Global Navigation

Eros des Essens

Eros des Essens - Plakat

Geschichten von Kopf und Bauch aus der europäischen Literatur

26. November 2003 - 29. Februar 2004

Vernissage:
Dienstag, 25. November, 20.15 Uhr,
im Globus am Bellevue

Anschliessend Besichtigung der Ausstellung im Strauhof Zürich, Augustinergasse 9, 8001 Zürich

Eine Ausstellung des Präsidialdepartementes der Stadt Zürich in Zusammenarbeit mit dem Alimentarium, Museum der Ernährung, Vevey. Die Ausstellung wird ab 2. April 2004 im Alimentarium, Vevey, zu sehen sein.
 


Essen müssen wir alle. Müssen? Nein, dürfen! Kaum eine andere Tätigkeit verbindet Zwang und Freiheit in so doppelsinniger Weise. Last und Lust liegen nahe beieinander, neurotische Obsessionen kreuzen sich mit kreativen Ausflügen in die Welt des Geruchs und des Geschmacks. Wenn auch die Liebe das unschlagbar erste Thema aller Literatur bleibt, steht ihr das Essen nur wenig nach. Umso weniger, als der kulinarische Diskurs zum Liebesdiskurs in vielfacher, offensichtlicher wie untergründiger Verbindung steht.

EROS DES ESSENS wagt den Versuch, Literatur ins Medium der Ausstellung überzuführen, ohne dass ein Buch oder ein Manuskript gezeigt wird. Exponiert werden Geschichten über das Essen, kurze Szenen und äusserungen aus der europäischen Literatur. Sie werden auf dem Audioguide von einer Sprecherin und zwei Sprechern vorgetragen, geordnet nach Saalthemen und in der Szenographie anschaulich gemacht. Damit entsteht eine Art "begehbares Hörspiel": eine Ausstellung zum Hören und Sehen.

Die Themen der sechs Abteilungen
in Kurzform:

1 Milch und Blut
Der Mensch bezieht seine erste Nahrung aus dem Leib der Mutter. Die Milch verkörpert die als natürlich empfundene Nahrungswelt, der die Blut- oder Fleischnahrung der männlichen Jagdgesellschaft gegenübersteht. Das Abendmahl versöhnt mit der Schuld, die wir auf uns laden, wenn wir Geschöpfe töten, um unser Leben zu erhalten.

2 Totem und Tabu
Kulturelle Codes unterscheiden die essbare Nahrung von den nicht essbaren Stoffen, unsere Nahrung von derjenigen der anderen. "Totem und Tabu" befragt diese Identifikation einer Gruppe durch ihr angestammtes Nahrungsverhalten sowie die damit verbundenen Appetit- und Ekelregulationen.

3 Der Streit der Fetten und der Mageren
Dieses Kapitel verfolgt den Kampf um die Nahrung zwischen Habenden und Hungernden, von der mittelalterlichen Auseinandersetzung zwischen Fasnacht und Fastenzeit bis zu Bertolt Brecht.

4 Das Geschlecht der Küche
untersucht die Rollenzuteilung im kulinarischen Diskurs. Köchinnen werden mit dem Nimbus der Zaubererin, Priesterin oder Künstlerin umgeben, die Frau wird als essbares erotisches Objekt fantasiert, und selbst, wo sie als Täterin auftritt, nämlich als männerfressender Vamp, ist sie Produkt einer männlichen Angstfantasie.

5 La Nouvelle Cuisine
weist nach, dass die mit diesem Begriff verbundene Idee einer leichten und gesunden Küche älter und tiefer ist als die neulich ausgerufene Marketingkampagne. In der literarischen Fantasie verflüchtigt sich die leichte Speise schliesslich in geistige Nahrung.

6 Leckerbissens Ende
Was er mit Genuss und Behagen aufnimmt, verwandelt der Körper zu seinen Gunsten in ein verachtetes Abfallprodukt: Deckel drauf! Zum Schluss versammelt die Ausstellung deshalb skatologische Texte, die zu den verborgenen oder verdrängten Schönheiten der Literatur gehören.

Eine CD mit den Texten des Audioguide (Sprecher: Ueli Jäggi, Graziella Rossi, Helmut Vogel) ist in der Ausstellung zum Preis von Fr. 25.- erhältlich.

Weitere Informationen