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Frauenvertretung in den städtischen Politarenen

29. April 2015 - Christian Gschwendt

Seit 1971 haben die Frauen das Recht, an eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen teilzunehmen sowie sich in politische Ämter wählen zu lassen. Der Frauenanteil in den eidgenössischen Parlamenten hat sich seither kontinuierlich erhöht und erreichte in der Legislatur von 2007 bis 2011 einen Höchstwert von 28 Prozent. Die Daten der Statistik der Schweizer Städte geben nun Aufschluss, wie gut Frauen in den städtischen Parlamenten und Regierungen vertreten sind. Diese Daten erlaubten bereits Aussagen zu den Parteistärken.

Als Städte gelten hier Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Es wird zudem zwischen drei Grössenkategorien unterschieden: gross (Bevölkerung über 100 000), mittelgross (20 000 bis 100 000) und klein (10 000 bis 20 000).

Frauen in den Städteparlamenten weiterhin untervertreten

Die Frauenanteile in den Parlamenten der Städte nahmen zwischen 1980 und Mitte der 2010er-Jahre in allen Städtekategorien konstant zu und haben sich seither stabilisiert. 2014 wie 1980 sassen in den Legislativen der grossen Städte (Zürich, Genf, Basel, Lausanne, Bern und Winterthur) anteilsmässig mehr Frauen als in jenen der kleinen und mittelgrossen Städte. In den grossen Städten liegt der Frauenanteil 2014 bei 36,7 Prozent. Die kleinen und mittelgrossen Städte weisen in ihren Parlamenten einen Frauenanteil von 29,3 respektive 28,6 Prozent auf. Dies entspricht ziemlich genau dem aktuellen Frauenanteil im Nationalrat (29 %). Im Ständerat wird aktuell jeder fünfte Sitz (19,6 %) von einer Frau bekleidet.

Am weitesten von einer ausgeglichenen Repräsentation der Geschlechter entfernt ist Arosa. In dessen 14-köpfigen Legislative ist keine Frau vertreten. Deutlich untervertreten sind die Frauen auch in den Parlamenten von Neuhausen am Rheinfall (10 %), Davos (11,8 %) und Val-de-Travers (12,2 %). Ein fast ausgeglichenes Geschlechterverhältnis findet man in der Genfer Legislative (48 %).

Grafik 1: Frauenanteil in den städtischen und eidgenössischen Legislativen und Exekutiven, 1980 – 2014. 10 000 steht für Städte mit einer Bevölkerung zwischen 10 000 und 20 000, analog für restliche Kategorien.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den eidgenössischen und städtischen Exekutiven. Im Bundesrat waren die Frauen bis 1984 nicht vertreten. 26 Jahre später stellten sie aber für zwei Jahre eine Mehrheit in der eidgenössischen Exekutive. In den städtischen Regierungen nahm der Anteil Frauen seit 1980 zu – in den grossen Städten wiederum schneller als in mittelgrossen und kleinen. Mittlerweile hat er sich aber in allen Städtekategorien bei gut einem Viertel stabilisiert.

In 18 der 147 Städte sind gar keine Frauen in der Exekutive vertreten. Die Städte Carouge, Plan-les-Ouates und Onex verfügen hingegen über eine Zweidrittel-Frauenmehrheit. Auch in den Regierungen von Aarau, Spiez und Herisau sitzen mehr Frauen als Männer. In der 30-köpfigen Exekutive Solothurns sind die Geschlechter gleichberechtigt vertreten: Frauen und Männer stellen je 15 Mitglieder.

Starke Gegensätze zwischen Links und Rechts

Beim Blick auf die Geschlechterverhältnisse der gewählten städtischen Volksvertreterinnen und -vertreter fallen deutliche Gegensätze zwischen den einzelnen Parteien auf. Bei den rechtsbürgerlichen Parteien SVP und FDP sind weniger als ein Viertel der Gewählten Frauen – bei der SVP liegt dieser Anteil mit einem Sechstel am tiefsten. Bei der Grünen Partei sind es hingegen 42,6 Prozent und bei der SP 38,6 Prozent. Einzig die EVP hat mit 44 Prozent einen höheren Frauenanteil.

Grafik 2: Anteil Frauen unter den gewählten Volksvertreterinnen und Volksvertretern der einzelnen Parteien in städtischen und eidgenössischen Legislativen, 2014

Im National- und Ständerat liegen die Frauenanteile bei den fünf Parteien SVP, FDP, BDP, CVP und GP (noch) tiefer als in den städtischen Parlamenten. Am grössten ist die Untervertretung in der SVP-Fraktion: Mit 6 von 59 ist in der Bundesversammlung nur gut jedes zehnte SVP-Mitglied eine Frau. Bei SP, GLP und EVP ist das Gegenteil der Fall; deren Frauenanteil ist auf Bundesebene höher als in den Städten – die EVP wird sogar einzig durch zwei Frauen im Nationalrat vertreten.

Bis auf einzelne Ausnahmen sind die Frauen in den städtischen Legislativen und Exekutiven unterrepräsentiert. Zwischen 1980 und Mitte der 2000er-Jahre nahmen die Frauenanteile in den städtischen Parlamenten und Regierungen sowie den eidgenössischen Parlamenten zwar stetig zu. Dieser Trend setzte sich aber seither nicht mehr fort. Die Frauen machen in der Schweiz 50,6 Prozent und in den Städten 51,2 Prozent der Bevölkerung aus. Mit weniger als einem Drittel aller Parlaments- und Regierungssitze auf Städte- und Bundesebene sind sie von einer angemessenen Repräsentation in der Politik noch weit entfernt.

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