Betroffene
Abhängigkeit ist eine komplexe, aber behandelbare Erkrankung. Sie beeinflusst die Gehirnfunktionen und wirkt sich massgeblich auf das Verhalten aus.

Wie wir Ihnen helfen können
Jeder und jede Betroffene unterscheidet sich hinsichtlich der persönlichen Situation, der eigenen Geschichte und dem sozialen und beruflichen Umfeld.
Folglich kann eine Behandlung nur dann effektiv sein, wenn sie sich den individuellen Voraussetzungen anpasst.
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Ein entscheidender Schritt in der Suchthandlung

Die Entzugsphase gibt dem Körper die Chance, sich von Drogen und anderen Substanzen zu befreien und einen ersten Schritt zur Stabilisierung und Verbesserung des Allgemeinzustandes zu machen. Der Unterbruch des Konsum-Teufelskreises erlaubt eine Neubeurteilung der eigenen Lebenssituation und das Treffen weiterer Entscheidungen mit klaren Gedanken. Die Ziele der Entzugsbehandlung werden individuell und gemeinsam festgelegt.
Krisenintervention und Stabilisierung
Bei der Krisenintervention handelt es sich um eine kurzfristige Behandlung einer körperlichen und/oder psychischen Akutsymptomatik im Rahmen einer Abhängigkeitserkrankung, auch bei bestehender Opioid-gestützter Substitutionsbehandlung. Die Dauer einer Krisenintervention liegt in der Regel bei maximal zwei Wochen.
Teilentzug
Ein Teilentzug dient der Entgiftung nicht-verordneter Substanzen, beispielsweise im Rahmen einer Opioid-gestützten Substitutionsbehandlung (oft Kokain oder Benzodiazepine), verbunden mit einer psychiatrischen und somatischen Abklärung zur Festlegung weiterer Massnahmen. Schliesst sich dem Aufenthalt keine weiterführende stationäre oder ambulante Behandlung an, sorgen wir für eine Vorbereitung des sozialen Empfangsraumes (Unterkunft, finanzielle Unterstützung, soziales Netz). Der Aufenthalt dauert in der Regel drei bis acht Wochen.
Totalentzug
Der Totalentzug ist der schrittweise Abbau aller Substanzen unter enger ärztlicher und pflegerischer Begleitung. Um die körperlichen Entzugsbeschwerden zu lindern, kommen Medikamente und alternativmedizinische Massnahmen (Ohrakupunktur, Phyto- und Aromatherapie) zum Einsatz. Psychotherapeutische Einzelgespräche unterstützen den Abstinenzentscheid, indem erste Strategien im Umgang mit Craving und zur Rückfallprophylaxe erlernt werden. Im Anschluss an den körperlichen Entzug empfehlen wir eine weiterführende stationäre Entwöhnungsbehandlung, um diese Skills zu festigen, die Ursachen der Abhängigkeitserkrankung zu verstehen und deren Auswirkungen zu verändern. Der Aufenthalt dauert, je nach individueller Ausgangslage, vier bis zwölf Wochen.
Substitutionseinstellung/-umstellung
Stationäre Einleitung einer Opioid-gestützten Substitutionsbehandlung oder Umstellung einer bereits bestehenden Substitutionsmedikation, letztere aufgrund von Unverträglichkeiten oder unzureichender Wirkung.
Diagnostik
Jede Entzugsbehandlung beginnt mit der Erfassung des somatischen und psychischen Zustandes. Abhängig von der persönlichen Ausgangslage, den Zielsetzungen und der Aufenthaltsdauer finden weiterführende somatische, psychiatrische und soziale Abklärungen statt. Falls nötig, werden Fachärzte des Stadtärztlichen Dienstes – insbesondere der Inneren Medizin, Zahnmedizin und Gynäkologie – oder der Stadtspitäler beigezogen.
Aufnahme
Selbsteinweisungen und ärztliche Zuweisungen erfolgen über die Kontaktaufnahme mit unserem Intake. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen.
Aufenthalt
Für den Aufenthalt im klinischen stationären Setting stehen Einzelzimmer, behindertengerechte Räumlichkeiten und viele Therapieräumlichkeiten zur Verfügung. Eine durchgehende medizinisch-pflegerische Betreuung, ein multiprofessionelles Behandlungsteam und ein strukturiertes Wochenprogramm, welches sich den Bedürfnissen und Zielsetzungen anpasst, stellen die Rahmenbedingungen der Behandlung dar. Wöchentliche Behandlungskonferenzen erlauben die laufende Anpassung der Interventionen an den individuellen Verlauf, indem der Therapieplan gemeinsam und nach Recovery-Prinzipien festgelegt wird.
