Global Navigation

Adalbert Stifter (1805-1868) - Dieses höllische Handwerk

22. September - 27. November 2005

Eine Ausstellung zum 200. Geburtstag des österreichischen Dichters

Adalbert Stifters Erzählungen verlangen geduldige Leser.
Dann kann ihre langsame Gangart als meditativer Sog wirken, der einen die Zeit vergessen lässt. Zugleich ahnt man immer wieder das Aufbrechen bodenloser Tiefen unter der ruhigen Oberfläche. Stifter erfuhr die politischen und kulturellen Umwälzungen seiner Zeit als verstörende Eingriffe ins Gefüge der göttlichen Schöpfung. Mit grosser Anstrengung hat er versucht, wenigstens im Raum seiner Erzählungen Ordnung zu schaffen.
Obwohl ein Meister der realistischen Beschreibung, zeigt er die Welt letztlich nicht wie sie ist, sondern wie sie sein sollte. Doch Kosmos und Katastrophe bleiben bei Stifter untrennbar verbunden. Daher wirkt in seinen scheinbar so einfachen Geschichten eine unaufhebbare Spannung.
Die Ausstellung zum 200. Geburtstag Adalbert Stifters zeigt mit zahlreichen Original-Dokumenten Leben und Werk eines Schriftstellers, der höchste moralische Ansprüche an sich und sein Schaffen stellte und zuletzt in wunderliche Rituale verfiel.

Sechs Grundthemen seiner Existenz werden umrissen:
Die Kindheit im Böhmerwald ist eine unerschöpfliche Quelle von Stifters Imagination.
In der Stadt Wien, wo er als Maler und Hauslehrer lebt, avanciert er mit den «Studien» zum Erfolgsautor des Biedermeier.

Die Revolution von 1848 bewegt Stifter, ein Amt als Schulrat in Linz anzutreten. Mit den «Bunten Steinen» schreibt er Erzählungen für die Jugend, während ihm ein eigenes Kind versagt bleibt.
Schreibend bewegt sich Stifter immer mehr ins literarische Abseits mit seinem Versuch, die Forderungen der Dinge zu erfüllen. Die Romanwerke «Nachsommer» und «Witiko» und die späten Erzählungen entstehen unter zunehmendem Druck von Amtsgeschäften und Krankheit.
Die Zeit, gegen die er anschreibt, geht vorerst über sie hinweg. Doch im 20. Jahrhundert wird Stifter als einer der – so Thomas Mann – «heimlich-kühnsten» Erzähler der Weltliteratur wieder entdeckt.

Weitere Informationen