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«things are getting better all the time…» im Helmhaus

Medienmitteilung

David Chieppo, Anne-Lise Coste, Dieter Hall

Das Helmhaus Zürich fordert sein Publikum mit einer emotionalen Künstlerin und zwei emotionalen Künstlern heraus, die Politisches und Privates, Unbewusstes und Reflektiertes, Spielerisches und unmissverständliche Botschaften direkt auf uns loslassen. Dass dabei «alles immer besser wird», entspricht der unberechenbaren Mischung aus Ernst und Ironie, die unsere Gegenwart kennzeichnet.

12. April 2017

Wer es wagt, sich mit unpopulärer Direktheit mit der Gesellschaft zu konfrontieren, läuft Gefahr, an den Rand gedrängt zu werden. Wer sich für sein Unbewusstes öffnet, gerät in ungesichertes Terrain und entblösst sich. Dieses Entblösste, Unpopuläre wird nun im Helmhaus ausgestellt. Hinter ihm steht eine Botschaft: dass, was gern verdrängt wird, dazugehört – zu unserer Gesellschaft, zu unserer Zeit. Und dass einen Fehler macht, wer solche Positionen als Aussenseiter abstempelt, ausgrenzt und ausschliesst – wie Strassenhunde. Im Gegenteil: Wir kommen nicht um sie herum. Und tun gut daran, genau hier hinzuschauen. Von der gegenwärtigen Konsumbetäubung, von Meinungsdesign und Pseudoliberalismus könnte eine Ausstellung wie diese dort hinlenken, wo die Essenz, die Freiheit des Denkens (und Handelns!), begraben ist. Strassenhunde wissen wo. 

In einer rationalen, sprachzentrierten «Hirnwelt» will Anne-Lise Coste (geboren 1973) dem Sinnlichen Raum geben. Ihre Selbstkontrolle legt sie bewusst ab, wenn sie buntfarbige, übergrosse Knochen auf blendend weissen Grund malt – ungelenk und selbstvergessen. Oder entstellte Selbstbildnisse, vor denen sie selbst erschrickt, weil sie ihr zugleich so nah und so fremd sind. «Wir sind alle Affen», sagt Coste ebenso unkonventionell wie wahr.

David Chieppo (geboren 1973) hat sich trotz einer akademischen Schulung seine ganze Wildheit und Unberechenbarkeit erhalten. Tiere und Heilige, Politiker und Soldaten sind die Protagonisten in seiner Welt – die eben auch die unsrige ist, nur haben wir uns nie getraut, die Dinge so rückhaltlos zusammen zu denken. Dieter Hall (geboren 1955), eine knappe Generation älter als Chieppo und Coste, ist seit jeher ein Meister im «Zusammendenken». Exemplarisch zeigt sich das in seinen neuen Collagen, zu denen im Zürcher Wolfsberg Verlag nun eine Publikation erscheint. Auch er hält sich nicht an die Gesetze des politisch Korrekten und übertritt sie ebenso spielerisch wie bewusst. 

Der Titel der Ausstellung, «things are getting better all the time…» (ein Beatles-Zitat), ist natürlich in einer Zeit, die nicht weiss, wo es sie hintreibt, eine ironische Provokation. Sie zielt auch auf die Selbstironie hin, die der Künstlerin und den beiden Künstlern eigen ist. Ausgeprägte Höhen und Tiefen gab es in ihrem Leben. Mindestens die Hälfte davon haben sie in den USA und in Frankreich verbracht und stellen regelmässig auch in Zürcher Galerien aus. 

Vielfältiges Veranstaltungsprogramm

Gesprächsveranstaltungen zur Ausstellung drehen sich um vertherapierte Künstler und die Etablierung einer Kultur der Hoffnung. Um das Spannungsfeld zwischen Naivität und Reflexion geht es in einer Diskussion zwischen der Künstlerin, den Künstlern und dem Kurator der Ausstellung, Simon Maurer – dies in der Reihe «Willkommen in der Problemzone». Führungen und Workshops für Kinder ergänzen das Vermittlungsprogramm.