Die Abhängigkeit an den Wurzeln packen

Nach der körperlichen Stabilisierung, empfiehlt sich eine anschliessende klinische Entwöhnungsbehandlung. Einerseits lernen die Patientinnen und Patienten die neurobiologischen und psychologischen Suchtmechanismen kennen und nutzen dieses Wissen in der Erarbeitung von Strategien zur Rückfallprophylaxe. Gleichzeitig setzen sie sich mit ihrer Biografie, ihrer Persönlichkeit und ihren Beziehungen auseinander, um die Ursachen und die konkreten Auslöser des Konsums zu identifizieren. Oft stossen sie dabei auf ungelöste Konflikte, traumatische Erfahrungen, tiefe Trauer oder bedeutsame Lebensveränderungen und Verluste, die sie nie richtig verarbeiten konnten. Die Psychotherapie unterstützt sie dabei, die eigene Lebensgeschichte zu verstehen, den Selbstwert zu stärken und künftige Krisen ohne Substanzkonsum zu meistern.
Behandlung
Die individualisierte Behandlung beginnt mit einer Assessment-Phase, in der neben den biographischen Zusammenhängen der Abhängigkeit, auch diagnostizierte zusätzliche psychische Erkrankungen untersucht und abgeklärt werden. In einer gemeinsamen Therapieplanung werden die übergeordneten Zielsetzungen festgelegt, gemäss den Wünschen und Bedürfnissen des Patienten oder der Patientin. Für die Umsetzung der vielfältigen Interventionsmöglichkeiten stehen ein multiprofessionelles Team und ein umfassendes Programm zur Verfügung. Die Psychotherapie nimmt eine zentrale Rolle ein. Zur Anwendung kommen Einzeltherapiesitzungen, tägliche Gruppentherapien und ein Achtsamkeitstraining sowie auf Wunsch Paar- oder Familiengespräche. Somatische Probleme können mehrheitlich intern behandelt werden, auch in Bezug auf die Innere Medizin, Zahnmedizin und Gynäkologie. Für psychiatrische Begleiterkrankungen – sogenannte Komorbiditäten – kommen sowohl psychiatrische als auch psychotherapeutische Massnahmen zur Anwendung. Soziale Probleme in Bezug auf Beziehungsumfeld, Freizeitgestaltung, Finanzielles, Wohnen oder Rechtliches können mit der Bezugsperson und dem Klinik-Sozialdienst bearbeitet werden. Bei beruflichen Fragen hilft der Fachdienst für berufliche Integration weiter. In den genderspezifischen Workshops und Gruppensitzungen stehen die Besonderheiten von Frauen und Männern in der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Abhängigkeitserkrankungen im Fokus. Bewegungstherapien, Sport, diverse Ateliers und Bildungsworkshops runden das Wochenprogramm ab.
Aufnahme
Selbsteinweisungen und ärztliche Zuweisungen erfolgen über die Kontaktaufnahme mit unserem Intake. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen.
Aufenthalt
Für den Aufenthalt im klinischen stationären Setting stehen Einzelzimmer, eine behindertengerechte Infrastruktur und viele Therapieräumlichkeiten bereit. Eine durchgehende medizinisch-pflegerische Betreuung, ein multiprofessionelles Behandlungsteam und ein strukturiertes Wochenprogramm, welches sich den Bedürfnissen und Zielsetzungen anpasst, stellen die Rahmenbedingungen der Behandlung dar. Regelmässige Behandlungskonferenzen erlauben die laufende Anpassung der Interventionen an den individuellen Verlauf, indem der Therapieplan gemeinsam und nach Recovery-Prinzipien festgelegt wird.
Vorbereitung auf die Arbeits- und Wohnintegration

In Einzelfällen reicht die klinische Entwöhnung, deren Dauer von den Krankenversicherern über die Kriterien der Spitalbedürftigkeit geregelt ist, nicht aus, um alle Ziele einer Resozialisation zu erreichen. Benötigt eine Patientin oder ein Patient etwas mehr Zeit, um sich psychisch zu stabilisieren und sich auf den Schritt der Wiedereingliederung vorzubereiten, bieten wir eine Anschlusslösung in Form eines sozialtherapeutischen stationären Programms an. Dies gilt vor allem bei Komorbiditäten, nach sehr langen Konsumphasen, bei ausgeprägter psychosozialer Desintegration inklusive langjähriger Obdachlosigkeit, bei Arbeitsunfähigkeit und bei der Durchführung von stationären Massnahmen nach Art. 59, 60 oder 61 StGB.
