Suchterkrankung negativ beeinflussen und in der Folge die selbstbestimmte Lebensführung erschweren. Die Klinik ist rollstuhlgängig und eignet sich demnach auch für Menschen mit einer Gehbehinderung. Benötigen Patient*innen ergänzende pflegerische Unterstützung in den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL), so wird der Pflegeaufwand im Vorfeld einer Aufnahme abgeklärt.
Kontraindikationen sind akute psychische Störungen wie Suizidalität oder Gewaltverhalten im Rahmen einer psychotischen Krise, ebenso ärztliche Zwangseinweisungen (FU) und ausgeprägte organische Störungen in Zusammenhang mit einer hohen Pflegebedürftigkeit, zum Beispiel im Falle einer fortgeschrittenen Demenz.
Methoden
Vielschichtige Möglichkeiten zur gezielten Behandlung
Im Rahmen von fundierten Konzepten greift die Suchtfachklinik auf zahlreiche Methoden zurück, um die Behandlung möglichst genau auf die Bedürfnisse und Anforderungen der jeweiligen Person abzustimmen. Der multiprofessionelle Ansatz sichert ein weitreichendes Wirkungsfeld, das nicht nur die Sucht an sich, sondern die gesamte Lebensrealität der Betroffenen abdeckt.
Ärztliche Methoden in der Suchtbehandlung
Suchtmedizin
Neben der notfallmässigen Behandlung von Betäubungsmittel-Intoxikationen werden ärztlich überwachte Entgiftungsbehandlungen entsprechend einer individuellen Indikation durchgeführt – als Teil-, Beikonsum- oder Total-Entzug und unter Einsatz von Medikamenten zur Verminderung von Entzugssymptomen. Nach einer differenzierten Konsumanamnese, der aktualisierten Diagnose der Abhängigkeitserkrankung sowie einer psychiatrischen Abklärung e wird der interprofessionelle Therapieprozess festgelegt und laufend überprüft. Im Rahmen einer substitutionsgestützten Behandlung bei Opioidabhängigkeit erfolgt ein ärztlich verordneter Ersatz des konsumierten Opiats, welches die Abhängigkeit erzeugt, durch ein legales Medikament wie Methadon, Buprenorphin, orales retardiertes Morphin oder Diacetylmorphin.
Psychiatrie
Psychiatrische Komorbiditäten werden im Rahmen einer Befund- und Anamneseerhebungsphase und nach ICD-10 als Diagnosen codiert. Im Anschluss werden Indikationsfragen zu Therapien mit Psychopharmaka geklärt, bestehende Verordnungen überprüft und/oder neue Therapien eingeleitet. Psychotherapeutische Schwerpunkte, Ziele und Methoden werden definiert und laufend evaluiert. Im Bereich der Pharmakotherapie wird nach den aktuellen Guidelines der Fachgesellschaften gearbeitet. Der*die Patient*in wird umfassend über Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken informiert.
Innere und Allgemeinmedizin
Mit den Mitteln der modernen evidenzbasierten Medizin werden somatische Abklärungen und Behandlungen durchgeführt. Nach der Anamnese, der Befunderhebung – inklusive EKG und Laboruntersuchung zur Erkennung von Aspekten wie Hepatitis oder HIV-Status – werden Diagnostik, Medikation und pflegerische sowie ärztliche Interventionen festgelegt. Für zusätzliche Untersuchungen und Massnahmen erfolgt eine Überweisung an eine*n Spezialärzt*in, wenn möglich an einem der Stadtspitäler oder in die spezialisierten Sprechstunden des Ambulatorium Kanonengasse.
