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Publikation

Juni 2022

Persönlich-Kolumne: Starke Gesellschaften lassen Vielfalt zu

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich
Juni 2022

Persönlich-Kolumne: Starke Gesellschaften lassen Vielfalt zu

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich

Ein Kind, das bei seiner Geburt aufgrund des Körpers als Mädchen eingeordnet wurde, pocht seit dem Kleinkindalter darauf, dass es ein Junge ist. Die Familie in meinem Bekanntenkreis will ihrem Kind eine selbstbestimmte Identität ermöglichen. Doch sie musste einige Hürden überwinden, damit es nun als Junge eingeschult werden kann. Ich erzähle diese Geschichte, weil sie zeigt, wie entscheidend das Verständnis von Familie und Freundeskreis, Behörden und Institutionen für Menschen ist, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen zugewiesen wurde.

Anfang Juni hat der Stadtrat bekräftigt, dass die Stadt Zürich in ihrer Kommunikation alle Geschlechter gleichberechtigt ansprechen will – neben Frauen und Männern auch non-binäre Menschen. Also Personen, die sich nicht oder nicht nur als weiblich oder männlich bezeichnen. Da und dort wurde ich gefragt, ob die Stadt Zürich denn keine dringenderen Probleme habe. Das hat mir zu denken gegeben. Denn gerade die Tatsache, dass wir als Gesellschaft Minderheiten anerkennen und ihre Anliegen ernst nehmen, zeichnet uns aus und macht uns stark. Trans und non-binäre Menschen sind keine Bedrohung für all jene, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde. Wenn wir als Gesellschaft hingegen ausblenden oder gar verneinen, dass es trans und non-binäre Menschen gibt, verwehren wir ihnen die Selbstbestimmung und grenzen sie aus.

Das «Zurich Pride Festival» steht dieses Jahr unter dem Motto «Trans – Vielfalt leben». Ich wünsche mir, dass dieses Motto nicht nur am kommenden Wochenende auf der Kasernenwiese gilt, sondern immer und überall in unserer Stadt.

Corine Mauch
Stadtpräsidentin