Nun erleuchtet «Lucy» den Himmel der Bahnhofstrasse mit Tausenden von bunten Lichtdiamanten. Sie animiert die Zürcherinnen und Zürcher einzukaufen, um ihre Liebsten zu beschenken. Eine schöne Bescherung haben wir heute Abend auch im Gemeinderat, denn die bürgerlichen Parlamentarierinnen und Parlamentarier wollen die öffentlichen Leistungen massiv kürzen. Vielleicht geht den Volksvertreterinnen und Vertreter aber doch noch ein Licht auf und sie schrauben nicht leichtfertig soziale und volkswirtschaftliche Sicherungen heraus.

Heute Abend strömen die Menschen durch die illuminierte Zürcher Shopping-Meile. Viele können sich etwas leisten, weil sie dafür einen Batzen zurückgelegt haben. Das hat auch die Stadt Zürich gemacht: In guten Zeiten legten Stadt- und Gemeinderat eine Milliarde auf die hohe Kante. Dieses Eigenkapital ist nicht Selbstzweck. Nein. Es ist da, um schwierige Zeiten zu überbrücken. Damit wir nicht von einem Moment auf den anderen auf die Bremse stehen und Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger abbauen müssen.

Wer darum heute Abend im Parlament statt «O du Fröhliche» das Klagelied des Sparens in der Budgetdebatte anstimmt, singt falsch. Während die Zürcherinnen und Zürcher langsam in Weihnachtsstimmung kommen, bricht im Parlament eine Nacht zum Weinen an. Wenn die Stadt weniger Geld ausgibt, bekommt man auch weniger. Weniger Sicherheit, weniger Altersbetreuung, weniger Gäste in Restaurants, weniger Sportstätten, weniger Kinderbetreuung, weniger Dienstleistungen aller Art. Die Stadt investiert weniger, die Stadt konsumiert weniger. Die Bürgerinnen und Bürger werden es merken, das Gewerbe wird es spüren, die Wirtschaft wird es zu verkraften haben.

Aber vielleicht schickt «Lucy» dem Parlament eine Erleuchtung über die Limmat. So oder so: Ich werde mir die Festtagsstimmung nicht verderben lassen und wünsche allen eine lichte Adventszeit.

Stadtrat André Odermatt
Vorsteher Hochbaudepartement