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«Ich will ein Bauer werden»

Heinrich von Kleist und die Schweiz

Plakatmotiv

21. September  - 27. November 2011

26. Februar - 25. November 2012
Kleist-Museum, Frankfurt an der Oder

 

Eine Ausstellung des Museums Strauhof in Zusammenarbeit mit dem Schlossmuseum Thun und dem Kleist-Museum Frankfurt an der Oder.

Zu einem Zeitpunkt, zu dem sich ganz Europa in einem politischen und sozialen Aufruhr befindet, bereist Heinrich von Kleist seit Ende 1801 die Schweiz. Er plant, sich dauerhaft im gerade erst im Zeichen der Revolution begründeten Kanton Oberland anzusiedeln. Thun, genauer gesagt die obere Aare-Insel mit ihrem grandiosen Blick auf das Berner Oberland, soll seine neue Heimat werden. Preussen möchte er für immer ganz hinter sich lassen. Doch das ist leichter gesagt als getan: Der Traum, fortan als Bauer unter einfachsten ländlichen Bedingungen zu leben, erweist sich schnell als utopisch. Er belastet das Verhältnis zu seiner im fernen Berlin ansässigen Verlobten Wilhelmine von Zenge bis zum Zerbrechen. Kleist mangelt es zudem an Geld, und sein Wissen über die Arbeit auf dem Land ist rudimentär. Zusehends unübersichtlich wird auch die politische Situation vor Ort. Die berechtigte Furcht, "anstelle eines Schweizerbürgers durch einen Taschenspielerskunstgriff ein Franzose zu werden", ergreift ihn. Ebenso rasch verfliegt die Euphorie des kühnen Neuanfangs in der Nachfolge Rousseaus.

Nach längerer Krankheit, die er im Sommer 1802 in Bern auskuriert, bricht Kleist mit nun ganz anders gearteten Plänen zu neuen Ufern auf: Der neue Aufenthaltsort, das Weimar der Klassiker, soll ihm zum Durchbruch als Schriftsteller verhelfen.

Das Kleists Leben bestimmende Muster von leidenschaftlicher Begeisterung für Unerprobtes und den hieraus resultierenden Krisenerfahrungen wird beim Schweiz-Aufenthalt des Jahres 1802 erstmals deutlich erkennbar. Dennoch ist seine Schweizer Zeit aber vor allem eine Erfolgsgeschichte: Sein Erstling "Die Familie Schroffenstein" erscheint Anfang 1803, verlegt vom Buchhändler und "Nationalbuchdrucker" Heinrich Gessner, anonym in Zürich und Bern. Das Buch findet eine verhältnismässig grosse Resonanz. Und mehr noch: in Bern gelingt es Kleist, wichtige Freundschaften zu knüpfen. Seine Freunde haben Teil am politischen Geschehen der turbulenten postrevolutionären Phase. Heinrich Zschokke zählt zu ihnen ebenso wie der Sohn Christoph Martin Wielands, Ludwig Wieland, oder eben Heinrich Gessner. Gemeinsam ist ihnen auch die Freude an der Literatur, wie sie sich im "Dichter-Wettstreit" um den "Zerbrochenen Krug" manifestiert, eben jenes Lustspiel, das Kleists spätere Popularität am nachhaltigsten begründet hat.

Neben dem, was sich im Umfeld von Kleists Aufenthalt in der Schweiz ereignet hat, wird gezeigt, welche Folgen dieser Aufenthalt auf der Aare-Insel aus Sicht anderer kreativer Menschen gehabt hat. Die Spuren der Denkfigur "Kleist in der Schweiz" gilt es daher in Literatur, Malerei und Musik, bei Robert und Karl Walser ebenso wie bei Othmar Schoeck zu verfolgen.

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