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EIN TRAUM, WAS SONST?

Die Literatur und die Träume

Plakat, Grafik Peter Hunkeler, Zürich

16. Juni - 5. September 2010

Die Literatur und die Träume

"Doch Träume sind Begierden ohne Mut, sind freche Wünsche die das Licht des Tags zurückjagt in die Winkel unserer Seele, daraus sie erst bei Nacht zu kriechen wagen."
(Arthur Schnitzler, Der Schleier der Beatrice)

Ein Traum kann eigentlich nur geträumt werden. Er gehört dem Träumer allein, ist das schöpferische Produkt seiner eigenen kühnen Unverschämtheit. Mit dem morgendlichen Erwachen kommt das Bewusstsein zurück – „es war ja nur ein Traum!“. Ob wir nun darüber traurig oder erleichtert sind, die nächtlichen Geschehnisse stiften in jedem Fall Verwirrung.
Der Traum scheint mehr zu wissen als wir selbst. Zurückgeblieben ist ein Rest des Traums, nicht weiter aufzulösen, widerständig, ohne Vernunft und Ordnung, zurück bleibt auch eine irritierende Unruhe. Es ist dieser nicht zu versorgende Rest des Traums, der uns dazu bringt, den Traum zu erzählen.

Die Literatur hat sich immer für die faszinierende Radikalität und Phantastik der Traumwelten interessiert. Zwischen ihren trügerischen und unheimlichen Seiten tut sich ein Spannungsfeld auf, das die Literatur gut zu nutzen weiss. Aus einer inneren Verwandtschaft: Dichter dürfen „mit offenen Augen träumen". Aber literarische Traumerzählungen sind Kunstträume. So ist die Literatur sowohl vom freien Spiel der Phantasie inspiriert wie auch an die Regeln der Vernunft gebunden.

Die Ausstellung zeigt verschiedene Einsatz- und Schreibweisen des literarischen Traums.
Sie beginnt mit der auffälligen Parallele zwischen der Genese von Freuds Traumdeutung und den Anfängen des Films.
Sodann wendet sie sich der Romantik zu, die den Unterschied zwischen Traum und Poesie zu verschleiern sucht.
Einem Rückblick auf die von den Göttern gesandten Träume der Antike folgt ein Raum, der zeigt, wie Dichter in privaten Traumtagebüchern der Träume habhaft zu werden oder sie mit geeigneten Stimulanzien anzureizen versuchen.
Der träumende Held schliesslich führt zurück an die Quelle des Traumes: den Wunsch.

"Lesen heisst durch fremde Hände träumen."   
(Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe)

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