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Kunst erschliesst Neuland

Am 7. Oktober 2016 wurden im Helmhaus die diesjährigen Werk- und Atelierstipendien verliehen. Stadtpräsidentin Corine Mauch übergab persönlich die Auszeichnungen und hielt eine Rede zur Eröffnung der Ausstellung «Werk- und Atelierstipendien der Stadt Zürich 2016», in der sie sich auch grundsätzlich zur Kulturförderung äusserte. Vor dem Hintergrund der zu Ende gegangenen Manifesta 11 bezeichnete sie das Helmhaus als eine Art permanenten «Pavillon of Reflections» für die Künste. Die alljährlich hier stattfindende Stipendienausstellung stehe für den kulturpolitischen Willen, der hiesigen Szene eine adäquate Plattform zu bieten. Corine Mauch betonte, wie wichtig ihr persönlich die aktive Förderung von Kultur in all ihren Facetten sei – und erläuterte warum. Nachstehend die Rede der Stadtpräsidentin.

Noch keinen Monat ist es her, geschätzte Künstlerinnen und Künstler, meine sehr verehrten Damen und Herren, da konnte man im Nachbarraum Ansichten vom Hirn des Schriftstellers Michel Houellebecq studieren.

Man konnte sich über die Menüpläne von offiziellen Essen und Staatsempfängen in der Schweiz im Wandel der Zeiten beugen, die der Künstler John Arnold im Zusammenhang mit seinem Manifesta-Werk «imbissy» zusammengetragen hatte.

Corine Mauch
Corine Mauch spricht sich für ungewohnte Experimente wie die Manifesta und für die Förderung der lokalen Kunst und Kultur aus.

Man konnte stundenlang die Gruppendynamik von Zürcherinnen und Zürchern in den Videos des amerikanischen Künstlers Leigh Ledare beobachten oder die nervösen Reaktionen von Behörden, Politikern und Medien angesichts einer mysteriösen weissen Flagge auf der New Yorker Brooklyn Bridge. Und damit habe ich nur einige wenige Kunstschaffende und Werke genannt, die anlässlich der Manifesta 11 hier im Helmhaus zu Gast waren.

Jetzt ist die Manifesta 11 Geschichte, und hier im Helmhaus sind wie alle Jahre wieder Ihre Werke zu sehen, die Arbeiten der Zürcher Künstlerinnen und Künstler, die sich um unsere begehrten Werk- und Atelierstipendien bewerben. Und ich glaube, dass wir sie dieses Jahr anders sehen werden in diesen Räumen, in denen gerade eben noch ein Stelldichein einer sehr internationalen Kunstszene stattfand.

Vernissage «Werk- und Atelierstipendien der Stadt Zürich 2016»
Alle finden miteinander das Gespräch: Das Helmhaus als permanenter «Pavillion of Reflections».

Als die Manifesta 11 und ihr Kurator Christian Jankowski sich vor 2 Jahren für die Räume des Helmhauses interessierten, war uns im Präsidialdepartement schnell klar, dass das die traditionelle Stipendienausstellung im Sommer berühren würde.

Es stand zur Debatte, die Ausstellung an einen anderen Ort zu verschieben, um sie parallel zur Manifesta stattfinden zu lassen.

Es schien dann aber ebenso schnell klar, dass es für Sie, die Kunstschaffenden, wie auch für das Publikum noch spannender sein könnte, die Stipendienausstellung gleich an die Manifesta 11 anzuschliessen und auf diese Weise vielleicht auch ein wenig zu zeigen, dass der oft behauptete Gegensatz zwischen internationaler und lokaler Szene sich nicht aufrechterhalten lässt.

Barbara Basting
Barbara Basting, Ressortleitung Bildende Kunst, begrüsst die Vernissagegäste der Stipendienausstellung.

Pablo Müller
Pablo Müller, Mitglied der Kunstkommission und der Jury, trägt den Jurybericht vor.

Corine Mauch
Die Stadtpräsidentin Corine Mauch spricht über Kunst in Zürich und Kulturförderung und übergibt den Künstlerinnen die Auszeichnungen.

Das Lokale ist heute keine Sphäre mehr für sich, sondern ist auf vielfältige Weise verbunden mit dem, was weltweit passiert, und ich muss Ihnen kaum sagen, dass das insbesondere für die Kunst gilt.

