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Die Berufsfeuerwehr am Sechseläuten

Neben dem Knabenschiessen gehört das Sechseläuten wohl zu den traditionellsten Anlässen in der Stadt Zürich. Seit über 100 Jahren wird im Frühling der Böögg verbrannt, und die Zünfte zeigen sich, anlässlich eines Umzugs durch die Innenstadt, in ihren historischen Kleidern der Bevölkerung.

Illustration: Daniel Müller
Illustration: Daniel Müller

Text: Toby Merkli

Da die Berufsfeuerwehr Zürich (BF) heuer ihr 100-Jahre-Jubiläum feiert, lud die Zunft zu Wiedikon eine Delegation der BF an den Umzug ein. Als die Anfrage für das Sechseläuten kam, war mir sofort klar: Da möchte ich dabei sein! Schliesslich hatte ich auf den Tag genau vor 17 Jahren bei SRZ zu arbeiten begonnen. Und so kam es, dass ich einige Tage vor dem Umzug durch unser Kleiderarchiv wuselte und nach einer passenden Uniform von früher suchte; was übrigens gar nicht so einfach war — anscheinend waren damals nur «Bräzelibuebe» eingestellt worden. Nach langem Suchen fand ich die perfekte Kleidung: eine schwarze Filzhose mit roten Zierstreifen, ein Jackett mit goldenen Knöpfen und elegant glänzenden Patten sowie eine schicke Offiziersmütze. Passend zu den alten Uniformen liehen wir aus dem Museum der Berufsfeuerwehr zwei alte Schlauchwagen aus, die man damals von Hand ziehen musste, und richteten sie für den Umzug her.

Am Vormittag des Sechseläuten-Montags versammelte sich das Grüppchen von rund zwanzig Berufsfeuerwehrleuten in der Wache Süd. Und ja, ein wenig nervös war ich schon, aber ich freute mich riesig auf den Tag. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Bleicherweg, wo wir auf die Zünfter der Zunft zu Wiedikon und ihre Ehrengäste trafen. Es gab eine kurze Begrüssung durch den Zunftmeister und den Zugchef, dann hiess es einreihen und Abmarsch Richtung Bahnhofstrasse, wo der offizielle Umzug begann. Unterwegs reihten sich vor und hinter unserem Trupp immer mehr Zünfte ein, und plötzlich waren wir mittendrin. Ich erblickte Tausende ZuschauerInnen am Strassenrand, andere Zünfte kamen uns entgegen, und aus dem Nichts erschien meine Tante, umarmte mich und überreichte mir Blumen — ein unbeschreibliches Gefühl. Auf dem Weg zum Sechseläutenplatz erkannte ich erstaunlich viele bekannte Gesichter und durfte nochmals einige Blumen entgegennehmen.

Als wir nach der Rudolf-Brun-Brücke in das Limmatquai einbogen, nahm die Spannung zu. Beim Anblick des Zunfthauses zur Zimmerleuten, das kurz danach auftauchte, bekam ich Gänsehaut. In Gedenken an unseren Kameraden, der beim historischen Einsatz in diesem Gebäude verunglückte, hielten wir an, drehten uns ab und verneigten uns. Die meisten Zuschauer erkannten den Sinn dieser Geste wohl nicht. Sie bedankten sich und winkten uns zu. Für uns war es ein besonderer Moment.

Wir erreichten den Sechseläutenplatz, so nahe am Böögg war ich noch nie. Umgeben von Hunderten Zünftern gab ich mich dem Staunen hin und genoss die lange Zeit bis zum grossen Chlapf. 37 Minuten und 59 Sekunden versprechen zwar einen schlechten Sommer, aber dafür war es ein einmaliger und sehr eindrücklicher Tag für mich. Auf dem Rückweg tat ich es den erfahrenen Zünftern gleich und verschenkte meine Blumen an die Zuschauerinnen. Wir liessen den Tag im Restaurant Falken, dem Stammlokal der Zunft zu Wiedikon, gemütlich ausklingen.

Im Namen der Delegation bedanke ich mich bei Peter Wullschleger, Zugchef der Zunft zu Wiedikon, dass er uns dieses Erlebnis ermöglichte.

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