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Zürich hat neu eine Mentona-Moser-Anlage

Medienmitteilung

Der Kinderspielplatz an der Lutherstrasse neben der St. Jakobs-Kirche wurde bisher mit Lutherwiese bezeichnet. Er bekommt nun einen offiziellen Namen: Er heisst «Mentona-Moser-Anlage».

29. April 2020

Die Anlage an der Lutherstrasse ist der erste Spielplatz, der auf Initiative von Mentona Moser in der Stadt Zürich entstand. Mentona Moser stammte aus einer reichen Schaffhauser Unternehmer-Familie. In London besuchte sie Kurse über Soziale Arbeit, arbeitete als Hilfslehrerin an Abendschulen und als Pflegerin in einem Spital. Durch ihre Arbeit kam sie zur Überzeugung, dass die Lebensumstände der Arbeiterklasse verbessert werden müssen und wurde zur überzeugten Sozialistin. Nach ihrer Rückkehr nach Zürich 1903 widmete sie sich voll und ganz der Sozialarbeit: Sie war Mitgründerin der Fürsorgestelle für Tuberkulose, gründete einen Verein für Sehbehinderte, amtierte als Leiterin der Mütter- und Säuglingsfürsorge der Pro Juventute und hielt Vorträge über Wohlfahrt und Kinderfürsorge. Ihr spezielles Augenmerk richtete sie aber auf die Planung von Arbeitersiedlungen, Grünflächen und insbesondere Kinderspielplätze. «In den Arbeitervierteln fesselten mich vor allem die Kinder. Sie tollten auf der Strasse übermütig und fröhlich herum, aber in beständiger Gefahr, von Lastwagen oder der Strassenbahn überfahren zu werden. Die kleinen Kinder buddelten im Strassenkot, in Ermangelung anderer Beschäftigung. (...) In meiner Phantasie entstanden Spielplätze mit Sandhaufen, Planschbecken, Rasenplätzen und Schattenbäumen», schrieb sie in ihrer Autobiografie «Unter den Dächern von Morcote: Meine Lebensgeschichte» (1985).

In einem Memorandum an den Vorstand des Bauwesens I stellte sie 1906 ein Programm zur Schaffung von Kinderspielplätzen im Kreis 3 vor, das später auf alle Stadtkreise ausgedehnt werden sollte. Mit einer ausführlichen Beschreibung von Grün- und Kinderspielflächen am Beispiel von Deutschland und England forderte sie den Stadtrat auf, sich diesen Fragen zuzuwenden, solange Zürich noch keine «Riesenmetropole» geworden sei. Der Stadtrat nahm den Plan an und gab Mentona Moser und ihrer Expertinnen- und Experten-Kommission den Auftrag, geeignete Plätze in den Arbeitervierteln Zürichs und auf dem Zürichberg vorzuschlagen. Am 30. Dezember 1908 beschloss der Stadtrat die Schaffung von mehreren Kinderspielplätzen. Im Sommer 1909 war der erste Spielplatz fertiggestellt, auf der so genannten Lutherwiese an der Lutherstrasse hinter der St. Jakobs-Kirche beim Stauffacher. Mentona Moser war seit 1909 Zürcher Bürgerin. 1971 starb sie mit 97 Jahren völlig verarmt und auf Sozialhilfe angewiesen in Berlin.

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