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Lindenhof 2020

Die Ausgrabung der Archäologie Stadt Zürich wurde ausgelöst durch die Neupflanzung einer Linde. Der alte Baum an dieser Stelle musste krankheitshalber gefällt werden. Er wurde im Frühjahr 2021 von Grün Stadt Zürich durch eine junge Linde ersetzt . Unser Team nahm die dafür notwendige Pflanzgrube in Form einer sorgfältig dokumentierten archäologischen Untersuchung aus.

Grundriss des Kastells aus dem 4. Jh. und Position der aktuellen Ausgrabung an dessen Westmauer. (Plan AfS/Archäologie)

Ergebnisse

Spätrömisches Niveau mit Lehmeintrag und Steinsetzung. Hinten die Castrum-Mauer West. Seitlich im Profil die frühmittelalterliche Auffüllschicht mit Bauschutt. (Bild AfS/Archäologie)

Die Grabung am Westrand der Lindenhofterrasse reichte bei Abschluss in eine Tiefe von fünf Metern, wo sie die anstehende, letzteiszeitliche Moräne erreichte. Untersucht wurden eine umfassende Schichtabfolge aller Belegungsphasen des Lindenhofhügels und, erstmals wieder seit 32 Jahren, die spätrömische Castrum-Mauer.

Fundort Lindenhof

Der Lindenhof von der Limmat her gesehen. Die Stützmauer steht auf römischem Mauerwerk. (Foto AfS/Juliet Haller)

Der Lindenhofhügel steht am Beginn der Geschichte von Zürich. Bereits die Kelten gründeten hier eine frühe befestigte Stadt (Oppidum). Unter den Römern entwickelte sich «Turicum» zu einer Siedlung auf beiden Seiten der Limmat. Im Mittelalter standen auf dem Lindenhof grosse Pfalzgebäude, in denen Könige und Kaiser residierten. Der breiten Bevölkerung steht die Terrasse seit dem 15. Jh. als Grünanlage mit Linden zur Verfügung. Die archäologischen Überreste aus allen Epochen sind reichhaltig und machen den Lindenhof zu einer herausragenden Fundstelle.

Weiterführendes Thema: Zürich 1218 – Auftakt zur Selbständigkeit

Forschung mit Tradition

Plan der Ausgrabung Emil Vogt (1937/38) mit den wichtigsten Bauten aus dem Mittelalter. Lage der Baumlochgrabungen 2008, 2014, 2020.

Der Lindenhof geriet schon früh ins Blickfeld der Altertumsforschung. Die grösste Ausgrabung führte Prof. Emil Vogt in den Jahren 1937/38 mit einer Equipe von jungen Arbeitslosen durch. Gemäss den Vorgaben der Stadt durften die Baumwurzeln nicht beschädigt werden. Die Grabungsschnitte waren also in genügendem Abstand um die Linden zu legen. Emil Vogts Ergebnisse sind bis heute grundlegend. Durch «Baumlochgrabungen» wie die unsere lassen sich seine Beobachtungen sehr gut überprüfen und ergänzen.

Weitere Baumlochgrabungen

2008

Mittelalterlich Pfalzmauern. (Foto AfS/Archäologie)

Die Ausgrabung 2008 erfasste wenige Meter nördlich des Lindenhofbrunnens Mauern und Böden der beiden grossen Pfalzgebäude aus dem 9. Jh. (grün) und aus dem 11. Jh. (blau). Pfalzen waren in den Zeiten des Reisekönigtums, als es noch keine Hauptstädte im heutigen Sinn gab, repräsentative Verwaltungssitze. Hier liessen sich die Herrscher mit ihrem Gefolge vorübergehend nieder und von hier aus nahmen sie ihre Rechte wahr. Pfalzorte waren über das ganze Königreich verteilt.

Weiterführende Publikation: Palatium Imperiale

2014

In die Moräne eingetiefte Grube mit Brandrötungen und Tierknochen aus dem 1. Jh. v.Chr. (Foto AfS/Archäologie)

Die Ausgrabung 2014 am Nordrand des Lindenhofes führt in die spätkeltische und frührömische Zeit (1. Jh. v.Chr.). Was es mit den rätselhaften Gruben zwischen dem Moränengestein auf sich hat, wird die Publikation dieser Ausgrabung zeigen (in Vorbereitung).

Kontakt: Andreas Motschi, Projektleiter Archäologie, Tel. 044 412 40 85.

Weitere Informationen