Bauen für Netto-Null
Das globale Ziel «Netto-Null» besteht darin, dass alle Emissionen von Klimagasen auf null reduziert oder kompensiert werden. Die Stadtverwaltung soll dieses Ziel bis 2035 erreichen. Das Amt für Hochbauten leistet dazu einen wichtigen Beitrag.
Vor zehn Jahren hat die Stadt Zürich die 2000-Watt-Gesellschaft in der Gemeindeordnung verankert. Seither wurde viel unternommen und erreicht, auch beim städtischen Hochbau, der für Bevölkerung und Baubranche eine Vorbildfunktion einnimmt. Heute braucht es aber noch ehrgeizigere Ziele. Deshalb hat der Stadtrat Netto-Null als neue Strategie beschlossen.
Das Amt für Hochbauten schaltet einen Gang höher, denn für das Erreichen des Ziels «Netto-Null» spielen Gebäude – neben Mobilität, Entsorgung und Industrie-/Gewerbeprozessen – eine wichtige Rolle. Beim Betreiben fallen grosse Mengen an CO₂ an, v.a. für Heizung, Geräte und Beleuchtung, ausser wenn konsequent nicht-fossile Energieträger eingesetzt und der Verbrauch optimiert wird: Man spricht von direkten Emissionen. Indirekte Emissionen werden bei der Produktion von Baumaterialien freigesetzt (Stichwort: graue Energie). Es braucht also mehr Effizienz beim Betrieb, eine Umstellung auf eine fossilfreie Energie- und Wärmeversorgung und ein Massnahmenpaket zur Senkung der grauen Emissionen (Suffizienz, Verlängerung der Nutzungsdauer, Reduktion der Materialmenge, Materialqualität). Um das zu ermöglichen, kann das Amt für Hochbauten auf in Pionierprojekten und Grundlagenstudien gesammelte Erfahrungen und Kompetenzen zurückgreifen.
Die Klimaziele der 2000-Watt-Gesellschaft (1 Tonne CO₂ pro Kopf bis 2050) werden durch Netto-Null (Klimaneutralität bis 2040, für die Stadtverwaltung bis 2035) verschärft, denn es braucht strengere Ziele, um das Pariser Abkommen zu erfüllen. Die Themen (Gebäude, Mobilität, Produktion, Konsum und Ernährung etc.) und die Ansätze (Suffizienz, Konsistenz, Effizienz) sind dieselben. Beim umweltgerechten Bauen geht es nicht nur um Klimaschutz und Energie, sondern auch um schadstofffreie Materialien, Biodiversität, Nutzerfreundlichkeit u.v.m.
Beim Betrieb von Gebäuden entstehen Treibhausgase. Heizungen, Geräte und Beleuchtung, künftig vermehrt auch Kühlanlagen, sind dabei die Hauptverursacher. Bei Neubauten setzt die Stadt heute konsequent auf Anlagen, die mit erneuerbaren Energien arbeiten. Bei bestehenden Gebäuden werden fossile Heizungen (Öl, Gas) ersetzt und die Gebäudehüllen energetisch ertüchtigt. Der Ausbau der Photovoltaikanlagen leistet ebenfalls einen Beitrag zu einer erneuerbaren Energieversorgung.
Auch die Baumaterialien verursachen – vom Abbau der Rohstoffe über ihre Produktion bis zum Rückbau – viele Treibhausgasemissionen (Stichwort Graue Energie). Die meisten fallen ausserhalb der Stadt Zürich an und werden deshalb indirekte Emissionen genannt. Die Stadtverwaltung will bis 2035 graue Emissionen um 30 Prozent senken. Null-Emissions-Gebäude sind (noch) nicht möglich, weil klimaneutrale Baumaterialien nicht zur Verfügung stehen. Das Amt für Hochbauten setzt im Rahmen der heutigen Möglichkeiten auf Massnahmen wie die Verlängerung der Nutzungsdauer, die Reduktion der Materialmenge und die Materialqualität. Es erweitert laufend seine Kompetenzen und gilt auf dem Gebiet schweizweit als Pionier.
Netto Null-Gebäude gibt es heute noch nicht. Bei den städtischen Bauvorhaben wird jedoch darauf geachtet, dass die Stellschrauben richtig gesetzt werden:
- Suffizienz und Flächeneffizienz
- Verlängerung der Lebensdauer, Erhalt von Bausubstanz, wo sinnvoll;
- Kompakte, einfache Bauten
- Klimagerechte Materialisierung
- fossilfreier Betrieb.
Zielsetzungen für Instandsetzungen und Neubauten werden laufend an den aktuellen Kenntnisstand angepasst. Zu vielen wichtigen Fragestellungen werden Studien in Auftrag gegeben, die aufzeigen, wo ungenutzte Potenziale liegen.