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Projekt Nachtleben – ein Abschluss, kein Ende

Medienmitteilung

Die Stadt Zürich hat das Projekt Nachtleben abgeschlossen. Alle Beteiligten haben wichtige Erkenntnisse gewonnen und Massnahmen umgesetzt. Die Begleiterscheinungen des Zürcher Nachtlebens sind damit aber nicht verschwunden und werden die Stadt weiterhin fordern.

17. Dezember 2018

In der letzten Legislaturperiode hatte der Stadtrat seine Aufmerksamkeit auf das Nachtleben gerichtet und das Thema zu einem Strategie-Schwerpunkt gemacht. Ausschlaggebend war dabei, dass in den vorangegangenen Jahren die Konflikte zugenommen hatten, welche die Begleiterscheinungen des Nachtlebens auslösten. Der Lärm stand bei allen Diskussionen im Vordergrund und es war absehbar, dass es in dieser Frage keine einfache Lösung geben würde. Ziel des Projekts war, in den Vierteln mit Ausgehcharakter eine Art Gleichgewicht zu schaffen zwischen den Leuten, die Party und Vergnügen suchen oder solches anbieten, und jenen, die in diesen Vierteln wohnen und Nachtruhe einfordern.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich das Nachtleben in der Stadt Zürich markant verändert. Die Ausgehlokale ohne Polizeistunde haben sich nach der Liberalisierung des kantonalen Gastgewerbegesetzes versechsfacht – heute gibt es mehr als 600 solche Nachtcafés und Bars. Das Leben findet rund um die Uhr statt, die jungen Leute gehen nicht mehr einfach am Abend aus, sondern oft spät in der Nacht und bis in die frühen Morgenstunden. Alkohol, als wichtiger Antreiber der Problematik, ist rund um die Uhr erhältlich. Zudem sind Musikanlagen, die auch bei grosser Lautstärke gut klingen, für alle erschwinglich geworden. Auch in kleinen Clubs und draussen, auf öffentlichem Grund, wird laute Musik abgespielt. So hat sich über die Jahre bei manchen Bewohnerinnen und Bewohnern der Ausgehviertel schleichend Frust aufgestaut. Öffentlich sichtbar wurde dies im Frühling 2015, als sich mehr als hundert Anwohner und Hausbesitzerinnen im Langstrassenquartier in einem offenen Brief an die Stadt wandten und sich über die Zustände an der sogenannten Partymeile beklagten. Wenige Tage später reagierten Interessenvertreter der Clubs und Bars mit einer Petition «Langstrasse bleibt Langstrasse» und warnten vor einer Rückkehr zur Zürcher Biederkeit. 

Ausbalancieren der Interessen

In diesem Konflikt zwischen Partygängerinnen und Anwohnern schlug sich die Stadt weder auf die eine noch auf die andere Seite. Die Haltung des Stadtrats ist: Zürich ist attraktiv und bietet den Nachtschwärmern viel – das wird allgemein sehr geschätzt und soll auch so bleiben. Die Stadt baut im Nachtleben grundsätzlich auf Selbstverantwortung und Toleranz, sieht aber die Grenzen und bekämpft deshalb die Schattenseiten des da und dort unbändigen Nachtlebens – vor allem Lärm, Littering, wildes Urinieren, Vandalismus und Gewalt.

Für das Ausbalancieren der Interessen an den Hotspots des Zürcher Nachtlebens gibt es kein Patentrezept. Deshalb galt es in den letzten Jahren, das Gespräch vor Ort zu suchen. In öffentlichen Veranstaltungen und an Runden Tischen haben betroffene Anwohnerinnen, engagierte Bar- und Clubbetreiber, andere innovative Köpfe und Verwaltungsangestellte aus acht Departementen die Probleme ergründet und Lösungen erarbeitet. Es wurden Kompromisse ausgehandelt und schliesslich auch passable Wirkungen erzielt. An den kleineren Plätzen wurde die Balance innert nützlicher Frist gefunden.

Punktuelle Verbesserung erreicht

Verbesserungen sind in verschiedenen Bereichen erreicht worden. 

  • Eine Massnahme betrifft die sogenannten 24h-Shops mit günstigem Alkoholangebot. Der unkontrollierte Konsum von Alkohol ist häufig die Ursache für unschöne Begleiterscheinungen des Ausgangs. Die Inhaberinnen und Inhaber von 24h-Shops werden heute stärker kontrolliert als früher, da die freiwilligen Massnahmen nicht gegriffen haben.

  • Bei der Bewilligung von Nachtlokalen sind die drei Bereiche Bau, Gesundheit und Polizei heute gut koordiniert und es findet früh ein Austausch über den zu erwartenden Lärm statt. Innenhöfe, auf die meistens die Schlafzimmer ausgerichtet sind, werden heute ab 22 Uhr vor Lärm durch Gastrobetriebe geschützt.

  • An stark genutzten Orten wie der Piazza Cella an der Langstrasse sind mobile Pissoirs aufgestellt worden, die überdurchschnittlich gut besucht werden.

  • Eine Online-Plattform (gute-nachtbarschaft.ch) beantwortet Fragen rund ums Nachtleben und fördert mit der Bereitstellung von wichtigen Kontaktdaten den Dialog zwischen Clubbetreibern, Besucherinnen und Nachbarn.

  • Einem spezialisierten Akkustikunternehmen wurde der Auftrag erteilt, abzuklären, wie mit technischen Massnahmen wie etwa schallabsorbierenden Fassaden der Lärm verringert werden kann, der entsteht, wenn Menschen im öffentlichen Raum herumstehen und reden (vgl. Expertise).

  • Für Clubs oder Barbetriebe, die nach Mitternacht geöffnet haben wollen, ist seit 2015 – aufgrund eines Gerichtsentscheides – eine Baubewilligung nötig. Dadurch haben Anwohnerinnen und Anwohner die Möglichkeit, mit einer Einsprache ein solches Vorhaben auf Rechtmässigkeit prüfen zu lassen.

  • Im Zentrum «Karl der Grosse», wo Debatten zu gesellschaftlichen und politischen Fragen stattfinden, ist eine Veranstaltungsreihe zum Thema Nachtleben in Zürich durchgeführt worden und hat gute Einblicke in die Nacht dieser Stadt ermöglicht.  

Die Stadt und alle Beteiligten haben gelernt, dass im Spannungsfeld Nachtleben an jedem Ort zwischen Verhältnismässigkeit, Rechtstaatlichkeit und Situationsgerechtigkeit ein Bündel von Einzelmassnahmen nötig ist. So lassen sich punktuell Verbesserungen erzielen, auch wenn das Problem dadurch nicht grundsätzlich verschwindet. Das Nachtleben wird die Stadt auch in Zukunft fordern. Die Stadt wird auch in Zukunft darauf reagieren – so werden im Alltag die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse umgesetzt und weitergeführt.