Persönliche und zielstrebige Betreuung
Die Pflege orientiert sich an den gängigen Best-Practice-Modellen bezüglich Recovery, Empowerment, Coaching, soziale Inklusion sowie Motivational Interviewing. Die pflegerische Betreuung verbindet Tätigkeiten, die sich im Wesentlichen an folgenden Zielen orientieren:
- Linderung akuter Symptome und Verbesserung des Gesundheitszustandes
- soziale Einbindung (Integration/Inklusion)
- persönliche Entwicklung
- Förderung von Selbständigkeit und Wohlbefinden
Neben Gruppenangeboten gewährleistet die Pflege über ein Bezugspersonensystem das Verfolgen der gemeinsam definierten Aufenthaltsziele.
Standardisierte Verfahren
Zur Überprüfung des psychischen Status der Klient*innen kommen in der Suchtfachklinik standardisierte und validierte Verfahren der Psychodiagnostik zur Anwendung. In Verbindung mit Verhaltensbeobachtungen im Alltag und der Verknüpfung mit biographischen Entwicklungen führen diese Verfahren zu einer verifizierbaren psychopathologischen Diagnose nach ICD-10 und/oder DSM-IV-Kriterien. Bei Bedarf wird sie durch ein psychodynamisches Erklärungsmodell oder ein funktionales Problemverständnismodell ergänzt. Besteht lediglich ein Verdacht auf einzelne Syndrome oder Störungsbilder, ziehen wir zusätzliche Verfahren hinzu und leiten allenfalls externe medizinische Abklärungen in die Wege.
Vielschichtige psychotherapeutische Verfahren
Die Psychotherapie in der Suchtfachklinik fördert die Veränderungsmotivation und vermittelt Wissen über die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Suchterkrankung (Psychoedukation) auf der Basis des bio-psycho-sozialen Modells und der persönlichen Biografie. Zudem vermittelt die Psychotherapie sinnvolle Fertigkeiten im Umgang mit Entzugssymptomen und Suchtdruck und sensibilisiert für Risikosituationen im Umgang mit Suchtmitteln (Rückfallprophylaxe). Sie leistet einen Beitrag zur Linderung der Symptome komorbider Störungen, sie unterstützt das Erlernen von Strategien zur Spannungsregulation und zur Bewältigung von Stress und fokussiert auf die Stärkung von emotionalen und sozialen Kompetenzen, etwa in Bezug auf die Gefühlswahrnehmung, Emotionsregulation und Kommunikation sowie das Lösen von Konflikten. Bei Bedarf wird die Psychotherapie um Paar- und Familiengespräche ergänzt, etwa zur Klärung allfälliger Konflikte und zur Vorbereitung auf die gemeinsame Zukunft.
Die psychotherapeutische Behandlung erfolgt sowohl im Einzel- wie im Gruppensetting. Im klinischen Setting werden diese in hoher Frequenz angeboten, später nach Absprache. Es kommen vielfältige psychotherapeutische Verfahren zur Anwendung:
- Psychoedukation zur strukturierten Vermittlung von Störungs- und Lösungswissen
- Motivational Interviewing
- Kognitive Verhaltenstherapie
- Systemische und hypnosystemische Therapie
- Schematherapie
- Ego-State-Therapie
- Traumaspezifische Verfahren (EMDR, PITT)
- Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
- Expositionsverfahren
- Achtsamkeitsbasierte Techniken (MBRB, MBSR, Atemtechniken, Yoga)
- Zürcher Ressourcen Modell (ZRM), Mentales Kontrastieren und Durchführungsvorsätze (MCII)
- Deliktorientierte, forensische Verfahren
- Gruppenverfahren zum Training emotionaler Kompetenzen und zur gewaltfreien Kommunikation
- Genderspezifische Arbeit
Soziale Aspekte und Lebensumfeld im Fokus
Die klinische Sozialarbeit befasst sich mit den sozialen Aspekten psychischer und somatischer Krankheiten unter Berücksichtigung der Lebenslage der Betroffenen und zeichnet sich durch «Evidence Based Practice» und standardisierte Vorgehensweisen aus.
