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Lesen übers Schwimmen beim Schwimmen

Mit ihrem Werk «Lesestoff für den Barfussbereich» bringt die Künstlerin Pia Lanzinger den Besuchern und Besucherinnen des Hallenbads City das Schwimmen auch literarisch nah. Die Schwimmerinnen und Schwimmer umwickeln sich mit Dichterworten und legen sich auf Texte zum Thema Schwimmen. Sie haben Teil am Kunstwerk, indem sie mit den Badetücher in der frisch renovierten weissen Schwimmhalle bunt-bewegte Farbtupfer setzen. Das Kunst-und-Bau-Projekt von Pia Lanzinger ist im Rahmen der Erneuerung des Hallenbads mit dem Amt für Hochbauten entstanden.

Blick auf das Schwimmbecken mit zwei bunten Badetüchern von Pia Lanzinger.

Für das vom Stadtbaumeister und Architekten Hermann Herter neu erbaute Hallenbad City wurde der Maler Karl Walser 1941 mit einer Kunst-am-Bau-Arbeit beauftragt. Für den herausragenden Bau, der nicht nur architektonisch, sondern auch in der Ausrichtung auf die Sportkultur klar in der Moderne verankert ist, schuf der Künstler vier Wandmalereien. Mit der Darstellung von Waschritualen und Badeszenen wies er das Hallenbad City als Volks- und Sportbad aus und reflektierte mit malerischen Mitteln Themen wie Schwimmen, Körper und Bewegung. Mit der Kunst-und-Bau-Arbeit im Rahmen der aktuellen Sanierung des Bades findet man die Reflexion dieser Themen dort nun auch im Medium der Literatur:

«Welche Weichheit, welche schimmernde Helle. Und mit den nackten empfindungsvollen Armen macht man Schnitte in dieses nasse, saubere, gütige Element. Jeder Stoss mit den Beinen bringt einen ein Stück vorwärts in diesem schönen, tiefen Nassen.» Dies ist der Anfang eines Zitates von Robert Walser, dem Bruder von Karl Walser, das man auf den neuen Badetüchern des Hallenbads City lesen kann. Der Maler und der Literat treffen sich mit der Arbeit «Lesestoff für den Barfussbereich» von Pia Lanzinger. Eine Serie von 18 Literaturzitaten zum Thema Schwimmen ist in die Badetücher in leuchtendem Magenta, Grün und Blau eingewoben; 15 Motive sind auf den Miettüchern des Bades zu lesen, 3 Motive konnten in einer ersten Edition gekauft werden.

Badegäste sind Teil des Kunstwerks

Schwimmbecken mit bunten Badetüchern am Beckenrand.

In ihrer künstlerischen Praxis lässt sich Pia Lanzinger sehr präzise auf die Spezifik der jeweiligen Orte ein und situiert das Publikum nie vor, sondern immer in ihrer Kunst.

Auch für das Hallenbad City reagiert die Künstlerin mit ihrer Arbeit sowohl auf den Bau der Moderne wie auch auf seine Funktion als Schwimmhalle. Hier spielt das Badetuch auf der Bühne des Schwimmbetriebs die Hauptrolle. Mit eingewobenen Literaturzitaten rund um das Thema des Schwimmens nehmen die Tücher unmittelbar Bezug auf die im Bad ausgeführten Handlungen und schreiben diese den Schwimmerinnen und Schwimmern buchstäblich auf den Leib.

Ob die Badegäste sich in die Tücher einwickeln, auf ihnen liegen, sie mit sich durch den Raum tragen – die in auffälligen Farben gewebten Texte verteilen sich mit den Badenden im Raum und erzeugen immer wieder neue visuelle Konstellationen. Mit dieser performativen Anlage knüpft die Künstlerin nicht nur an die Dynamik des Schwimmbetriebs an, sondern macht auch die Badegäste zu einem Teil ihrer Kunst. Alltag und Kunst durchdringen sich, ganz im Geist der Moderne.

Text: Kristin Bauer
Foto: Maurice K. Grünig 

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