Behandlung
Thematisch schliesst sich das sozialtherapeutische Programm nahtlos der Entwöhnung an. Die Betreuung wird durch die gleichen Fachpersonen gewährleistet. Unter Berücksichtigung des psychischen und körperlichen Zustandes wird schrittweise ein Arbeits- und Alltagstraining eingeführt, um die Leistungsfähigkeit langsam zu steigern und die Selbstständigkeit zu stärken. Sofern keine langfristige Arbeitsunfähigkeit vorliegt, die eine IV-Anmeldung erfordern würde, sollte die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben in Begleitung unseres Fachdienstes für berufliche Integration geplant und vorbereitet werden. Verfügt die Patientin oder der Patient über die notwendige Sicherheit im Umgang mit alltäglichen Belastungen, folgt der Übertritt in die Integration, verbunden mit dem Abschluss des stationären Aufenthaltes.
Aufenthalt
Der Aufenthalt in der Phase des stationären sozialtherapeutischen Programms findet in den Räumlichkeiten der Suchtfachklinik statt. Es stehen Einzelzimmer, behindertengerechte Zugänge und viele Funktionsräumlichkeiten zur Verfügung. Das hoch individualisierte und strukturierte Wochenprogramm richtet sich nach den spezifischen Bedürfnissen und Zielsetzungen. Regelmässige Behandlungskonferenzen erlauben die laufende Anpassung der Interventionen an den individuellen Verlauf, indem der Therapieplan gemeinsam und nach Recovery-Prinzipien festgelegt wird.
Finanzierung
Der Aufenthalt wird durch die Sozialbehörde der Wohngemeinde oder – bei stationären Massnahmen – von der Kantonalen Justizbehörde finanziert. Ärztliche und therapeutische Interventionen werden über die Krankenkassen abgerechnet.
Zurück in den Alltag

Viele gute Gründe sprechen dafür, der mehrmonatigen stationären Behandlung einen Integrationsaufenthalt anzuschliessen. Dazu gehören der Wunsch nach einem Job Coaching während des Einstiegs ins Berufsleben, eine abgestufte Gewöhnung an die Anforderungen einer selbstständigen Lebensführung und der Transfer der Skills zur Rückfallprophylaxe in den Alltag. Zur Vermeidung von unnötigen Belastungen und Überforderungen empfiehlt es sich, die Integration in zwei Schritten aufzuteilen. Zunächst soll der Fokus auf die Arbeitsintegration (oder eine alternative Tagesstruktur oder eine Ausbildung) und auf die Work-Life-Balance gelegt werden. Diesbezüglich können die Patientinnen und Patienten von der Betreuung in unseren Integrationswohngruppen profitieren. Sind die Arbeitssituation oder die alternative Tagesstruktur stabil, verschiebt sich der Fokus auf das selbstständige Wohnen, beginnend mit der Suche nach einer geeigneten Wohnung und der Vorbereitung auf den definitiven Austritt.
Behandlung
Der im stationären Aufenthalt begonnene Prozess der beruflichen Integration wird fortgeführt. In Begleitung eines Job Coachs werden alle Schritte von der Bewerbung bis zum Abschluss der Probezeit gemeinsam geplant und ausgewertet, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen. Liegt eine Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Invalidität vor, sollten die Angebote zur Tagesstrukturierung geprüft werden. Hilfreich erweist sich ein Integrationsaufenthalt auch bei Beginn einer Lehre oder einer Ausbildung. Solange keine externe Tätigkeit möglich ist, nehmen die Patienten und Patientinnen am internen Arbeitstraining der Suchtfachklinik teil.
Das Wohnen in kleinen Einheiten erlaubt das Einüben jener Alltagskompetenzen, die für die künftige selbstständige Lebensführung nötig sind: Umgang mit Geld (Budgetplanung, Ausgabenkontrolle, Vermeidung neuer Schulden); Einkaufen, gesundes Kochen und Haushaltsführung; Freizeitgestaltung als Ausgleich zur Arbeit; Pflege des Beziehungsnetzes; Umgang mit Ämtern, Versicherungen und Behörden. Die Betreuung ist durch sozialpädagogische Fachpersonen und den Klinik-Sozialdienst gewährleistet.
Die nahtlose Fortführung des psychotherapeutischen Prozesses – ohne Therapeutenwechsel – verhilft zu einer weiteren Festigung der Skills im Umgang mit belastenden Situationen und mit Craving sowie die Vertiefung der individuellen Arbeit an spezifischen Themen.