Die Haltung der klinischen Sozialarbeit ist eine systemische, indem sie die Wechselwirkung zwischen individuellen Faktoren und dem Lebensumfeld stets im Blickfeld hat. Ihr Ziel ist die Veränderung von gesundheitsgefährdenden Kontextfaktoren und die Verbesserung der sozialen Partizipation.
Die klinische Sozialarbeit ermöglicht Patient*innen den Zugang zu Sachhilfen und leitet Rehabilitationsschritte in die Wege. Ziel ist es, psychische Stabilität zu erreichen und/oder weiteren akuten Krankheitsphasen vorzubeugen, die im Zusammenhang mit ungünstigen sozialen Verhältnissen stehen. Schwerpunkte der klinischen Sozialarbeit sind die soziale und wirtschaftliche Sachhilfe (Finanzen, Recht, Sozialversicherungen, Wohnen, Nachsorge) sowie psychosoziale Massnahmen in Bezug auf das soziale Umfeld, die Freizeit und das Selbstmanagement. Sie zeichnet sich aus durch intensive Zusammenarbeit mit involvierten Behörden der Sachhilfe und der Justiz oder beteiligten Hilfseinrichtungen.
Ergänzende Angebote zur Unterstützung der Behandlung
Komplementärmedizinische Methoden kommen in der Suchtfachklinik gezielt bei spezifischen Behandlungsproblemen zum Einsatz, zum Beispiel bei starkem Craving (Konsumverlangen), Verspannungen, Schlafproblemen und Schmerz- oder Angstzuständen. Die Komplementärangebote können als ergänzende Methoden keine medizinische Behandlung ersetzen, aber den Behandlungserfolg als Ganzes unterstützen.
Wir bieten folgende komplementärmedizinischen Methoden an:
Ohrakupunktur
Das NADA-Protokoll ist ein standardisiertes Verfahren der Akupunkturbehandlung, bei welchem fünf Nadeln in jede Ohrmuschel gesteckt werden. Die regelmässige Anwendung kann Entzugssymptome lindern und das Craving vermindern, sie stärkt die Selbstheilungskräfte und kann Störungen im Wohlbefinden regulieren.
Achtsamkeit und Entspannung
Ziel der Achtsamkeitspraxis ist das nicht-wertende Annehmen dessen, was man gerade im Augenblick wahrnimmt: Sinneswahrnehmungen jeglicher Art, Körperempfindungen, Gedanken, Stimmungen und Gefühle. Dabei bedienen sich die westlichen Ansätze fernöstlicher traditioneller Methoden aus Hinduismus (Yoga) und Buddhismus (Meditation), die kombiniert werden, um das Ziel der wertfreien (Selbst-)Wahrnehmung zu erreichen. Zur Anwendung kommen unter anderem das MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) und das MBRP-Programm (Mindfulness Based Relapse Prevention oder Achtsamkeitsbasierte Rückfallprophylaxe).
Zu den klassischen westlichen körperlichen Entspannungstechniken gehören die Progressive Muskelrelaxation und das Autogene Training, die das Ziel verfolgen, das Körperbewusstsein zu sensibilisieren und Spannungszustände zu mindern.
Phytotherapie
Die Pflanzenheilkunde ergänzt die klassische Schulmedizin. Die pflanzlichen Produkte stehen in Form von Tees, Tinkturen, Salben oder als Arznei zur Verfügung. In Absprache mit dem Arztdienst können pflanzliche Arzneimittel zusätzlich zur klassischen Pharmakotherapie verordnet werden, sei es als Zusatzbehandlung (z.B. Baldrianpräparate) oder als Monotherapie (z.B. Johanniskraut).
Aromatherapie
Die Aromatherapie gilt als Teilgebiet der Phytotherapie und setzt ätherische Öle ein, um das Wohlbefinden und das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele zu verbessern. Ätherische Öle entfalten ihre Wirkung durch die Nase, über die Haut und Schleimhäute, ebenso durch die orale Einnahme. Sie werden meist in Form von Bäder, Tinkturen oder mittels Duftlampen eingesetzt.
