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Baukultur & Siedlungsentwicklung

Noch heute ist das Industriequartier von der historischen Entwicklung geprägt. Neben dichten Blockrandbebauungen aus der Gründerzeit finden sich im Kreis 5 Genossenschaftsbauten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bauwerke für den Schienen- und Strassenverkehr gehören heute ebenso zum typischen Quartierbild wie grosse Industriebauten.

Von der Flussaue zum Industriequartier

Der heutige Kreis 5 war bis weit ins 19. Jahrhundert ein fast unbesiedelter Teil der Gemeinde Aussersihl, geprägt von der Landwirtschaft und der dörflichen Gesellschaftsform. Eine bedeutende Landstrasse fehlte ebenso wie eine direkte Landwegverbindung über die Sihl in die Stadt.

Weite Ländereien gehörten als ehemaliger klösterlicher Besitz oder als Allmend der Bevölkerung der Stadt Zürich. 1875 gründete die Stadt Zürich das «Industriequartier» als Gebiet für die heranwachsende Industrie. Die Limmat als Energie- und Wasserquelle, die Nähe zum Hauptbahnhof, Industriegeleisen und die ebene Topografie des Gebietes boten beste Standortvorteile.

Das Quartier östlich des Bahnviadukts entwickelte sich zu einem dichten und stark durchmischten Wohnviertel mit dem Charakter eines klassischen Arbeiterquartiers.

Die Eingemeindung von 1893 löste im Kreis 5 einen regelrechten Bauboom aus: Westlich des Bahnviadukts liessen sich die ersten grossen Unternehmen wie Steinfels und Escher-Wyss mit ihren grossräumigen und modernen Fabrikanlagen nieder. Während über achtzig Jahren war das Quartier von der Industrie geprägt.

Industrie schrumpft – Wandel beginnt

Im westlichen Teil des Industriequartiers, dem heutigen Zürich-West, suchen Konzerne seit den 1980er-Jahren neue Nutzungen für ihren Grundbesitz. Hier wandelt sich das Quartier am stärksten. Seit den frühen 1970er Jahren schrumpfte die Industrie in Zürich.

1965 gehörten im Industriequartier mehr als die Hälfte der Beschäftigten dem industriellen Sektor an, 2001 war es noch knapp ein Sechstel. Restrukturierungen, Auslagerungen und Betriebsschliessungen waren der Grund dafür. Erste Neubauten in Form von Bürokomplexen entstanden. Sie repräsentierten die Zukunftsvorstellungen der damaligen Investoren: Kahle Bürohäuser in einem reinen Geschäftsviertel.

Für leere Hallen und Gebäude begann aber oft auch eine Phase der Zwischennutzung. Kleine, kreative Betriebe nisteten sich ein. Bars und Discos wurden eröffnet, Ateliers und Treffpunkte eingerichtet. Galerien und Kleintheater, Printmedien, Privatradio und -fernsehen sowie eine Reihe weiterer Projekte fanden hier ihre Nischen.

Die oft nur provisorischen Nutzungen bildeten zusammen mit den ersten Loft-Wohnungen und dem Charme der alten Fabrikgebäude eine attraktive Mischung, die ein junges, urbanes Publikum nach Zürich-West lockte. Das Quartier erhielt ein neues Image.

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