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Erfahrungsberichte aus der Beratung

Es ist immens wichtig, dem Kind Entwicklung zu ermöglichen. Erfahrungen stärken das Selbstvertrauen und die Selbstkompetenz des Kindes. Es kennt seine Grenzen sehr genau.

Ein Vater berichtete in der Beratung, sein knapp einjähriger Sohn sei vom Bett gestürzt. Danach sei der Kleine selber vorsichtiger geworden. Die Eltern fassten wieder Vertrauen, als er selbständig gelernt habe, rückwärts vom Bett herunter zu steigen. Sie begleiteten ihn ermunternd und trauten es ihm zu. Sie unterstützten sein Autonomiebedürfnis.

Ein anderes Beispiel stammt von einer Mutter, die ihr Kind eines Tages auf der obersten Stufe einer steilen Treppe, welche auf die Dachterasse führte, fand. Sie sei furchtbar erschrocken und hätte ihr Kind angeschrien, was es da mache. Das Kind erschrak und hätte dadurch runterfallen können, was zum Glück nicht passierte.

Wie kann man in einer solchen Situation kühlen Kopf bewahren?

Wichtig und hilfreich ist, Warnungen oder Hilfestellungen positiv zu formulieren. Ein unterstützender Ansatz ist beispielsweise die «gewaltfreie Kommunikation» von Marshall Rosenberg. Es handelt sich dabei um eine Haltung, wie wir mit uns und anderen Menschen umgehen wollen. Diese Haltung berücksichtigt die Bedürfnisse des Gegenübers. Es geht um ein Miteinander, nicht um Macht über andere. Es geht um gegenseitigen Respekt und Wertschätzung. Diese Art der Kommunikation vermeidet alles, was beim Gegenüber Angriff, Vorwürfe, Kritik und Beleidigen auslösen könnte. Man bittet und wünscht, anstatt zu fordern. Hilfreich dazu sind Fähigkeiten wie Aufrichtigkeit und Empathie.

Das Prinzip kann in vier Schritte aufgeteilt werden:

a) Beobachtung: Zuerst sollen wir beobachten, was in einer Situation tatsächlich geschieht. Wichtig ist es unsere Beobachtung ohne Beurteilung oder Bewertung mitzuteilen.

b) Gefühle: Nun müssen wir umschreiben wie wir uns fühlen, wenn wir diese Handlung beobachten. Es muss zwischen Gedanke und Gefühl unterschieden werden.

c) Bedürfnis: An dieser Stelle sagen wir, welche Bedürfnisse hinter diesen Gefühlen stehen.

d) Bitte: Dieses Element bezieht sich darauf, was wir vom anderen wollen. Die Bitte ist positiv und konkret formuliert.

Bezogen auf die oben genannte Situation des Kindes auf der Treppe, könnte die Reaktion der Mutter lauten: «Ich sehe, dass du ganz nach oben gestiegen bist. Ich habe ein wenig Respekt, dich so in der Höhe zu sehen. Es ist toll, dass du dich gut festhältst am Handlauf. Ich fände es gut, wenn du nun langsam und vorsichtig wieder hinuntersteigst.»

Übung in der «freien Wildbahn»

Am besten schützen Eltern ihre Kinder, wenn sie ihnen einen normalen Umgang mit Risiken vorleben. Kinder beobachten genau, wie sich ihre Eltern verhalten. Sie schauen alles ab und kopieren gerne. Laufen also Mama und Papa nicht bei Rot über die Strasse, stehen die Chancen gut, dass es das Kind auch nicht tut.

Der deutsche Kinderarzt Herbert Renz-Polster fordert auf, Kinder raus in die freie Wildbahn zu lassen, wo der Wind des echten Lebens weht. Der weht dort, wo andere Kinder aus möglichst verschiedenen Altersgruppen anzutreffen sind. Da lernen Kinder sich füreinander einzusetzen. Sie lernen sich zu verteidigen und vor anderen zu bestehen. Sie merken, dass sie wichtig sind, aber nicht der Mittelpunkt. Sie können Einfluss haben, beherrschen aber nicht die Welt. Sie erfahren Möglichkeiten und Grenzen, welche weitaus glaubwürdiger sind als jene von sehr vorsichtigen Erwachsenen. Sie als Eltern kennen ihr Kind am besten, beachten sie die Individualität, denn jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Zeitplan.

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