In gegenseitiger Absprache endet die Integrationsphase mit dem Finden einer geeigneten Wohnform nach Austritt. Bei stationären Massnahmen kann zum Zeitpunkt des Austritts die bedingte Entlassung erfolgen oder der Übergang in ein Wohn- und Arbeitsexternat.
Aufenthalt
Für die Integration stehen 3er-Wohnungen an zentraler Lage im ruhigen Quartier Fluntern (Hochstrasse) zur Verfügung. Die Tagesstruktur ist in der Regel extern, mit individuellen Ausnahmen bei der Teilnahme am internen Arbeitstraining. Alle Bewohner und Bewohnerinnen verpflichten sich zur Erledigung gemeinsamer Haushaltsaufgaben, die Alltagsplanung (Einkauf, Kochen, Ausgänge) ist individuell. Der Konsum von Alkohol, Drogen und nicht-verordneten Medikamenten ist strengstens untersagt. Bei entsprechender Indikationsbestätigung ist die Teilnahme am Programm zum Kontrollierten Trinken möglich. Regelmässige Behandlungskonferenzen erlauben die laufende Anpassung der Interventionen an den individuellen Verlauf, indem der Therapieplan gemeinsam und nach Recovery-Prinzipien festgelegt wird.
Finanzierung
Der Aufenthalt wird durch die Sozialbehörde der Wohngemeinde oder – bei stationären Massnahmen – von der Kantonalen Justizbehörde finanziert. Ärztliche und therapeutische Interventionen werden über die Krankenkassen abgerechnet.
Individuelle Programme im ambulanten Setting

Ob in direktem Anschluss an eine Entzugs- oder Entwöhnungsbehandlung und besonders nach Austritt aus der Integration legen wir unseren Patientinnen und Patienten eine ambulante psychotherapeutische Nachbehandlung ans Herz. Die Beziehung zum Psychotherapeuten oder zur Psychotherapeutin steht für Kontinuität, Sicherheit und kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Umgang und den Herausforderungen des selbstbestimmten Lebens. Sie unterstützt die Festigung der eigenen Ressourcen und Kompetenzen in der angemessenen Bewältigung von Krisen, zur Vermeidung von Rückfallen und zur Erhaltung der Erwerbsfähigkeit.
Ambulante Psychotherapie
Es sind diverse Formen der ambulanten Behandlung möglich. Die Nachsorge nach einem Entzugsaufenthalt bezieht sich unter anderem auf die Tatsache, dass Patienten und Patientinnen in dieser Behandlungsphase nicht immer in der Lage sind, ihre Konsumziele – wie Abstinenz, kontrollierter Konsum oder Verzicht auf Beikonsum – tatsächlich einzuhalten. Die Motivationsarbeit und Massnahmen der Krisenintervention stehen daher im Vordergrund. Die Nachsorge nach der Entwöhnung oder der Integration fokussiert auf die Aufrechterhaltung der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung, die langfristige Stabilisierung und auf den adäquaten Umgang mit Problemen und Krisen.
Eine weitere Kategorie stellen ambulante Psychotherapien im Rahmen einer juristischen Massnahme dar, zum Beispiel in Form einer ambulanten Massnahme oder im Rahmen der Probezeit nach der bedingten Entlassung aus einer stationären Massnahme. Die Inhalte und Ziele werden in einem Therapievertrag mit der Vollzugsbehörde festgelegt. Meist werden darin Ziele auf der Ebene der Konsumrückfallprophylaxe und der Verhinderung neuer Delikte definiert.
Die Frequenz der Einzeltherapie wird individuell mit dem zuständigen Therapeuten oder der zuständigen Therapeutin festgelegt und passt sich der aktuellen Lebenssituation an.
Zusätzlich zur Einzelpsychotherapie kann eine Teilnahme an spezifischen gruppentherapeutischen Angeboten vereinbart werden.
Individuelle Tagesstruktur
Personen, die mit Hilfe einer geregelten Tagesstruktur eine Stabilisierung ihrer persönlichen Situation anstreben, können unsere Tagesstrukturangebote nutzen. Zum Angebot gehören ein Arbeitstraining mit Überprüfung und Verbesserung der Arbeitsfähigkeit, die individuelle Unterstützung im Prozess der Berufsintegration sowie die Vermittlung von externen Arbeitsintegrationsprogrammen und geschützten Arbeitsplätzen. Der Umfang der Nutzung dieser Möglichkeiten wird individuell vereinbart.