Kunstagogik
Künstlerische Ausdrucksformen überwinden sprachliche und kulturelle Barrieren und gelten daher als besonders unmittelbar in ihrer Aussage. Dies macht insbesondere bei Menschen in herausfordernden Lebenssituationen Sinn. Kunstagogik kann verbale Ausdrucksmöglichkeiten, die durch akute Belastungsmomente blockiert sind, unterstützen und reaktivieren.
Musik und Singen
Über die Musik (Instrumente, Klangfarben, Rhythmen) ergeben sich unzählige nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten. Beim Spielen vermischen sich körperliche, seelische und soziale Empfindungen. Musik und Singen fördern die kommunikativen und sozialen Ressourcen, verbessern die Wahrnehmungsfähigkeiten und tragen zum Selbstwirksamkeitserleben bei.
Aktivierung und Bewegungstherapie
Diese Interventionen erfüllen eine rehabilitative Aufgabe und sind Teil des holistischen Konzeptes. Unterstützt werden die Wahrnehmung der eigenen Leiblichkeit, die Einschätzung der eigenen Leistungsgrenzen und bestenfalls die körperliche Fitness. Auch der Umgang mit Schmerzsyndromen bei muskuloskelettalen Beschwerden, die Kenntnis über nützliche Entspannungstechniken sowie die Freude an Bewegung und Spiel werden gefördert. Bei Bedarf können wir bei extern verordneten Physiotherapien auf eine enge Vernetzung zurückgreifen.
Sinnvolle Tagesstrukturen schaffen
Die Beschäftigungstherapie und die Arbeitsagogik widmen sich denjenigen wesentlichen Kompetenzen, die es unabhängig von Art und Komplexität einer künftigen Arbeitstätigkeit zu erfüllen gilt. Dazu gehören beispielsweise die Fähigkeit, sich für eine Sache zu interessieren und zu engagieren, zielgerichtet und praxisbezogen zu denken, eine Sache ausdauernd und zielstrebig zu verfolgen, sachgemäss zu urteilen und das eigene Handeln selbstkritisch zu reflektieren.
Während der klinischen Behandlung stehen unsere Ateliers und Werkstätten im Sinne der Beschäftigung und Aktivierung zur Verfügung, um Selbstbestimmung, Autonomie und das Selbstwirksamkeitserleben zu fördern.
Im Rahmen eines intensiven Kurztrainings am Ende des klinischen Aufenthalts (Integrationsphase) wird in Vorbereitung auf den Arbeitsintegrationsprozess ein ausreichendes Kompetenzniveau in folgenden Bereichen angestrebt:
- Arbeitskonstanz und -leistung
- Arbeitshaltung
- Motivation und Selbständigkeit
- Soziale Kompetenzen
- Zeitorganisation
- Umgang mit Maschinen und Material
- Ordnung und Sauberkeit
Schritt für Schritt zur Berufsintegration
Das berufliche Beratungsangebot richtet sich in erster Linie an Patient*innen im sozialtherapeutischen Programm. Punktuell steht es für spezifische Fragestellungen auch den Patient*innen eines der klinischen Programme zur Verfügung. Auf der Basis einer schulisch-beruflichen Anamnese, der Evaluation der beruflichen Kompetenzen und des Einsatzes von spezifischen Neigungstests werden Empfehlungen bezüglich der Berufsintegration diskutiert, unter Berücksichtigung relevanter Aspekte des Arbeitsmarktes. In der Laufbahnberatung werden auch Fragen in Bezug auf Ausbildung und Weiterbildung (Auswahl, Eignung, Finanzierung) geklärt.
Bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit werden die Angebote der IV (Rente, Berufliche Massnahmen) geprüft und bei Bedarf eingeleitet.
Über Job Coaching werden Patient*innen in allen Phasen des Prozesses begleitet –von der Berufswahl über die Bewerbung und Stellenauswahl bis zum Stellenantritt.