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Regionale Wertschöpfungsketten

Bei kurzen Versorgungsketten gelangen regionale Lebensmittel möglichst direkt von den Produzentinnen und Produzenten zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Dadurch kann die Transparenz über die Herkunft und die Produktionsweise einfacher sichergestellt werden. Welche Typen kurzer Versorgungsketten können unterschieden werden, welche konkreten Beispiele regionaler Initiativen gibt es und was sind die Chancen und Hindernisse? Ein Überblick.

Regionale Lebensmittelinitiativen wie Gemeinschaftsgärten, solidarische Landwirtschaft oder Food-Kooperativen, die sich durch eine kurze Wertschöpfungskette auszeichnen, tragen aktuell mengenmässig wenig zur regionalen Lebensmittelversorgung der Stadt Zürich bei. Sie übernehmen aber eine wichtige Pionierrolle in der Entwicklung und im Testen neuer Lösungen und Wege für eine nachhaltigere Gestaltung des lokalen Ernährungssystems. 

Die Chancen und Hindernisse für verschiedene kurze Versorgungsketten wurden in einer Tabelle qualitativ zusammengefasst. Rot bedeutet, dass der Faktor mehrheitlich ein Hindernis darstellt, grün eine Chance. Bei gelb ist keine klare Zuordnung möglich, weil sowohl Chancen als auch Hindernisse bestehen.

Urban Gardening/Farming zur Selbstversorgung

Gärtnern in der Stadt zur Selbstversorgung kann unterschiedlich aussehen: klassische Familiengärten, Tomaten vom eigenen Balkon oder Selbsterntegärten. Sein eigenes Gemüse, Kräuter oder Obst zu pflegen und zu ernten, kann eine ausgleichende Freizeitbeschäftigung sein oder eine Möglichkeit, sich selbstbestimmt zu versorgen. Als Ort der Begegnung wird den Gärten auch eine soziale, integrative Bedeutung zuteil; sie fördern die Gemeinschaftsbildung und den Kontakt zwischen Personen aus unterschiedlichen Milieus. In Zürich gibt es zahlreiche Beispiele von Urban Gardening. Nicht umsonst gehört Urban Gardening in Zürich zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Urban Gardening/Farming zu kommerziellen Zwecken

Urbane Landwirtschaft zu kommerziellen Zwecken beinhaltet unterschiedliche Modelle des Lebensmittelanbaus in der Stadt. Durch den Anbau und die gärtnerische Nutzung von städtischen Flächen wird die Produktion für die Konsument/innen sichtbar und das Verständnis für Zusammenhänge der Lebensmittelproduktion wird gefördert. Dabei können auch Flächen mitgedacht werden, die auf den ersten Blick nicht fruchtbar aussehen, wie im Beispiel von Umami ein ehemaliger Tresorraum, der dem Start-up als Gewächshaus für Microgreens in einer aquaponischen Anlage diente. Auch Landwirtschaft auf Dächern oder in Gebäuden über mehrere Ebenen (sogenanntes Vertical Farming) hat ein Potenzial für Lebensmittelproduktion im Ballungsgebiet.

Konsumenten-Produzenten-Partnerschaften

Food-Coops und Mitgliederläden

Lebensmittelkooperativen verstehen sich als Alternative zum aktuell vorherrschenden Lebensmittelsystem und bestehen aus einem Zusammenschluss von Personen oder Haushalten, die selbstorganisiert Produkte direkt von den Produzentinnen und Produzenten beziehen und diese selbstorganisiert abholen und verteilen. Sie sind nicht gewinnorientiert und alle Mitglieder haben das Recht zur Mitbestimmung. Ein erweitertes Modell sind Mitgliederläden. Dabei werden die Betriebskosten des Ladens über die Mitglieder sichergesellt, dafür entfällt die Marge auf die Produkte.

Solidarische Landwirtschaft

Die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) basiert auf der direkten Zusammenarbeit von Produzent/innen und Konsument/innen. Dahinter stehen der Wille zu mehr Selbstbestimmung bei der Nahrungsmittelproduktion und der Wunsch nach einer transparenten Landwirtschaft. Solawi schafft die Produktepreise ab und finanziert die Produktion direkt: Die Konsument/innen bezahlen Betriebsbeiträge oder vereinbaren mit den Landwirt/innen Flächenpauschalen, die die vollen Produktionskosten decken. Dies ermöglicht eine Risikoteilung, entlastet die Produzent/innen vom Preisdruck und sichert ihr Einkommen. Oft ist auch die Mitwirkung der Konsument/innen bei der Lebensmittelproduktion Teil der Partnerschaft. 

Direktvermarktung ab Hof

Bei der Direktvermarktung ab dem Hof oder Feld an private Konsument/innen werden neben der Produktion der landwirtschaftlichen Erzeugnisse auch die Verarbeitung und Lagerung, der Transport und Verkauf durch die Produzentinnen und Produzenten selbst organisiert. Als typische Beispiele gelten Hofläden, Selbstbedienungsstände oder -automaten auf dem Hof sowie Verkauf auf Vorbestellung oder Selbstpflücken ab dem Feld.

Direktvermarktung in die Stadt

Bei der Direktvermarktung weg vom Hof bringen Produzent/innen ihre Produkte in die Nähe der Konsument/innen und verkaufen diese an städtischen oder privat organisierten Wochenmärkten oder via Abo oder (Online-)Bestellung direkt an Konsument/innen. 

Verkauf an regionale Unternehmen

Der Verkauf von regionalen Produkten an Gastronomie, Detailhandel oder Weiterverarbeitende aus der Region ermöglicht Verständnis, Vertrauen und regionales Bewusstsein.

Verkauf an öffentliche Verpflegungsbetriebe

Die Stadt Zürich stellt in ihren 450 Verpflegungsbetrieben pro Jahr rund 7 Millionen Menüs bereit. Dazu gehören die Gesundheitszentren für das Alter, Stadtspitäler, Personalrestaurants und -cafeterias, die schulische Betreuung und die Verpflegung in städtischen Kindertagesstätten. Gemeinsam können sie zum Wohle von Klima und Umwelt einiges bewegen. Dazu gehört auch, dass saisonale Produkte und Produzent/innen aus der Region beim Einkauf berücksichtigt werden. 

Vertriebsplattform und Netzwerk

Die Vernetzung regionaler Lebensmittelakteure bündelt Produkte und Ressourcen. Dazu gehören eine gemeinsame Logistik, Vermarktung und Distribution. Regionale Plattformen oder Netzwerke setzen sich dafür ein, dass die Lebensmittelwertschöpfung innerhalb einer Region stattfindet und die einzelnen Akteure der Wertschöpfungskette gleichermassen profitieren: vom Feld bis auf den Teller.

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