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Seit Anfang 2020 stagniert in Zürich die Bevölkerungszahl

Von der Jahrtausendwende bis 2019 ist die Stadt Zürich noch deutlich gewachsen. Seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 stagniert dagegen die Bevölkerungszahl. In der ersten Jahreshälfte 2021 zogen erheblich weniger Personen nach Zürich als vor der Pandemie. Das war vor allem bei den Jahresaufenthalterinnen und -aufenthaltern sowie bei den Schweizerinnen und Schweizern der Fall. (19. August 2021 – Klemens Rosin)

Von 2000 bis 2019 verzeichnete die Stadt Zürich ein ausgeprägtes Bevölkerungswachstum (Grafik 1). In den letzten sechs Jahren dieses Zeitraums betrug die jährliche Zunahme jeweils über 5000 Personen. Das grösste Wachstum gab es im Jahr 2017 (+7628 Menschen). Ende 2019 ging man davon aus, dass der bisher höchste Endjahresbestand aus dem Jahr 1962 bald übertroffen würde: Bis zur damaligen Rekordmarke von 440 180 Personen fehlten noch etwa 6200 Personen. Doch es kam anders: Seit der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr stagniert die Bevölkerungszahl. Per Ende Juni 2021 wohnten 434 369 Personen in Zürich – also nur geringfügig mehr als im Dezember 2019 (+361 Personen).

Grafik 1: Bevölkerungsentwicklung pro Halbjahr. Die y-Achse (Bevölkerungsbestand) beginnt in der Grafik nicht bei null.

Deutlich weniger Zuzüge im ersten Halbjahr 2021 als in den Jahren vor der Corona-Pandemie

Im Jahr 2020 verlief die Bevölkerungsentwicklung deutlich anders als in den Jahren zuvor. Doch wie sieht es im ersten Halbjahr 2021 aus? Bewegen sich die demografischen Prozesse Geburten, Todesfälle, Zuzüge und Wegzüge wieder in einem ähnlichen Bereich wie vor der Corona-Pandemie? Oder gleicht das Jahr 2021 bis jetzt eher dem Jahr 2020? Im Folgenden werden die Werte des ersten Halbjahres 2021 mit den Zahlen der ersten Hälfte der jeweiligen Jahre verglichen.

In der ersten Jahreshälfte 2021 wurden 2666 Kinder geboren. Das sind ungefähr gleich viele wie im ersten Halbjahr 2020 (2756 Neugeborene) und der ersten Hälfte des Jahres 2019 (2716 Babys; Grafik 2, «Geburten, Todesfälle»). In Zürich gab es offensichtlich keinen Corona-Babyboom. Im ersten Halbjahr 2021 starben etwas weniger Personen als in den ersten Hälften der Jahre 2020 und 2019. Das kann daran liegen, dass im Dezember 2020 in Zürich die Sterberate deutlich höher war als in den Vorjahren (Link).

In der ersten Jahreshälfte 2021 zogen rund 17 000 Personen zu (Grafik 2, «Zu-/Wegzüge»). Das sind etwa gleich viele wie im ersten Halbjahr 2020, aber etwa 3000 weniger als im ersten Halbjahr 2019 (-17 %). Bei den Wegzügen ist der Unterschied zwischen dem 2021er- und dem 2019er-Wert geringer (-5 %).

Da es in Zürich in der ersten Jahreshälfte 2021 deutlich mehr Geburten als Todesfälle gab, war der natürliche Saldo (Geburten minus Todesfälle) klar positiv (Grafik 2, «Veränderungen»). Das war bereits in den Vorjahren der Fall. Anders sieht es beim Wanderungssaldo (Zuzüge minus Wegzüge; jeweils erste Jahreshälfte) aus: Bis 2019 war der Wanderungssaldo positiv, ab 2020 negativ. Mit anderen Worten: Seit Beginn der Corona-Pandemie vor eineinhalb Jahren zogen mehr Menschen weg als zu. Im ersten Halbjahr 2021 betrug der Wanderungssaldo -1429 Personen.

Grafik 2: Veränderungen im ersten Halbjahr, 2015 bis 2021

Weniger Zuzüge durch Personen mit B-Ausweis und Schweizer Pass

Vor allem die geringeren Zuzüge sorgten dafür, dass die Bevölkerungszahl im Vergleich mit den Jahren vor der Corona-Pandemie stagniert. Bei welchen Bevölkerungsgruppen gingen die Zuzüge am meisten zurück? In der ersten Jahreshälfte 2021 zogen deutlich weniger Jahresaufenthalterinnen und -aufenthalter nach Zürich als noch im ersten Halbjahr 2019 (-1224 Personen respektive -14 %; Grafik 3, «Zuzüge»); auch bei den Schweizerinnen und Schweizern wurden weniger Zuzüge verzeichnet (-1049 Personen; -13%).

Die rückläufigen Zuzüge bei ähnlich vielen Wegzügen wirken sich auf den Wanderungssaldo aus (Grafik 3, «Wanderungssaldo»): Schon vor der Corona-Pandemie zogen zwar mehr Schweizerinnen und Schweizer aus Zürich weg als zu; seit 2020 ist deren Wanderungssaldo jedoch noch stärker negativ. Die Jahresaufenthalterinnen und -aufenthalter sorgten in den Jahren vor der Pandemie mit ihrem positiven Wanderungssaldo massgeblich dafür, dass die Stadt Zürich wuchs. In der ersten Jahreshälfte 2020 war dieser Wert zwar immer noch positiv, jedoch bloss noch halb so gross wie im ersten Halbjahr 2019. Im Jahr 2021 liegt der Wanderungssaldo der Menschen mit B-Aufenthaltsbewilligung zwar etwas höher als 2020, erreicht aber längst nicht mehr das Niveau von 2019 (jeweils nur erstes Halbjahr).

Grafik 3: Zuzüge, Wegzüge, Wanderungsaldo (jeweils erste Jahreshälfte)

In der ersten Jahreshälfte 2020 und 2021 war die Summe der Zuzüge zwar ähnlich, doch es gibt Unterschiede: Vor allem bei den Jahresaufenthalterinnen und -aufenthaltern gingen die Zuzüge wegen des Shutdowns im April und Mai 2020 deutlich zurück. Ein ähnlich einschneidendes Ereignis gab es 2021 nicht.

Grafik 4: Zuzüge nach Monat

Bevölkerungswachstum in 14 von 34 Stadtquartieren

In den Jahren vor der Corona-Pandemie konnten fast alle Stadtquartiere zulegen: Von 2015 bis 2019 stieg die Bevölkerungszahl in 32 von 34 Stadtquartieren an. In der ersten Jahreshälfte 2020 war das nur noch in 12 Quartieren der Fall. Im ersten Halbjahr 2021 wuchsen 14 Stadtquartiere. Dabei handelt es sich nur teilweise um die gleichen Quartiere wie im Vorjahr (zum Beispiel Seefeld und Wollishofen). Am stärksten waren die Zunahmen in den Quartieren Seefeld, Wollishofen und Seebach. Der Bevölkerungsrückgang war im Sihlfeld, in Affoltern und in Alt-Wiedikon am ausgeprägtesten.

Grafik 5: Veränderung pro Halbjahr: Mittel der Jahre 2015 bis 2019, 1. Halbjahr 2020 und 1. Halbjahr 2021

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