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Unter dem Theaterplatz liegt ein wertvoller Kulturschatz

Medienmitteilung

Bei Sondierungen auf der Baustelle für das Parkhaus Opéra sind Fachleute der Archäologie auf wertvolle bis zu über 5000 Jahre alte Kulturschichten von internationaler Bedeutung gestossen. Um die Rettungsarbeiten rasch und sorgfältig durchführen zu können, wird der Bau unterbrochen. Die Eröffnung des Parkhauses verzögert sich daher um ein Jahr. Für die Rettung des international bedeutsamen Kulturschatzes hat der Stadtrat einen dringlichen gebundenen Kredit von 6 Mio. Franken gesprochen.

19. März 2010

Die Schweizer Seeufersiedlungen sind von internationaler kultureller Bedeutung. Gemeinsam mit «Pfahlbauten» in Deutschland, Frankreich, Italien, Slowenien und Österreich sollen sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt werden. Die erwarteten Resultate und Funde unter dem Theaterplatz sind Teil dieses Kulturschatzes. Für die Eidgenössische Denkmalpflegekommission ist der Fund von internationaler Bedeutung, wie sie in einem Gutachten vom 11. März 2010 schreibt: «Ein Verzicht auf die Rettungsgrabung wäre gleich bedeutend mit dem undokumentierten Verlust eines potentiellen UNESCO-Welterbes.»

Bei parallel zu den Bauarbeiten durchgeführten Sondierungen zeigte sich, dass im Boden des Baugeländes mehrere Siedlungsphasen mit Pfahlbaudörfern der Stein- und Bronzezeit zu finden sind. Funde in Feuchtböden sind besonders wertvoll und aufschlussreich, weil sie unvergleichlich besser erhalten sind als solche in trockenen Böden. Hölzer, Geweihe, Knochen, Pflanzen, Speisereste und gar Textilien sind bestens konserviert.

Die Grabung wird mit wissenschaftlicher Sorgfalt durchgeführt, die Funde und Hausstrukturen werden dokumentiert und später ausgewertet. Die Resultate geben Auskunft über die Lage der Siedlungen und das Leben unserer Vorfahren. «Wir heben hier einen Jahrtausende alten Schatz, der uns und künftigen Generationen ein spannendes Kapitel der Zürcher- und Menschheitsgeschichte erzählen wird», sagt Kathrin Martelli.
Um den Bau des Parkhauses nicht unnötig zu verzögern, hat sich die Archäologie der Stadt Zürich einen ehrgeizigen Fahrplan für die Rettungsgrabung verpasst. Rund 40 Fach- und Grabungsleute müssen innert kürzester Zeit angestellt werden. Die Planung für die Grabung läuft bereits auf Hochtouren. Für die Rettungsgrabungen werden dringlich 6 Mio. Franken zur Verfügung gestellt. Die Kosten für Auswertung und Dokumentation der Grabung im Umfang von ebenfalls rund 6 Mio. Franken werden dem Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt vorgelegt. Die Stadt wird aufgrund der gesetzlichen Möglichkeiten bei Bund und Kanton einen angemessenen Beitrag beantragen. Zusätzlich zu den Ausgrabungs-, Dokumentations- und Auswertungskosten in der Höhe von rund 12 Mio. Franken sind noch Kosten für die Bauverzögerung zu erwarten. Darüber werden mit der Bauherrschaft noch Verhandlungen geführt.

Die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege hat die Kosten überprüft und ist zum Schluss gekommen: «Angesichts der anzunehmenden Grösse der Fundstelle und der Reichhaltigkeit der bisher geborgenen Baureste und Funde muss mit einem sehr hohen Untersuchungs- und Bergungsaufwand gerechnet werden. Die von der Kantonsarchäologie Zürich vorgelegten Hochrechnungen sind nachvollziehbar und plausibel; sie beruhen auf den in der Schweiz gängigen Erfahrungswerten.»

Für die Eidgenössische Denkmalpflege ist die Grabung unabdingbar. Das hat für andere Projekte und Anlässe Konsequenzen:

Der Zirkus Knie wird den Sechseläutenplatz nach der Realisierung der Parkhauses und der Platzgestaltung voraussichtlich im Jahr 2013 wieder nutzen können. Solange werden die Gastspiele auf der Landiwiese stattfinden. Das Sechseläuten findet trotz der Bauarbeiten statt, wie bereits dieses Jahr in einer reduzierten Form.

Die provisorischen Parkplätze bleiben so lange bestehen, bis das Parkhaus Opéra eröffnet wird. Die Immissionen für die unmittelbare Nachbarschaft und Quartierbevölkerung durch die Ausgrabungen dürften im Vergleich zu den regulären Bauarbeiten wesentlich kleiner sein.
Wegen der Rettungsgrabung wird das Parkhaus nicht wie erwartet im Sommer 2011 eröffnet, sondern ein Jahr später. Die damit tangierten Projekte Sechseläutenplatz und Münsterhof müssen dementsprechend mit einer terminlichen Verzögerung rechnen.