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SPRACHE DER BLUMEN - Eine Blütenlese 13.6.-2.9.2007

„Für einen Dichter hat man nie Blumen genug“, schrieb einst Robert Walser. Weshalb pflegt die Literatur eine so innige Neigung zur Welt der Blumen?

Blumen gelten überall und immer schon als Inbegriff idealisierter Schönheit. Sie beeindrucken unsere Sinne durch Vielfalt der Formen, Farben und Düfte. Blühende Blumen sind ein Geschenk der Natur und der schönste Schmuck des Menschen. Aber wie alles Paradiesische ist das Blumenschöne nicht ewig. Blüte und Vergänglichkeit machen Blumen zu einer intimen Metapher des Lebens schlechthin. Der Vorgang des Keimens, Knospens, Blühens bis hin zum Verwelken inspirierte die Dichter immer wieder. Literarische Texte, die sich der Themen der Liebe, Zeit und Endlichkeit mit allen ihren erotischen Implikationen annehmen, bedienen sich an der hier reich wuchernden Symbolik. Haben sie einmal zur Sprache gefunden, dürfen die Blumen der Dichtung für immer blühen.

Die Ausstellung thematisiert in Form einer „Blütenlese“ einige der vielen literarischen Bezüge zur Blumenmetapher vom Mittelalter bis in die heutige Zeit.
Ein Spaziergang durch die Blumengärten verschiedener Epochen beginnt mit dem „Roman de la rose“, zeigt christliche Blumenallegorien, Rosensonette (Petrarca, Ronsard, Shakespeare), Blumenstundenbücher, barocke Blumenembleme, Werke botanisierender Dichter (Rousseau, Goethe), romantische Elegien (Novalis, Heine), Breviere aus der Blütezeit der manierierten „Sprache der Blumen“ (Charlotte de la Tour) und die radikale Wende durch Baudelaires „Les fleurs du mal“, mit denen die Pracht der Blumen schliesslich auf dem Düngerhaufen des Lebens landet.

Als strukturierendes Element sorgen zwischen den Dichterblumen einzelne Blumen- bzw. Kräuterbücher aus der Naturwissenschaft für Ordnung. Anhand der Geschichte der Botanik wird dort die Wahrnehmung der Blumen von der mittelalterlichen Nutz- und Heilpflanze bis hin zur sexuellen Spezies mit Gattungsnamen thematisiert. Die Blumenbeschreibungen beider Disziplinen – Dichtung und Wissenschaft – erlauben aufschlussreiche Einblicke in das jeweilige Denken und Empfinden der Zeit.

Mag es vielen Dichtern zu Lebzeiten an Blumen der Anerkennung gefehlt haben, der Strauhof hat ihnen in diesem Lust- und Lesegarten auf jeden Fall viele bunte und duftende Blütenblätter ausgestreut.

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