Vorlage im Detail
Vorlage 2: Neubau Wache Nord mit zentraler Einsatzlogistik für Schutz & Rettung Zürich
Ausgangslage
Ungleiche Notfallgrundversorgung auf dem Stadtgebiet
Feuerwehr und Rettungsdienst sollen ihre Einsatzorte innert 10 Minuten nach Alarmeingang erreichen. Mit den bestehenden Standorten (Wache Süd, Wache Zentrum und Wache Flughafen) kann Schutz & Rettung Zürich diese Vorgaben nur ungenügend erfüllen. Insbesondere im Norden der Stadt Zürich dauert es oft länger, bis Hilfe eintrifft. Gleichzeitig zeichnet sich in den Aussenquartieren ein besonders starkes Bevölkerungswachstum ab. Unter Berücksichtigung der Verkehrs und Siedlungsentwicklung plant die Stadt deshalb zusätzliche Standorte im Norden, Westen und Osten für dezentral organisierte Wachen von Schutz & Rettung. In einem ersten Schritt ist nun der Neubau einer Wache Nord vorgesehen.
Grundauftrag von Schutz & Rettung Zürich
«Wir schützen und retten Menschen, Tiere, Sachwerte und die Umwelt – rund um die Uhr.» So lautet der Grundauftrag von Schutz & Rettung Zürich. Wie gut dieser Auftrag erfüllt wird, ist messbar. Als Messgrösse dient die Zeit ab Eintreffen eines Alarms bei den Rettungskräften bis zu deren Eintreffen am Einsatzort – die sogenannte «Ausrückzeit» der Feuerwehr und die «Hilfsfrist» des Rettungsdiensts. Gemäss Vorgaben der Feuerwehrkoordination Schweiz und der Gebäudeversicherung Kanton Zürich ist eine Ausrückzeit von 10 Minuten in 80 Prozent der Einsätze einzuhalten. Die Rettungsdienste wiederum sollen aus medizinischen Gründen auf eine Hilfsfrist von 10 Minuten in 90 Prozent der Einsätze hinarbeiten. So geben es der Interverband für Rettungswesen und die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich vor. Im Notfall zählt jede Minute.
Bauprojekt
Neue Wache Nord in Oerlikon
An der Binzmühlestrasse 156 in Oerlikon will die Stadt auf dem südlichen Areal des Unterwerks Oerlikon des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (ewz) die Wache Nord für Feuerwehr und Sanität erstellen. Sie bietet die nötige Infrastruktur für den 24-Stunden-Schichtbetrieb der Berufsfeuerwehr, des Rettungsdiensts für die Notfallversorgung und des Verlegungsdiensts für medizinisch stabile Patientinnen und Patienten sowie für den Übungs- und Einsatzbetrieb der Milizfeuerwehrkompanie Nord. Die ehemalige Anlage des ewz wurde Ende 2020 demontiert. Auf dem Grundstück ist eine Altlastensanierung notwendig. Für ein sicheres und schnelles Ausrücken der Einsatzfahrzeuge wird der Verkehr an der Binzmühlestrasse mit einer Bedarfs-Lichtsignalanlage jeweils kurzzeitig angehalten.
Siebengeschossiger Neubau
Für den Neubau der Wache Nord führte die Stadt einen Architekturwettbewerb durch, den das Architekturbüro Enzmann Fischer Partner AG für sich entscheiden konnte. Das geplante L-förmige Gebäude umfasst sieben Geschosse: In den beiden Untergeschossen werden Technik- und Lagerräume, Abstellplätze für die Einsatzfahrzeuge und eine Waschanlage eingerichtet. Im Erdgeschoss sind unter anderem Fahrzeughallen, eine Fahrzeug-Reparaturwerkstatt, die Warenanlieferung und im Aussenbereich eine Tankstelle vorgesehen. In den vier Obergeschossen werden mehrheitlich Büros, Aufenthalts- und Ruheräume, Garderoben, Logistikräume und Werkstätten untergebracht. Lichthöfe versorgen die Arbeitsbereiche mit Tageslicht.
