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Kunst und Spiele: Kaleidoskop im Sportzentrum

Das Künstlerduo wiedemann/mettler verwandelt die Dachhaube der zweigeschossigen Treppenhalle im neuen Sportzentrum Heuried in ein riesiges Kaleidoskop. Das mächtige Oberlicht trägt ein Muster aus verschiedenfarbigem, mundgeblasenem Antikglas, verspiegelte Seitenflächen schicken das farbige Licht durch den Raum. Mit «Stairway to Heaven» ist Pascale Wiedemann und Daniel Mettler ein Kunst-und-Bau-Werk gelungen, das als Architekturelement fest mit dem Bau verbunden ist und sich doch gleichzeitig völlig von diesem löst und sich den Raum zur Bühne nimmt.

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Was das Sportzentrum Heuried in Zürich Wiedikon unter anderem auszeichnet, ist die gleichzeitige Sommer- und Winternutzung. Baulich verzahnt werden die Schwimmanlagen im Aussenbereich und die neue Eishalle im Inneren über die lange Terrasse mit dem auskragenden Dach und über die zentrale Eingangshalle. In dieser haben Pascale Wiedemann und Daniel Mettler «Stairway to Heaven» platziert. Auch mit der Wahl des Materials, des Herstellungsverfahrens und der Gestaltung des Oberlichtes haben sie sehr präzise und gekonnt auf die Spezifik des Ortes reagiert, an dem sich alles um die Bewegung im Wasser und auf dem Eis dreht.

Glas – lebendig wie Wasser

Mit Glas haben sie ein Material gewählt, das eine assoziative Nähe zu Wasser in flüssiger und gefrorener Form schafft. Durch die mittelalterliche Herstellungsweise der Antikgläser wird die Bewegung des einfallenden und gespiegelten Lichts verstärkt. Das mundgeblasene Glas ist unterschiedlich dick, Schlieren und kleine Luftbläschen durchziehen es. Das ist sowohl in der Glasmalerei des Oberlichts als auch in der Lichtfarbmalerei im Raum zu sehen. Denn die Molekularstruktur des Glases gestattet zwar, dass das Licht ungehindert hindurchdringt, aber die Unregelmässigkeiten können die Lichtstrahlen ablenken, an bestimmten Stellen sammeln und an anderen zerstreuen. Die farbigen Glasstücke fügen sich zu Quadern, die treppenförmig angeordnet sind und durch einen optischen Kippeffekt den Treppenlauf weiter hinauf und gleichzeitig wieder zurück und hinab führen.  

Spiel von Licht und Farben

Lichtspiel auf Boden und Handlauf
Boden und Handlauf und ...

Die eigentliche Bewegung aber geschieht nicht an der Decke, sondern im Raum. Die Spiegelflächen an den Seitenwänden der Dachhaube reflektieren das farbige Licht. Das wandert durch den Raum und nimmt sich diesen zur Bühne – für ein sich fortwährend veränderndes Farblichtspiel, bei dem Sonne und Wolken, Tag und Nacht Regie führen. Es trifft auf Wände und Böden, bricht an den Treppenstufen, veredelt die Handläufe und legt sich über die Menschen im Raum. Ungeachtet der Öffnungszeiten findet diese Aufführung immer statt. Auch die Imagination einer fortwährenden Performance, mit und ohne Publikum, ist Teil des Werks.  

Lichtspiel auf Treppe
auch die Treppe erscheinen in immer wieder neuem Licht. Fotos: Theodor Stalder

Zu dieser leisen, poetischen Seite gesellt sich eine dynamische und lautere. Die  raumgreifende Verspiegelung vervielfacht in belebten Zeiten die Besucherinnen und Besucher und füllt den Raum. Eine fast sakrale Anmutung des Farbspiels wechselt mit einer an Disco und Jahrmarkt erinnernden Atmosphäre. In dieser Spannung zwischen Sporttempel und Vergnügungsort spielt «Stairway to Heaven» und bezieht sich auch über diese unterschiedlichen Wahrnehmungen auf das Sportzentrum, in dem sowohl Sport mit Wettkampfambitionen als auch körperliche Betätigung als Vergnügen und zur Erholung Platz findet.

 

TextKristin Bauer
FotosTheodor Stalder
Kunstwiedemann/mettler
(Pascale Wiedemann *1966 und Daniel Mettler *1965), Zürich
«Stairway to Heaven», 2017
AdresseSportzentrum Heuried
Wasserschöpfi 71
8055 Zürich

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