Finanzierung
Die ambulante Psychotherapie erfolgt in Delegation durch unseren Psychiater und wird durch die Krankenkasse gemäss TARMED-Tarif finanziert.
Das Geschlecht spielt eine Rolle

Weltweit zeigen Statistiken deutliche Unterschiede im Konsummuster von Männer und Frauen. Männer weisen dabei viel häufiger einen problematischen Suchtmittelkonsum auf. Drei Viertel der behandelten Alkohol- und Drogenabhängigen sind Männer, umgekehrte Verhältnisse bestehen bei der Medikamentenabhängigkeit. Männer sind auch beim pathologischen Glücksspiel mit einem Anteil von 90 Prozent deutlich überrepräsentiert. Biologische Faktoren spielen dabei eine untergeordnete Rolle, bestimmender sind die Sozialisation und das Geschlechterrollen-Verhalten. Eine gendersensible Suchtbehandlung trägt diesen Tatsachen Rechnung, indem spezifische Schwerpunkte gesetzt werden.
Angebote für Frauen
In den Biografien weiblicher Abhängigkeitserkrankten lassen sich überdurchschnittlich häufig Erfahrungen von Gewalt, Misshandlung und Missbrauch feststellen, die zu Reaktionen wie Ohnmacht, Hilflosigkeit und einem Gefühl des Ausgeliefertseins sowie zur Festigung der Opferrolle führten. Der frühe Beginn und die Wiederholung von traumatischen Erfahrungen – vornehmlich in Kindheit und Jugend – begünstigen die Ausbildung psychischer Störungen wie PTBS, Depressionen, Borderline, Angst- oder Zwangsstörungen und die Suchtmittelabhängigkeit. Dabei werden Substanzen zur Linderung der psychischen Symptome und als Mittel der Spannungs- und Emotionsregulation eingesetzt. Diesen Zusammenhängen wird im Rahmen der Einzelpsychotherapie und von spezifischen gruppentherapeutischen Angeboten besonders Rechnung getragen.
Bei langjähriger Polytoxikomanie (gleichzeitiger Konsum von verschiedenen Substanzen) oder Opiatabhängigkeit steigt die Wahrscheinlichkeit der Prostitution zur Finanzierung des Konsums, wodurch die Gefahr für Gewalterfahrungen, die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten und die Entwicklung von Infektionen ebenfalls steigt. Wir bieten Frauen aus diesem Grund die Zuführung zu einer gynäkologischen Sprechstunde an, verbunden mit einer Aufklärung zu sexuell übertragbaren Infektionen, zu Safer Sex und zur Schwangerschaftsverhütung. Besteht bei Eintritt eine Schwangerschaft, sind wir um eine adäquate ärztliche Begleitung und eine passende Anschlusslösung nach der Geburt besorgt. Besondere Angebote stehen Patientinnen zur Verfügung, die ihre Mutterrolle leben möchten.
Angebote für Männer
Im gemeinsamen Konsum erleben Männer ein Zugehörigkeitsgefühl und legen eine wichtige Basis für ihr Rollenbild. Je nach Substanzwirkung fühlen sie sich mutiger, stärker, überlegener, verbundener oder sicherer. Unangenehme Emotionen werden unterdrückt, der Selbstwert künstlich erhöht. Zusätzlich weisen Männer in der Regel eine geringere Selbstfürsorge und ein höheres Risikoverhalten auf, was unter Substanzeinfluss zu zusätzlichen Gefahren führen kann: Betroffene verdrängen körperliche Symptome und stellen in gefährlichen Situationen die eigene Männlichkeit unter Beweis, nicht immer ohne Folgen (gesundheitliche Langzeitfolgen, Infektionen, Unfälle). Im Berufsleben kann der Substanzkonsum zur gefährlichen Überschreitung der eigenen Belastungsgrenze führen. Nicht zuletzt besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Substanzkonsum, Gewalt und Delinquenz.
Die Sozialisationseffekte und die Reflektion der eigenen Männerrolle finden im Rahmen des Programms «Männlichkeit und Sucht» statt. Der persönliche Umgang mit Gewalt und Delinquenz wird in den forensischen Angeboten (Einzel- und Gruppentherapie) thematisiert. Der Fokus auf die Gesundheitsfürsorge wird im Rahmen der medizinischen Behandlung gelegt. Besondere Angebote stehen Patienten zur Verfügung, die ihre Vaterrolle leben möchten.

Entzug & Entwöhnung
Die Behandlungskosten werden von der Krankenkasse aus der Grundversicherung getragen.
