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SCHRIFT IN BEWEGUNG - Dichter erkunden die Schrift 24.9.-30.11.2008

Plakat der Ausstellung, Woodtli

24. September - 30. November 2008
Vernissage Dienstag, 23. September, 19 Uhr
Halle des Stadthauses Zürich


Schrift dient nicht nur der Aufzeichnung, Information und Archivierung. Sie ist auch gestaltete Fläche und geheimnisvolle Materie, Spur von Bewegungen und Handlungen.

Seit dem Altertum gelten die Buchstaben als von Gott eingesetzt – der auch die Welt als ein Buch gestaltete, das zu lesen die Menschen sich mühen. Im 18. Jahrhundert entdeckt die Literatur die Schrift: als dasjenige, an dem sie ihr eigenes Wesen bestimmt und aus dem sie eine ungeahnte Lebendigkeit freisetzt. Neben die Auffassung der Welt als Schrift tritt ein neues Verständnis der Schrift als Welt. Entdeckt wird die Schrift in ihrer Materialität, in ihrem Eigensinn, als Bild, als Spielfigur. Sichtbar werden neue Räume zwischen Schrift und Bild, Zeichen und Laut, statischem Buchstaben und dynamischer Bewegung. Neue Medien versuchen die Schrift zu übertrumpfen, indem sie die Hand durch die Maschine ersetzen, die vermittelnden Zeichen durch das vermeintlich unmittelbare Abbild (Photographie, Film).

Schrift in Bewegung – das heisst in dieser Ausstellung: ein Gang durch verschiedene Orte und Räume des Umgangs mit Schrift. Der Weg führt von der Zeit der Aufklärung bis zur frühen Moderne. Am Anfang steht die Idee, die Welt sei entzifferbar, und die Verheissung, die Literatur vermöge eine Art Urschrift zu sein (1 Griffel Gottes und ABC-Buch). Dann eröffnen sich die Welten der doppelbegabten Künstler, in denen sich Schrift und Bild durchdringen (2 Bilderschreiber). Man begegnet den vielfältigen neuen technischen Aufzeichnungsformen des 19. Jahrhunderts (3 Alles wird Graphie) und den Hoffnungen eines Schreibervirtuosen, mit den neuen Mitteln körperliche Gebrechen zu überwinden (4 Gedankenmaschine). Am Ende stehen die radikalen Versuche der literarischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts, die Schrift zu dynamisieren und als Ausdruck des Unbewussten zu lesen (5 Schrift experi-mental) – bevor die Schrift schliesslich mit dem Kinematographen tatsächlich, aber auch ein wenig unheimlich, laufen lernt (6 Schrift in Bewegung).

Eine Ausstellung des Nationalen Forschungsschwerpunkts „Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen. Historische Perspektiven“ im Rahmen des Jubiläums „175 Jahre Universität Zürich“.

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