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Publicatio! – Über die Öffentlichkeitsarbeit der Fachstelle Kunst und Bau

Welche Werte schafft Kunst und Bau, wie wird Kunst in Zusammenhang mit Architektur gefördert und wie entsteht sie? In einem jüngst erschienenen Faltblatt gibt die Fachstelle Kunst und Bau des Amts für Hochbauten Antwort auf diese Fragen und orientiert umfassend über ihre Tätigkeit. Dabei wird das aktuelle Wirken der Fachstelle auch in die über hundertjährige Geschichte von Kunst und Bau in der Stadt Zürich eingebettet und es wird auf die kommunikativen Kanäle hingewiesen, über die die Werke dem breiten Publikum vermittelt werden.

Die Fachstelle Kunst und Bau diskutiert die eigene Praxis immer wieder neu, unter unterschiedlichen Perspektiven, mit verschiedenen Formaten und Medien. Dabei veranschaulicht sie die Kunst-und-Bau-Werke als unabdingbare Teile der Stadt. So werden zum Beispiel im Führer «Kunst und Architektur im Dialog», der zusammen mit der Zeitschrift «Hochparterre» herausgegeben worden ist, 50 Kunst-und-Bau-Werke im Gespräch mit den beteiligten Fachpersonen aus Architektur und Kunst vorgestellt.

Beim Spazieren die Stadt und ihre Kunst entdecken

Einen ganz anderen Schwerpunkt setzt die Reihe «Art Loops». Diese Stadtspaziergänge sind selbst als künstlerische Projekte angelegt. Sie liefern den stadtwandernden Personen Anstösse für die Rezeption der Kunst und setzen ganz auf die individuelle Wahrnehmung vor Ort. Die Stadt findet hier ihren Ausdruck im reflektierten Aufeinandertreffen der Einwohnerinnen und Einwohner auf die gebaute und künstlerisch interpretierte Umgebung.

Beim Bau des versteinerten Gartens ist handwerkliches Geschick gefragt. Foto: Christian Kathriner
Beim Bau des versteinerten Gartens ist handwerkliches Geschick gefragt. Foto: Christian Kathriner

Der versteinerte Garten

In loser Folge erscheinen zudem kleinere Schriften zu ausgewählten realisierten Kunst-und-Bau-Werken. Hier steht das einzelne Werk im Mittelpunkt. Die Publikation wird jeweils in enger Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern konzipiert und umgesetzt.

Die neueste Ausgabe dieser Reihe widmet sich der Kunst-und-Bau-Arbeit «Hortus Petrifex» von Christian Kathriner in der eben fertig gestellten städtischen Wohnsiedlung Kronenwiese. Für seinen «versteinerten Garten» hat der Künstler von über tausend verschiedenen Pflanzenblättern Abgüsse hergestellt. Immer neu komponierte Anordnungen von Blattreliefs, die jeweils aus zwei nicht zusammengehörenden Blatthälften bestehen, hat er auf etwa 1000 m² Fläche an 45 Wänden in den Treppenhäusern in den Sichtbeton eingelassen. Obwohl die jeweiligen Blatthälften botanisch exakt zu bestimmen sind, sind die Blätter als Ganzes fiktiv. In diesem Dazwischen, im Denkraum zwischen der exakten, wissenschaftlichen Beschreibung und der imaginären Narration, bewegt sich der «Hortus Petrifex», die Kunst-und-Bau-Arbeit der Kronenwiese.

Eine ganze Reihe neuer Pflanzen, die es so nur als Kunstobjekte gibt. Foto: Christian Kathriner
Eine ganze Reihe neuer Pflanzen, die es so nur als Kunstobjekte gibt. Foto: Christian Kathriner

Vertiefung durch Wort und Bild

Die gleichnamige Publikation ist hier denn auch Teil des Werks von Christian Kathriner: Die Blatthybride werden in einem Namensverzeichnis, der «nomenclatura binominalis [a me vocatur]», benannt – aus botanisch korrekten Bezeichnungen entstehen in der Zusammensetzung und Variation Fantasienamen, etwa der «Akanthus macrolepis». Der kleine Aufsatz von Marilise Rieder über die Akanthus-Pflanze nähert sich diesem wiederkehrenden Motiv in der Ornamentik der Kunst- und Architekturgeschichte über botanische, medizinische und kulturhistorische Bezüge. Das distelartige Dornengewächs erhielt seinen Namen 1753 von Carl von Linné. Der schwedische Naturwissenschaftler begründete die moderne biologische Nomenklatur und entwickelte sein Ordnungssystem aus der «Sexualität der Pflanzen». Die 1729 erschienene Schrift des Siebzehnjährigen vom «Vorspiel zur Verlobung von Pflanzen» ist hier erstmals in einer deutschen Übersetzung zu finden.

Ein Text des Kunsthistorikers Lars Stamm erschliesst sodann das theoretische Feld zum Thema «Kunst des Naturabgusses». Ein Bildessay breitet unzählige visuelle Verweise zur künstlerischen Arbeit aus und regt Lesarten an, die ebenso auf das Werk hin, wie auch von ihm ausgehend weiterführen. Auf Bildtafeln ist die fotografisch begleitete Entstehung von «Hortus Petrifex» nachzuvollziehen.
Auf einem Lageplan sind sämtliche Blätterwände der Wohnsiedlung, vom Untergeschoss bis ins 5. Obergeschoss, verzeichnet. So können die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnsiedlung einen Überblick über alle 45 Kunstwände gewinnen und diese entdecken gehen. Die Publikation wird im März 2017 an der Eröffnungsveranstaltung der Kunst-und-Bau-Arbeit lanciert und dann – als Geschenk – in jeden Haushalt der Kronenwiese Einzug halten.

Kristin Bauer

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