Stationäre sozialtherapeutische Behandlung
KlientInnen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich | Fr. 236.00 / Tag plus Nebenkosten |
KlientInnen mit Wohnsitz im Kanton Zürich | Fr. 236.00 / Tag plus Nebenkosten |
KlientInnen mit ausserkantonalem Wohnsitz | Fr. 381.00 / Tag plus Nebenkosten |
KlientInnen im Massnahmenvollzug (Kanton Zürich) | Fr. 236.00 / Tag plus Nebenkosten |
KlientInnen im Massnahmenvollzug (andere) | Fr. 381.00 / Tag plus Nebenkosten |
Integration
Ohne externen Arbeits- oder Ausbildungsplatz | |
---|---|
KlientInnen mit Wohnsitz im Kanton Zürich | Fr. 193.00 / Tag |
KlientInnen mit ausserkantonalem Wohnsitz
| Fr. 250.00 / Tag |
Integration
Mit externem Arbeits- oder Ausbildungsplatz | |
---|---|
KlientInnen mit Wohnsitz im Kanton Zürich | Fr. 139.00 / Tag |
KlientInnen mit ausserkantonalem Wohnsitz
| Fr. 180.00 / Tag |
Ambulante Psychotherapie
Die ambulanten Behandlungen gelten als delegierte Psychotherapie und werden über die Krankenkasse abgerechnet. Urinproben und der vertraglich geregelte Selbstbehalt in der Grundversicherung gehen zu Lasten der Patientin oder des Patienten.
Stephan, 45 Jahre alt
Interview mit einem Patienten der stationären Therapie in der Suchtfachklinik Zürich
0:02 Sie hören einen Audiobeitrag der Suchtfachklinik Zürich.
0:06 Die folgenden Aussagen stammen von einem Patienten der Suchtfachklinik Zürich.
0:11 Aus Diskretionsgründen wurde der Name geändert und die Antworten von einem Schauspieler neu
0:17 eingesprochen.
0:18 Stephan, wie bist du in die Abhängigkeit geraten?
0:22 Ich wurde im Alter von sechs Jahren fremdplatziert in einem Heim.
0:27 Meine Vorbilder kifften, nahmen Drogen.
0:31 Mit zwölf oder dreizehn Jahren habe ich selbst mit dem Kiffen angefangen, dann kam LSD, dann
0:36 Kokain, und mit 17 Jahren schliesslich Heroin.
0:41 Es war sicher auch die Kriminalität, das Illegale, das mich angezogen hat.
0:45 Das Heroin hat mir auch viel Geborgenheit und Wärme gegeben.
0:50 Was hat dich dazu bewogen, eine Therapie zu machen?
0:53 Ist es die erste Therapie?
0:55 Es ist jedenfalls die erste Therapie, die ich ernst nehme.
0:58 Ich sehe das jetzt als Entscheidung für mein Leben an.
1:02 Drogen kenne ich nun.
1:03 Jetzt will ich neue Sachen.
1:05 Ich war schon ein paar Mal hier im Entzug, habe aber nach wenigen Tagen stets wieder
1:10 abgebrochen.
1:11 Wie lange dauerte der Entzug?
1:16 Als ich hier eingetreten bin, war ich ziemlich hoch substituiert, mit Diaphin.
1:23 Es hat seine Zeit gebraucht, um abzubauen.
1:26 Insgesamt war ich etwa drei Monate lang im Entzug.
1:27 Wie sieht dein Therapiealltag aus?
1:29 Ich orientiere mich immer mehr nach aussen, die Therapie ist eher arbeitsintensiv.
1:36 Bei den Gruppensitzungen bin ich nicht mehr dabei.
1:38 Einzelsitzungen mit dem Therapeuten habe ich aber noch.
1:42 Es geht langsam voran.
1:44 Und ich schaue, wie’s geht, gerade auch, wenn ich draussen Leute sehe, Leute von früher.
1:52 Ich denke, man muss lernen, mit der Freiheit umzugehen.
1:58 Hast du ein Gefühl dafür bekommen, was dir am meisten hilft?
2:01 Über die Dinge reden zu können.
2:05 Und mich selbst dadurch besser kennenzulernen.
2:09 Zu verstehen, wie ich ticke.
2:12 Gibt es etwas, das du hier besonders schwer findest?
2:14 Oft ist es das Aushalten.
2:17 Das Aushalten der Launen der anderen Leute.
2:20 Oder das Aushalten, wenn es mal nicht so läuft, wie man es gern hätte.