Das eigentliche Zentrum des Neubaus bildet die grosse, stützenfreie Übungshalle, die unmittelbar an den Aussenbereich anschliesst. Dieser dient als Zufahrt, Anlieferung und Manövrierfläche und kann als Übungsplatz genutzt werden. Um einen kostengünstigen Unterhalt zu gewährleisten, werden für den Bau des Gebäudes vorwiegend robuste, einfache und langlebige Materialien wie zum Beispiel Recyclingbeton oder Kalksandstein verwendet. Die Fassade besteht aus geschlossenen Elementen und Fenstern.
Zentrale Einsatzlogistik
In der neuen Wache Nord wird auch die zentrale Einsatzlogistik untergebracht. Dadurch können Logistikflächen zusammengelegt werden, die heute auf mehrere Standorte verteilt sind. In der zentralen Einsatzlogistik sorgen die Logistik- und Garagenbetriebe von Schutz & Rettung dafür, dass die Einsatzkräfte jederzeit rasch und sicher ausrücken können: Sie beschaffen und warten alle Fahrzeuge, Maschinen und medizinischen Geräte und sorgen für die richtigen Arbeitskleider und Schutzausrüstungen. Im Zentrallager wird das gesamte nötige Material vom Pflaster bis zum Feuerwehrschlauch verwaltet und rechtzeitig ersetzt. Für die Bewältigung von Grossereignissen und für Sonder und Grossanlässe auf dem ganzen Stadtgebiet hält die zentrale Einsatzlogistik ausserdem Spezialeinsatzmittel und vorgefertigte Materialsets bereit. Die funktionalen Räume ermöglichen optimale Arbeitsabläufe und die Einhaltung der heute geltenden Anforderungen an Sicherheit und Hygiene.
Energie und Ökologie
Der geplante Neubau erfüllt den Minergie-P-ECO-Standard. Für die Wärme- und Warmwasserversorgung bezieht die Wache Nord Fernwärme von Entsorgung + Recycling Zürich. Auf dem Dach und an der Süd-Fassade wird eine Photovoltaik-Anlage angebracht.
Die Freiflächen bieten wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. So werden die seitlichen Freiflächen als Flusslandschaft mit Kies, Sand und Totholz gestaltet und mit einheimischen Sträuchern, Gräsern und Kräutern bepflanzt. Die Begrünung der gesamten Dachfläche mit trocken geprägter Vegetation ist insbesondere auf Kleinlebewesen wie Wildbienen ausgerichtet. In die Fassadenkonstruktion werden Nistkästen für Mauersegler integriert. Die Umzäunung der Anlage und die Rückseite der Garageneinfahrt werden vertikal begrünt.
Kosten
Der Objektkredit von 107 Millionen Franken setzt sich wie folgt zusammen:
Kostenübersicht Neubau Wache Nord
Total Franken | |
Grundstück | 100 000 |
Vorbereitungsarbeiten | 7 600 000 |
Gebäude | 60 300 000 |
Betriebseinrichtungen | 8 300 000 |
Umgebung | 1 000 000 |
Baunebenkosten | 5 300 000 |
Ausstattung | 2 400 000 |
Total Erstellungskosten | 85 000 000 |
Altlastensanierung | 6 700 000 |
Lichtsignalanlage mit Werkleitungen | 1 300 000 |
Reserven | 14 000 000 |
Total Kredit | 107 000 000 |
(Preisbasis: 1. April 2020)
Die Gebäudeversicherung Kanton Zürich wird für die Aufwendungen für Gebäudeteile und Einrichtungen, die Feuerwehrzwecken dienen, einen Finanzbeitrag von 10 Prozent leisten. Es ist mit einem Beitrag von maximal 4,8 Millionen Franken zu rechnen.
Folgekosten
Die jährlichen Folgekosten für Verzinsung und Abschreibung der Investitionen sowie für den Betrieb belaufen sich auf 7,8 Millionen Franken.
Termine
Der Baubeginn für den Neubau der Wache Nord mit zentraler Einsatzlogistik ist auf März 2022 geplant. Inbetriebnahme und Bezug sind für 2025 geplant.
Antrag
Für den Neubau der Wache Nord mit zentraler Einsatzlogistik wird ein Objektkredit von 107 Millionen Franken bewilligt. Die Kreditsumme erhöht oder vermindert sich entsprechend der Änderung des Baukostenindexes zwischen der Aufstellung des Kostenvoranschlags (Preisstand 1. April 2020) und der Bauausführung.