Für die nationalen Wahlen 2019 wurde eine Rekordbeteiligung erwartet. Insbesondere bei jüngeren Wählerinnen und Wählern sowie bei den Frauen wurde aufgrund von Mobilisierungseffekten wie Klima- und Frauenstreik eine hohe Beteiligung vorausgesagt. Diese Erwartungen haben sich nicht erfüllt.
Keine Rekordbeteiligung
Die Beteiligung am Urnengang vom 20. Oktober 2019 liegt lediglich 0,5 Prozentpunkte höher als vor vier Jahren – damals gaben 48,7 Prozent der Stadtzürcher Wahlberechtigten ihren Stimmrechtsausweis ab. Frauen und Junge beteiligten sich nicht öfter als an den letzten eidgenössischen Wahlen – im Gegensatz zu den kantonalen Wahlen im Frühling dieses Jahres. Bei diesen trugen vor allem Frauen und Junge zu einer um fast 4 Prozentpunkte höheren Beteiligung bei. Mit 36,2 Prozent lag sie insgesamt dennoch deutlich unter der Beteiligung bei den diesjährigen nationalen Wahlen (49,5 Prozent). Generell locken nationale Wahlen mehr Wählerinnen und Wähler an die Urnen – und zwar offenbar unabhängig von Alter und Geschlecht. Die beträchtlichen Verschiebungen im politischen Gefüge sind vermutlich nicht primär auf neue Wählerinnen und Wähler zurückzuführen, sondern darauf, dass die bestehende Wählerschaft anders gewählt hat.
Ältere gehen doppelt so häufig wählen wie Junge
Für Personen zwischen 21 und 78 Jahren gilt: je älter, desto höher die Beteiligung am Urnengang. Ab dem 79. Lebensjahr sinkt die Beteiligung wieder. Am höchsten lag sie mit 69 Prozent bei den 78-jährigen Männern. Generell beteiligten sich Frauen (47,4 %) etwas seltener als Männer (51,8 %). Dies gilt allerdings nicht für die Jungen: Bei den 18- bis 28-Jährigen lag die Beteiligung der Frauen (38,1 %) höher als die der Männer (35,1 %).
Hohe Beteiligung am Zürichberg, tiefe Beteiligung in Zürich-Nord
Ein Korridor mit hoher Wahlbeteiligung zieht sich vom Höngger- zum Zürichberg. Am höchsten war die Beteiligung in den Quartieren Fluntern, Oberstrass und Hottingen, wo über 60 Prozent der Wahlberechtigten am Urnengang teilnahmen. Auch im Quartier Escher Wyss war die Beteiligung mit 59 Prozent vergleichsweise hoch. Im Gegensatz dazu nahmen in den Stadtquartieren Hirzenbach, Schwamendingen-Mitte, Saatlen, Seebach, Affoltern und Altstetten vergleichsweise wenig Wahlberechtigte am Urnengang teil – weniger als vier von zehn Personen gaben dort ihren Stimmrechtsausweis ab.
Datenquelle: gescannte Stimmrechtsausweise
Die Analyse beruht auf den eingereichten Stimmrechtsausweisen (ESRA). Auf diesen ist ein persönlicher Code aufgedruckt. Dieser wurde mit einem Auszug aus dem Personenregister verglichen, der alle stimmberechtigten Personen enthält. Die ESRA werden getrennt von den Wahl- und Abstimmungsdokumenten erfasst und die gewonnenen Daten anonymisiert. Auf diese Art lässt sich bestimmen, wer am Urnengang teilgenommen hat, nicht aber, ob diese Personen an den Nationalrats- oder Ständeratswahlen teilgenommen haben. Auch ist nicht ersichtlich, ob und wen sie gewählt haben.