2:24 Ausserdem braucht es viel Selbstdisziplin.
2:28 Warum ist es die erste Therapie, die du ernst nimmst?
2:31 Das liegt sicher auch an der Massnahme gemäss Artikel 60.
2:36 Ich habe drei Gründe, wofür ich die Therapie mache: für mich selbst, damit ich ein guter
2:42 Partner für meine Freundin sein kann, und eben wegen der Massnahme.
2:48 Es hat viele Momente gegeben, in denen ich nur wegen der Massnahme hier war.
2:52 Oder wegen der Freundin.
2:53 Und jetzt bist du der erste Grund.
2:57 Das ist eigentlich das Wichtigste, oder?
2:59 Das sollte so sein, ja.
3:01 Welche Ziele hast du dir gesetzt?
3:03 Ich will herausfinden, was ich beruflich machen will.
3:07 Ich habe als Sanitärinstallateur und in einer Fabrik gearbeitet, aber eine abgeschlossene
3:13 Lehre habe ich nicht.
3:15 Ich habe nie darüber nachgedacht, was ich gerne machen will.
3:18 Früher hat man mir immer gesagt, was ich machen soll.
3:22 Darüber nachzudenken ist neu.
3:24 Und dann geht’s ja auch darum, was möglich ist.
3:28 Viele Sachen habe ich mir wohl verbaut, mit Vorstrafen und Löchern im Lebenslauf.
3:33 Was würde dir denn beruflich zusagen?
3:37 Hier bin ich im Garten.
3:39 Das mache ich gern, es tut mir gut.
3:41 Das Grüne, das Ruhige, die Natur.
3:46 Was muss jemand mitbringen, damit Entzug und Therapie erfolgreich verlaufen?
3:51 Es braucht viel Ausdauer.
3:53 Und Mut, sich darauf einzulassen.
3:55 Was macht man, wenn man die Ausdauer und Disziplin verliert?
4:00 Wie kannst du dich wieder motivieren, wenn’s mal nicht so läuft, wie du möchtest?
4:04 Man muss sich an den übergeordneten Zielen orientieren, nicht an den kleinen Dingen.
4:11 Es läuft häufig nicht so, wie man’s gerne will, auch in der Therapie.
4:13 Mit dem muss man umgehen lernen.
4:17 Vielen Dank, Stephan, für deine Antworten – und weiterhin viel Erfolg!
Thea, 51 Jahre alt
Interview mit einer Patientin im Entzug der Suchtfachklinik Zürich
0:02 Sie hören einen Audiobeitrag der Suchtfachklinik Zürich.
0:06 Die folgenden Aussagen stammen von einer Patientin der Suchtfachklinik Zürich.
0:11 Aus Diskretionsgründen wurde der Name geändert und die Antworten von einer Schauspielerin
0:16 neu eingesprochen.
0:18 Thea, kannst du dich erinnern, wie du in die Abhängigkeit geraten bist?
0:23 Zum ersten Mal habe ich mit 17 konsumiert, weil ich eine Ballettprüfung nicht bestanden
0:30 habe.
0:31 Ich war damals bei Kollegen zu Hause, die irgendwelche Sachen genommen haben.
0:34 Ich wusste etwa drei Monate lang nicht, was das für Sachen waren.
0:39 Als ich erfuhr, dass ich heroinabhängig war, kam der grosse Schock.
0:44 Danach habe ich 14 Jahre lang nichts genommen. 1999 wurde ich dann schwanger.
0:52 Da waren die Umstände so, dass das einzige, was ich wollte, einen Schub daheim zu haben
0:57 nach dem Abtreiben.
0:59 Dann habe ich wieder begonnen, Heroin zu konsumieren.
1:03 Man sagt ja: Nach zwei Tagen bist du noch nicht süchtig, nach drei Tagen schon.
1:09 Ich ging vollkommen bewusst in die drei Tage.
1:13 Bewusst in die Sucht.
1:15 Damals war mir absolut egal, was mit mir passiert.
1:18 Hast du seit 1999 regelmässig konsumiert?
1:22 Ja.
1:23 Ich habe in der Zwischenzeit acht Entzüge hinter mir.
1:28 Nun habe ich aber das Gefühl, dass etwas geschehen muss.
1:31 Ich habe jetzt ja auch einen besonderen Ansporn.
1:34 Auf der linken Seite habe ich kein Hüftgelenk mehr, das mussten sie mir abfeilen, weil es
1:39 ans Becken rieb.
1:40 Und weil ich Konsumentin bin, haben sie mir kein neues Hüftgelenk eingesetzt.
