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Der Kunschtmeyer

Ein Zürcher an Goethes Seite. Johann Heinrich Meyer (1760-1832)

17. März - 30. Mai 2010

Ludwig Vogel, Bildnisstudie Hofrat Heinrich Meyer in Weimar, 1814

Ein bescheidener Maler aus Zürich wurde Goethe in Rom zum unentbehrlichen Begleiter: "Da wir nun zusammen gehören, so müssen wir auch unsren Lebensgang zusammen leiten, auf jede Weise.", schrieb Goethe am 21. August 1789 an Johann Heinrich Meyer.
Der bescheidene Maler aus Stäfa blieb denn auch Goethe so treu, dass er im gleichen Jahr starb wie der Meister.

Auf Einladung Goethes zog Meyer 1791 nach Weimar und lebte über 40 Jahre an Goethes Seite als sein Freund, Mitarbeiter und Ratgeber nicht nur in Kunstfragen. Gemeinsam betrieben sie die  Farbenlehre und bereisten 1797 die Schweiz. In der Auseinandersetzung zwischen „Klassik“ und „Romantik“ spielte Meyer als Teil der „Weimarer Kunstfreunde“ eine tragende Rolle. Zeitschriften wie die „Propyläen“ oder „Aus Kunst und Altertum“ waren gemeinsame Projekte. Goethes Alterswerke verdanken ihm Anregungen und redigierende Mitarbeit. Meyer wirkte am Weimarer Hof als Kunstvermittler, vor allem für die junge Grossfürstin Maria Pawlowna, hielt aber auch Kontakt zu seinen Schweizer Freunden.

Aus Anlass seines 250. Geburtstages am 16. März 2010 wird das Leben und Wirken des „Kunschtmeyer“  im Museum Strauhof erstmals ausserhalb Weimars ausführlich dargestellt und der Frage nach seinem Einfluss auf Goethes Denken und Schaffen nachgegangen.

Die Ausstellung im Überblick

Erdgeschoss
Meyers Jugendjahre am Zürichsee münden in eine Ausbildung als Maler bei Johannes Koella in Stäfa und Johann Caspar Füssli in Zürich. Durch die Begegnung mit klassizistischen Vorbildern sieht Meyer die Kunstwerke der Antike mit Winckelmanns Augen.
In Italien, wo Meyer von 1784 bis 1790 lebt und arbeitet, kommt es zur Begegnung mit Goethe. Das Künstlerleben kann Meyer nicht wie seine Freunde geniessen, da er öfters krank ist.

Meyer kommt 1791 nach Weimar und wird dort Goethes Hausgenosse und Innenarchitekt. Er ist Teil der Familie, bis er 1803 selbst heiratet, und unterstützt Goethe bei seinen Experimenten mit der Farbenlehre.

Obergeschoss
Seinen Beruf als Lehrer an der Fürstlichen Freien Zeichenschule in Weimar, die er ab 1806 auch leitet, erfüllt Meyer gewissenhaft und mit didaktischem Geschick. Meyers Wirken am Fürstenhof umfasst sowohl künstlerische Arbeiten bei den herzoglichen Bauten wie Vorlesungen zur Kunstgeschichte. Die junge Grossfürstin Maria Pawlowna schätzt Meyer besonders und zieht ihn auch zum Unterricht für ihre Kinder heran.
Den Kontakt zu seinen Schweizer Freunden lässt Meyer nicht abreissen. Goethe profitiert davon durch die Vermittlung von materiellen und immateriellen Stoffen aus Meyers Heimat.
Auch für Schiller wird Meyer zum geschätzten Mitarbeiter an seinen ästhetischen Unternehmungen.
Ein zweiter Aufenthalt Meyers in Italien wird vorzeitig abgebrochen, er trifft sich stattdessen 1797 mit Goethe in der Schweiz.
Die Projekte der „Weimarer Kunstfreunde“ Goethe und Meyer zielen mit Preisaufgaben und Publikationen auf eine Neubelebung der Kunst im Geiste des Klassizismus. Dies führt jedoch zu Gegnerschaften. Die Auseinandersetzungen mit den Vertretern anderer Kunstrichtungen wie den Romantikern und den Nazarenern lassen den Maler kaum zu eigenen Arbeiten kommen. Meyer streitet eifrig an Goethes Seite. Als eigentliche Lebensgefährten verbringen sie ihre letzten Jahre in gemeinsamen Betrachtungen.

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