Ich bin aber auch davon überzeugt, dass gerade in dieser Hinsicht die Manifesta das Helmhaus auch mit neuen Energien aufgeladen hat.

Mir scheint, sie hat uns insbesondere darauf hingewiesen, dass wir hier, an diesem zentralen Ort, wo sich die Wege von Touristinnen und Touristen aus aller Welt und Einheimischen tagtäglich kreuzen, eigentlich eine Art permanenten «Pavillon of Reflections» für die Kunst haben.

Vernissage «Werk und Atelierstipendien der Stadt Zürich 2016»
Gespannt wartet das Publikum auf die Bekanntgabe der Juryentscheide...

Georgette Maag (rechts im Bild)
... und natürlich auch die teilnehmenden KünstlerInnen, wie Georgette Maag (r.)...

Claire Goodwin (rechts im Bild)
... oder Claire Goodwin (r.).

Einen wichtigen Beitrag zu dieser Reflexion der Kunst in Zürich und darüber hinaus leistet diese Stipendienausstellung. Seit bald einem Vierteljahrhundert wird im Helmhaus alljährlich ein Querschnitt durch das Zürcher Kunstschaffen geboten und öffentlich zur Diskussion gestellt.

Und zwar nicht irgendein Querschnitt, sondern einer, der  von einer Fachjury unter Federführung der Kommission für Bildende Kunst sorgfältig ausgewählt wird. Die Stipendienausschreibung ist eine wichtige Referenz und eine verlässliche Grösse im Zürcher Kunstleben; sie wird getragen vom kulturpolitischen Willen, der hiesigen Szene regelmässig eine adäquate Plattform zu bieten und diese auch zu finanzieren. Das ist nicht selbstverständlich, gerade in turbulenten Zeiten wie diesen. Und dabei habe ich noch gar nicht von den übrigen Ausstellungen des Helmhauses gesprochen, die mit immer wieder neuen Ansätzen ebenfalls das lokale Kunstschaffen ins Zentrum rücken.

Künstlerduo Baggenstos/Rudolf
Grosse Freude beim Künstlerduo Baggenstos/Rudolf...

Claire Goodwin mit Stadtpräsidentin Corine Mauch
... bei der Malerin Claire Goodwin

Selina Grüter, Michèle Graf, Corine Mauch
... und bei Selina Grüter und Michèle Graf.

Die Unterstützung solcher Plattformen durch eine aktive Kulturförderung ist mir persönlich wichtig. In Zeiten wie heute, wo vieles im Umbruch ist, wo das Verständnis und die Toleranz füreinander abzunehmen scheinen, halte ich es für ein sehr wichtiges Zeichen, dass wir hier, in dieser vergleichsweise sehr privilegierten Stadt, Kultur in all ihren Facetten unterstützen. Und ich finde es wichtig, dass wir auch ungewohnte Experimente wagen; so wie die Manifesta eines war. Ich glaube, wir brauchen dringender denn je Impulse durch die Kunst – seien sie von hier oder von aussen, die uns wachhalten und sensibilisieren für andere Fragen und Probleme als all jene, die sich in unserem Alltag oft zu Scheinriesen aufplustern.

Und in diesem Sinne hoffe ich, dass auch diese Werk- und Atelierstipendienausstellung Ihnen und uns allen Neuland erschliesst und unsere Bereitschaft zur Offenheit stärkt.

Allen Künstlerinnen und Künstlern, die sich hier mit ihren Werken exponieren und dem Urteil der Jury unterworfen haben, danke ich für ihre Beteiligung.

Allen, die heute einen Werkbeitrag oder ein Atelierstipendium erhalten, gratuliere ich. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den so gewonnenen Freiraum nutzen können, um sich und anderen mit Ihrer Kunst überraschende und spannende Welten zu eröffnen.

Nicht zuletzt danke ich auch allen, die zum Gelingen der Schau beigetragen haben, insbesondere der Jury, aber auch der Kommission wie dem Ressort für Bildende Kunst und dem Team des Helmhauses.

(Es gilt das gesprochene Wort)

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Gefördert werden auch Barbara Signer, Lorenz Gelpke und Bernhard Hegglin. 

Insgesamt wurden 16 Werkbeiträge und Atelieraufenthalte vergeben. Informationen

Ausserdem wurde das Stipendium für Kunstvermittlung verliehen.

Fotos: Peter Schneider

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