1:45 Ich darf ein Jahr lang nicht konsumieren, erst dann bekomme ich ein neues Hüftgelenk.
1:51 Das ist natürlich ein Ansporn, denn ich will ein neues Hüftgelenk.
1:55 Was bedeutet denn ein Jahr ohne Konsum konkret?
1:59 Und warum darfst du nicht konsumieren?
2:01 Kein Kokain.
2:03 Substituiert darf man sein, aber Beikonsum geht nicht, wegen der Infektionsgefahr und
2:09 wegen dem Heilungsprozess.
2:11 Das ist aber von Person zu Person verschieden.
2:14 Bei mir ist es jetzt ein Jahr.
2:17 Andere werden früher operiert.
2:19 Ich verstehe es auch nicht ganz.
2:21 Aber vielleicht ist es gut so.
2:25 Warum bist du hierher in die Suchtbehandlung gekommen?
2:28 Ich war schon einige Male hier.
2:31 Es ist der einzige Ort, an den ich gehen würde.
2:35 Ich habe andere Plätze angeschaut, aber dort hat es nicht wirklich gefruchtet.
2:40 Hier war es immer gut, ich habe dann immer eine Zeit lang nicht konsumiert nach dem Entzug.
2:46 Dieses Mal gehe ich aber nachher in eine Tagesklinik.
2:49 Ich werde nicht einfach rausgehen und mich dem Geschehen wieder aussetzen.
2:54 Ich will wirklich, dass es funktioniert.
2:57 Ich kann es mir nicht leisten, wieder zu konsumieren.
3:01 Welche Form von Entzug machst du?
3:04 Ich möchte einen Totalentzug machen.
3:08 Zunächst baue ich sicher mal auf die Hälfte ab, und dann schaue ich, wie’s geht.
3:13 Ich will nicht sofort auf Null reduzieren, und dann funktioniert es draussen nicht.
3:19 Dann lieber zu Beginn noch substituiert.
3:22 Wie fühlst du dich hier?
3:24 Ich fühle mich hier wie zu Hause.
3:27 Und ich werde sehr gut betreut.
3:29 Was würdest du anderen Leuten raten, die in der gleichen Situation sind wie du es warst?
3:34 Unbedingt entziehen, weg von diesem Leben.
3:38 Es macht einfach keinen Sinn zu konsumieren, ausser dass du dir deine Gefühle und Probleme
3:42 wegflashst.
3:43 Aber danach hast du nur noch mehr Probleme, zusätzlich zu denen, die du mit den Drogen
3:49 hast zudecken wollen.
3:51 Zuerst hast du einen Freund – das Heroin.
3:54 Doch sobald dieser Freund dann in deinem Körper ist, hast du einfach noch ein Problem mehr
4:00 – ein grosses.
4:02 Was sind deine Ziele und Perspektiven?
4:05 Ich will ohne Konsum sein, arbeite am Abbau.
4:10 Sobald ich mal über den Berg bin, ist es dann hoffentlich ein normales Leben.
4:17 Wie sieht’s beruflich aus?
4:18 Du warst ja früher Tanzlehrerin, oder?
4:21 Ja, aber Tanzen geht nicht mehr.
4:24 Ich habe meinen Körper zugrunde gerichtet.
4:27 Ich weiss nicht, was nach dem Entzug möglich ist.
4:30 Wenn ich arbeiten kann, dann gehe ich natürlich arbeiten.
4:33 Dann aber eher ins Servicefach.
4:35 Ich glaube nicht, dass ich nochmals in die Tanzwelt eintauche – es tut zu sehr weh,
4:41 wenn ich nicht mehr selber tanzen kann.
4:43 Warum ist es deiner Meinung nach wichtig, dass es Entzugskliniken gibt, in die man immer
4:48 wieder gehen kann, auch für kurze Zeit, ohne danach den Anspruch zu haben, abstinent zu
4:54 leben?
4:55 Jeder Tag, den man ohne Drogen lebt, ist ein guter Tag, ein geretteter Tag deines Lebens.
5:02 Entzug lohnt sich immer.
5:04 Und sei es nur, um Ferien vom ganzen Beschaffungsstress zu haben.
5:09 Hast du eine Botschaft für andere?
5:11 Macht so viel wie möglich ist.
5:15 Macht Entzug, macht Substitution.
5:18 Zurück ins normale Leben zu finden – das ist der Sinn der Sache.
5:23 $Vielen Dank, Thea, für deine Offenheit – und viel Erfolg!